Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ruge, Georg
Anleitungen zu den Präparierübungen an der menschlichen Leiche (Band 2): Präparation der Blutgefässe und des Nervensystems — Leipzig, 1888

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5963#0059
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Eröffnung des Schädels.

51

in die feinsten Verzweigungen zu verfolgen. Sind die Arterien injiziert,
so präprariere man dieselben genauer.

In der Stirnregion stelle man den Sl frontal., die Art. front., die Art. supraorbit.
und den It. frontal, der Art. tempor. dar; in der Temporalregion präpariere man das
Endstück der Art. temporalis mit deren Stirn- und Scheitelaste und den N. auriculo-
temporalk; hinter der Ohrmuschel kommen die Art. auricul. post. und Art. occipilal.,
der -V. occipitalis maior et minor in lSetracht.

Dann präpariere man auf beiden Seiten den Muse, frontalis, den
31. auriculdris superior und den M. occipitaüs. Von den Endsehnen
des Epicranius gehe man zur Präparation der Galea aponeurotica über,
welche seitlich bis zur oberen Schläfenlinie und von dieser in die ober-
flächliche Schläfenfascie zu verfolgen ist. n

Es folge die Darstellung der tiefen Schläfenfascie.

Die Galea und der Epicranius werden wie die Haut durch zwei senk-
recht gegeneinander gerichtete Schnitte zerlegt, die vier Lappen vom
knöchernen Schädeldache nach vorn und hinten, soweit die Haut abgelöst
ist, mit einem stumpfen Instrumente abgelöst. Die Fascia temporal, prof.
schneide man von der Schläfenlinie los und präpariere nun auch den M.
temporalis vom Knochen bis einige Centimeter oberhalb der Ohrmuschel ab.

Der nächstfolgende Eingriff ziele auf die Entfernung der knöchernen
Kalotte durch einen Sägeschnitt hin.

Mit einem Meißel zeichne man sich die Schnittlinie auf der harten
Knochenfläche vor. Die Linie soll horizontal um die ganze Peripherie
des Schädels verlaufen, vorn mindestens 2 cm vom Supraorbitalrande ent-
fernt sein und unter den Tubera frontalia, hinten etwas unterhalb des
größten Vorsprunges des Occiput liegen. Die Schläfe wird dann von der
kreisförmigen Linie einige Centimeter oberhalb der Ohrmuschel getroffen.

Beim Durchsägen des Knochens muss der Schädel fest auf der Unter-
lage ruhen.

Während mit der rechten Hand der Sägeschnitt von der rechten Seite
des Leichnams ausgeführt wird, ruhe die linke Hand auf dem knöchernen
Schädeldache so, dass der Daumen dem Sägeblatte eine feste Lage so
lange erhält, bis dieses in den Knochen eingreifend von selbst geleitet wird.
Der andere Präparant, welcher nach der Ermüdung des Erstbeschäftigten
diesen ablöse, bedecke den Kopf mit einem Tuche und fixiere ihn mit
beiden Händen.

Die Säge muss scharf sein ; sie soll leicht geführt werden, so dass
man mehr durch die Schwere des Instrumentes, als durch starken Druck
den Sägeschnitt ausführt. Man hüte sich davor, das Sägeblatt abgleiten
und dadurch Verletzungen der haltenden Hände verursachen zu lassen.
Mit der Säge übe man stets lange, ergiebige Schnitte aus, damit die ganze
Schärfe ausgenützt wird. Dabei gewöhne man sich daran, sägend zu-
gleich durch das Gefühl die Konsistenz der jeweilig durchschnittenen Teile
zu prüfen. So leicht und so wichtig dies ist, so rasch erlerne man es,

4*
 
Annotationen