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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 3): Lehre von menschlicher Proportion: Entwürfe zur Vermessungsart der Exempada u. zur Bewegungslehre ; Reihschriftzyklen ; der Aesthetische Exkurs ; die Unterweisung der Messung ; Befestigungslehre ; Verschiedenes — Berlin, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29733#0291
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:is

333

F. a. DER ÄSTHETISCHE EXKURS. ENTWÜRFE NR. ti

Wer sy raws kan reissen, der hat sy. Die macht
dich dan, das dw nit gantz feist.
Vnd so hii dy geometria antryff, mag man etiich
ding beweisen, das sy war sind. EttliA ding mus
man aber bey der meinvng vnd vrteiii der men-
sAen bieiben lassen, wy dy weitHAen reAt reAt
330 sind vnd dy obiniar./" der menschen vrteilt.^ Je
genewer dein werck dem leben gemes ist, ie besser
dein wer& sein soll. Vnd dis ist eigentlich wor.
Dorum nym nymer mer für diA, das dw etwas
bessers gleichnus eins dings wollest oder mügest
333 maAen, dans gott seiner erschaffnen natur zw
würcken hat geben zw fermügen. Des halb ist
besAlossen, das ein mensA aws eignen sinen ny-
mer mer ein sAön biltnus kün machen, es sey dan
sach, das dw dein dag aws viii abmachens sAöner
360 bilder, die dw van awssen ein gefast hast, daraws
dw kanst durch glernte kunst new teilung daraws
finden, also das dw an tzeigest, was heimlichen
schätz, den dw gesamelt hast, jn dir ferb[or]gen
leit, an dag gibt. Das ist dy new creatur, dy dw
363 der gstalt halben jn deinem hertzen schobfstzV
Es mag siA awch begeben, aber schwerliA, das
einer so gewis werd durch Reisige lange vbung vnd
gros erfarnus, das er aws eygnem vberkumen fer-
stand an ein gegen gesicht,^ das er ab maA, etwas
370 bessers zw werck tzich dan ein ander eins myndern
ferstands, der do vill lebendiger mensAen ab
moAt.
Vnd dorum, wer dortzw kumbt, das er nit albeg
darff ab maAen, der hatz so vill besser. Aber gar
373 wenig kumen zw disem ferstand, das sy nach lan-
ger mü etwas gerechtz aws jrem ferstand maAen.
Dorum welche aws eim rechten ferstand ein guten
gebrawch erlangt haben, den ist wöll müglich, an
allen gegen würfDs etwas gutz zw maAen, als vill
380 mensAlich ist."" Aber den anderen ist es vnmüg-
liA. Dan dise ding geraten nit vngeferlichV
Bey disem sey wissentliA, das kein meister dy
beste glidmas bey einem menschen allein find. Dan
345. dan] Z<??7^. 349 f. reAt sind]
330. der mensAen] ä&er Zer'A?. 334. gleiAnus eins dings]
;'a SoM/cge aMter Zei/e. 357. mensA] en gertr;'-
Aea. 339. sAöner sAöner /Ij. 363. ferbrogen Hr. 366.
aber sAweriich] mV UertaeiraHgrzerV'ea am
367. gewis] Ze/7^, <7araa^r geübt Heisige]

es lebt keiner awff ertriA, als wir gedengken, der
do alle wolgestalt an jm hab.
Dan jst manAer schan, noA dan^ find man ein
anderen, der jn anderen dingnen noA schöner ist
dan der, wy woll jn jener jn etlichen teilen mag
vber treffen.
Es begibt sich, das zwen menschen gefunden wer- 390
den, bede sAon vnd löblich, vnd ist awA keiner
jn der mas vnd art dem anderen gleich. Dy men-
schen ferstend awA nit, welcher schöner sey. Also
blint ist vnser erkantnus. Dorum ist dem mensAen
solchs schwer zw vrteilln. 393
[108 b] Aws dem folgt, das siA ein gwaltigen
künstner sich nit zw begeben ist awff ein art
allein,49 sunder das er jn mencherley weis geübt
sey. Das bringt dan den ferstand, das er mach,
welchs man van jm beger. 400
Vnd als dan aws den obgemelten meinvngen mag
einer tzornig, gütig'*'" vnd allerley gestalt wissn
maAen.
Das kan ein jtlichs für sich selbs gut gemaAt wer-
den. 403
So dan einer zw dir kumbt, will haben ein Satur-
nium, Martiall oder Fenerem,^ so würstw aws den
forbemeltn lern leichtliA beriAt, was mas dw
dortzw brawchen sölt.
Also ist durch dy mas van awssn allerley ge- 410
schlecht der mensAn an zw tzeigen, wy sy fewrig,
luftig, wesserig oder jrdisch sind. Dan der gwalt,
wy for gesagt, get durch alle werck. Die fersten-
digen gesellen werden dis ding woll mercken vnd
wissen, was ein rechter brawch ist. Dan daz wissen 413
ist warhaff, aber dy meinvng betrewgt off.
Dorum glawb jm selber keyner zw 611, awff das
keiner jrrig jn seim werck Werd vnd ferfell.
Aber ein jtlicher nem das gwisser an, er lerns van
anderen oder das ers selbs erhnd. 420
Doch hüt diA, van denen zw lernen, dy do woll
fan der saA reden vnd dy mit jren henden albeg
strefflichc*'- werg gemacht haben, der jch vill ge-
sehen hab. Dan wen dw jn folgst, so ferfurn sy
dich. Dan jr werck betzewgt jr vnkunst. 423
Dan es ist ein ander ding zw reden vnd zw than.
406—412. $0 sind
408. lern] 416. oft]
Es mag woll. 421. denen] den

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