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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 3): Lehre von menschlicher Proportion: Entwürfe zur Vermessungsart der Exempada u. zur Bewegungslehre ; Reihschriftzyklen ; der Aesthetische Exkurs ; die Unterweisung der Messung ; Befestigungslehre ; Verschiedenes — Berlin, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29733#0167
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D. REINSCHRIFT DER AUSGABE 1513

D. REINSCHRIFT
DES E BUCHES DER
1513 GEPLANTEN AUSGABE

Dürer begann nicht erst im Jahre 1323 oder knapp vorher, die Lehre von menschlicher Proportion aus-
zuarbeiten. Er trug sich bereits viel früher mit einem umfassenden Lehrbuchplan, der 1312/13 so weit
gediehen war, daß der ihm bekannte und befreundete Christoph SAeurl in einer seiner Publikationen
schreiben konnte: Dürer habe als einziger unter den damals Lebenden (nostro aevo) ein Werk De ratione
pingendi verfaßt. Uber den Umfang der Thematik dieses LehrbuAes der Malerei sind wir durch ausführ-
liche Inhaltsangaben unterrichtet.
Ende 1313 oder bald danach wurde das Malcrbuchprojekt vorläufig zurüAgestellt, um zunäAst einen
Hauptteil daraus, ein SAriAwerk über die Proportionen des MensAen, fertig zu maAen. In den zehn
Jahren, die bis zur zweiten Editionsabsidit 1323 dazwisAen lagen, waren zahllose Studien und Entwürfe
zustande gekommen und hergestellt worden. Versucht man, die Materialien zu ordnen, so ergeben sich im
wesentliAen vier Themenkreise, die auf den gleiAen Inhalt hinzielen, wie er in der endgültigen Lehre
von mensAlicher Proportion entgegen tritt, im einzelnen jedoch beträAtliAe Unterschiede auf weisen.
Diese vier Themenkreise sind: 1. Vermessungen von Männern und Frauen sowie eines Kindes nach aliquoten
KörperbruAteilen mit Hilfe des „Teilers" und Konstruktion der wichtigsten Körperglieder, Kopf, Hand
und Fuß; 2. Vermessungen von Männern und Frauen naA dem Modulverfahren der Exempeda mit Hilfe
des „Meßstabes"; 3. Veränderungen der so ausgearbeiteten Proportionstypen beider Vermessungsarten mit
Hilfe von vier Umkonstruktionsmöglichkeiten und Studien zur Variation des Kopfes; 4. Die Bewegungs-
mögliAkeiten der aufgestellten Proportionsfiguren und die VerdeutliAung des Bewegungsprinzipes in der
Stereometrisierung. Mither gingen dauernd mathematisA-geometrisAe und perspektivische Interessen.
Aus diesen Materialien war 1323 eine Lehre von mens Ali Aer Proportion in ihrer damals für Dürer mög-
liAen Ganzheit organisA erwaAsen, so daß er an die Herausgabe in BuAform denken konnte. SAon vor
AufbruA in die Niederlande hatte er begonnen, die Stoffbereiche zu ordnen, zu gliedern, zu gruppieren
und unterriAtliA für sein Leserpublikum endgültig zu formulieren. Als erste Teilresultate entstanden
die ReinsAriften der unter IA und B b abgedruckten Zyklen. DoA das waren noA keine Druckvorlagen,
und der dauernd auf Vervollkommnung bedaAte Dürer war damit niAt zufrieden. Er stellte daher naA
seiner Rü&kehr von der Reise für die Veröffentlichung abermals eine Reinschrift und ReinzeiAnungen her
und übergab das Ausgeführte Pirckheimer zur DurAsicht, dem er auch in einem naA mehreren Entwürfen
ebenfalls reingesAriebenen Widmungsbrief die Publikation zueignen wollte.
Wie die Veröffentlichung beschaffen gewesen wäre und wie sie ausgesehen hätte, darüber gibt die ReinsAriA
des ersten Buches, wie sie im Mscr. Dresden R 147* erhalten ist, AufsAluß. Es muß aber im Herbst 1323
weitaus mehr druckreif geordnet und formuliert gewesen sein als dieses erhaltene erste BuA, sonst hätte
der Verfasser nicht bereits Vorwort und festen Wortlaut der Widmung abgefaßt und reingesArieben und
dabei auf den weiteren Inhalt Bezug genommen. Dergleichen gesAieht normalerweise erst dann, wenn das
zum DruA bestimmte Werk zur Gänze fertig ist und der Satz beginnen kann.
Aus der Vorrede und dem AbsAnitt über den GebrauA des „Teilers", deren Angaben bisher niAt zur
Genüge ausgewertet wurden, und in dem Dürer sowohl von einer andern (als der im I. Buch gezeigten)
Vermessungsart und vom Verändern und Verkehren der in den ersten zwei Büchern vorgeführten Pro-
portionstypen als von zwei in der Publikation folgenden Themen spricht, geht hervor, daß damals bereits
mindestens drei Bücher fertig waren, die in dem LehrbuA enthalten sein sollten.

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