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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Editor]
Schriftlicher Nachlaß (Band 3): Lehre von menschlicher Proportion: Entwürfe zur Vermessungsart der Exempada u. zur Bewegungslehre ; Reihschriftzyklen ; der Aesthetische Exkurs ; die Unterweisung der Messung ; Befestigungslehre ; Verschiedenes — Berlin, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.29733#0295
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P. b. DER ÄSTHETISCHE EXKURS. DRUCK i;z8 UND ÜBERSETZUNG

liAenn bildes mit seinen iinicn wilt eyn zihen auff
allen gestraAten teyl linien vnd darzwisAen, so
mustu gar eben aAt haben, das du kein vngestait'
J3 maAest. Dann zwischen aussen herumb den zwerA
!inien wirdet angezeigt die leng der ghd vnd art,
vnd auff jnen wirdet angezeygt die di&e vnd brey-
ten des selben ortz. Do selb ist dem sAreyben naA
nit zu feiend
20 ß Aber zwisAen den zwerA linien feit man
leyAtliA. Dann etwan zeuAt man die ding zu vil
hineyn oder herauß, so werden dann die selben
ding daselbst zu dick, dünn, breyt oder sAmal.
Dann dise ding sind hie vmb kurtz willen nit so
23 gantz gnaw besArybenn, das so gar mer&liA wer,
als das mans eim von der hand wis, wie es zu geen
solt.
4 Des halb gedenck iA mir, es wirdet noA man-
Aer, der im auffreyssenn vngesAickt ist, so er naA
30 meinem fursAreyben maAt vnd verderbtz, mir die
sAuld aufflegen vnd sagen, iA hab soliAs vbel be-
sAryben. Darumb welicher naA disen buchlein
bilder wirdet auffreyssen vnd der saAen nit wol
beriAt ist, den wirdet erstliA die saA sAwer an-
33 kumen.
ß Aber der selb ste! als dann ein mensAen für
sich, der zu der selben maß beyleufftig tuglich" sey.
DarnaA zieh er dann die eussern linien, so vil er
kan vnnd verstet. Dann das ist gut geaAt: so einer
40 genaw dem leben mit ab maAen naA kumbt, das
es jm gleyA seA vnnd der natur enliA wirdet, vnd
sunderliA wenn, das abgemaAt wirdet, hubsA ist,
so wirdet es kunstliA gehalten vnd, als es wert ist,
wol gelobt.
43 6 Aber fürbaß stet in eins yediiAen willen, ob
oder wie er alle forbesArybne Wörter der vnder-
sAid* wol brauAen.
y Dann einer mag ob er wil lernen mit der kunst,
daryn die warheyt ist, arbeytten, oder an^ kunst,
30 dardurA in der selben freiheyt ein yedlich ding
verfurt wirdet vnd sein mue den verstendigen ein
gespot anzusehen. Dann wol gethane arbeyt ist
Got erliA, dem mensAen nutz, gut vnd liebliA.
Aber vereAtliA arbeyt zu thon in kunsten, ist
32. an anzusehen Df.

streffliA vnd sAad vnnd wirdet verhast in kleinen 33
als in grossen wer&en.
8 Vnd darumb thut not, das ein yetliAer be-
sAeydenheyA in seinem werck brauA, das an das
lieAt kumen sol. Darauß kumbt, wer etwas reAtz
wil maAen, das er der natur niAtz abspreA vnd 60
leg jr niAtz vntregliAs auff.
9 Aber etliA wollen der verendrung so gar wenig
thon, das mans niAt wol mer&enn kan. SolAs sol
niAtz, so mans nit bruffen kan,? vnd zu vil daug
auA niAtz, ein reAt mittel ist das bestA 63
10 Aber das iA inn disem buchlein hieforn so
weyt von einander gefarn bin," hab iA darumb
gethan, das mans in kleinen dingen destbaß spuren
mog. Wer aber mit in ein grosse farn wil, der folg
diser meiner hertikeyt*" nit naA, sunder maA sein 70
ding linder," auff das es nit thirisA werdn, sun-
der das es kunstliA zu sehen sey. Dann die vnder-
sAiden sind nit gut zu sehen, wenn sie vnreAt vnd
nit meysterlich gebrauAt werden.
11 Es ist auA kein wunder, das ein kunstiiAer 73
meyster mancherley vndersAiden der gestalt be-
traAt, die er all kunt maAen, so er zeyt gnug dar-
zu het, der halb er solAs sten muß lassen. Dann
solch zufel*2 sind bey den kunstnern vnzeliA vil
vnd jr gemut voller bildnuß, das jn mügliA zu so
maAen wer. Der halb so eim mensAen vil hundert
jar zu leben verlihen wirdet, der siA solAer kunst
sAickeriiAis brauAte, vnd darzu genaturt,** der
wirdet durA die krafff, die Gott dem mensAen
geben hat, alle tag vil newer gestalt der mensAen 83
vnd andrer creaturen auß zu giessen vnd zu ma-
Aen haben, das man for nit gesehen noA ein ander
gedacht het.
12 [TA] Darumb gibt Gott den kunstreiAen
mensAen in solAem vnnd andern vil gewaltz. Vnd 90
wie wol vil von vndersAyd geredt, so weyß man
doA wol, das alle ding, die ein mensA thon kan,
sich von jn selbs von einander vndersAeyden. Also
das kein künstner lebt, der so gwiß sey, der da
zwey ding so gleych an ein ander kun maAen, das 93
sie nit for ein ander zu erkennen weren. Dann all
vnser thon*s ist keins dem andern reAt vnnd gantz
gleyA.

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