donna galt ihnen dennoch mehrheitlich als frühestes Gemälde des
Ambrosius.'
Seitdem bei der Reinigung des Bildes die ursprünglichen, später aber
übermalten Wappenmotive wieder freigelegt worden waren, bestand
Einvernehmen über den Auftraggeber und den mutmaßlichen Entste-
hungsort des Madonnenbildes. Die Originalwappen ließen sich als die
der Geschlechter von Botzheim und Ycher von Beringen identifizieren,
das Madonnenbild daher mit dem kunstliebenden Konstanzer Kanoni-
ker und Humanisten Johann von Botzheim (um 1480-1535) in Verbin-
dung bringen, der u. a. auch mit Erasmus von Rotterdam in Kontakt
gestanden hatte.8 Botzheim also sollte - wahlweise - Hans oder Ambro-
sius Holbein mit der Ausführung seines Madonnenbildes beauftragt
haben, als einer von diesen (oder auch beide gemeinsam) im Jahre 1514
auf ihrer Wanderung von Augsburg nach Basel durch Konstanz gezogen
seien. An diese Annahme anknüpfend, wurde man bekanntlich auch bald
bei der Suche nach weiteren Werken der Brüder fündig, die diese im dar-
auffolgenden Jahr auf ihrem weiteren Weg nach Basel in Stein am Rhein
geschaffen haben sollten.9
Auf die richtige Fährte bei der Suche nach dem tatsächlichen Schöpfer
des Baseler Madonnenbildes ist erst kürzlich Bernd Konrad gestoßen.10
Bei der Überprüfung der Zuschreibung mehrerer Wandbilder im Festsaal
des St. Georgenklosters in Stein am Rhein an Ambrosius Holbein wies
281 Werkstatt des Matthäus Gutrecht d.J., Heilige Barbara, Chorgewölbe der Pfarrkirche
in Elgg
Konrad auf die Ausmalung des Chorgewölbes der Pfarrkirche von Elgg
bei Winterthur hin, die nachweislich in den Jahren zwischen 1512 und
1514 entstanden ist.11 Unter den hier dargestellten Heiligenfiguren (Abb.
280-281) finden sich enge stilistische, aber auch kostümkundliche Paral-
lelen zu den Ambrosius Holbein zugeschriebenen Frauenfiguren in Stein
am Rhein (Abb. 45-46), vor allem aber zur Baseler Madonna von 1514.
Die Übereinstimmungen betreffen die Bildung der voluminösen Figuren
mit ihren großflächigen Gesichtern, die von einer gewölbten Stirn, gro-
ßen Augen, leicht aufgeworfener Nasenspitze, kleinem Mund, kugeligem
Kinn und am Hals von einem deutlichen Doppelkinnansatz charakteri-
siert werden. Eng verwandt sind auch die weit dekolletierten Gewänder
aus reich plissiertem, weißem Stoff, der an den Ärmeln mehrfach ge-
bauscht und durch Zierbänder wieder eng zusammengeführt wird, oder
die von der Krone kaum gebändigte lockige Haarflut, die über die Schul-
tern herabfällt. Wie Konrad zeigen konnte, dürften alle drei genannten
Werke bzw. Werkkomplexe Arbeiten der Werkstatt des im ersten Drittel
des 16. Jahrhunderts in Konstanz tätigen Matthäus Gutrecht d.J.
(t 1533/34) gewesen sein; im Falle des Baseler Marienbildes sah Konrad
einen nicht näher identifizierbaren Mitarbeiter Gutrechts an der Arbeit.
Daß es sich bei diesem Mitarbeiter aber weder um Ambrosius noch um
Hans Holbein d. J. gehandelt haben kann, das belegt der dokumentierte
Entstehungszeitraum der Elgger Gewölbemalereien - vor 1514, gar
Exkurs 1: Die Madonna mit Kind von 1514 im Baseler Kunstmuseum 349
Ambrosius.'
Seitdem bei der Reinigung des Bildes die ursprünglichen, später aber
übermalten Wappenmotive wieder freigelegt worden waren, bestand
Einvernehmen über den Auftraggeber und den mutmaßlichen Entste-
hungsort des Madonnenbildes. Die Originalwappen ließen sich als die
der Geschlechter von Botzheim und Ycher von Beringen identifizieren,
das Madonnenbild daher mit dem kunstliebenden Konstanzer Kanoni-
ker und Humanisten Johann von Botzheim (um 1480-1535) in Verbin-
dung bringen, der u. a. auch mit Erasmus von Rotterdam in Kontakt
gestanden hatte.8 Botzheim also sollte - wahlweise - Hans oder Ambro-
sius Holbein mit der Ausführung seines Madonnenbildes beauftragt
haben, als einer von diesen (oder auch beide gemeinsam) im Jahre 1514
auf ihrer Wanderung von Augsburg nach Basel durch Konstanz gezogen
seien. An diese Annahme anknüpfend, wurde man bekanntlich auch bald
bei der Suche nach weiteren Werken der Brüder fündig, die diese im dar-
auffolgenden Jahr auf ihrem weiteren Weg nach Basel in Stein am Rhein
geschaffen haben sollten.9
Auf die richtige Fährte bei der Suche nach dem tatsächlichen Schöpfer
des Baseler Madonnenbildes ist erst kürzlich Bernd Konrad gestoßen.10
Bei der Überprüfung der Zuschreibung mehrerer Wandbilder im Festsaal
des St. Georgenklosters in Stein am Rhein an Ambrosius Holbein wies
281 Werkstatt des Matthäus Gutrecht d.J., Heilige Barbara, Chorgewölbe der Pfarrkirche
in Elgg
Konrad auf die Ausmalung des Chorgewölbes der Pfarrkirche von Elgg
bei Winterthur hin, die nachweislich in den Jahren zwischen 1512 und
1514 entstanden ist.11 Unter den hier dargestellten Heiligenfiguren (Abb.
280-281) finden sich enge stilistische, aber auch kostümkundliche Paral-
lelen zu den Ambrosius Holbein zugeschriebenen Frauenfiguren in Stein
am Rhein (Abb. 45-46), vor allem aber zur Baseler Madonna von 1514.
Die Übereinstimmungen betreffen die Bildung der voluminösen Figuren
mit ihren großflächigen Gesichtern, die von einer gewölbten Stirn, gro-
ßen Augen, leicht aufgeworfener Nasenspitze, kleinem Mund, kugeligem
Kinn und am Hals von einem deutlichen Doppelkinnansatz charakteri-
siert werden. Eng verwandt sind auch die weit dekolletierten Gewänder
aus reich plissiertem, weißem Stoff, der an den Ärmeln mehrfach ge-
bauscht und durch Zierbänder wieder eng zusammengeführt wird, oder
die von der Krone kaum gebändigte lockige Haarflut, die über die Schul-
tern herabfällt. Wie Konrad zeigen konnte, dürften alle drei genannten
Werke bzw. Werkkomplexe Arbeiten der Werkstatt des im ersten Drittel
des 16. Jahrhunderts in Konstanz tätigen Matthäus Gutrecht d.J.
(t 1533/34) gewesen sein; im Falle des Baseler Marienbildes sah Konrad
einen nicht näher identifizierbaren Mitarbeiter Gutrechts an der Arbeit.
Daß es sich bei diesem Mitarbeiter aber weder um Ambrosius noch um
Hans Holbein d. J. gehandelt haben kann, das belegt der dokumentierte
Entstehungszeitraum der Elgger Gewölbemalereien - vor 1514, gar
Exkurs 1: Die Madonna mit Kind von 1514 im Baseler Kunstmuseum 349