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Sauerlandt, Max
Das Sofabild oder die Verwirrung der Kunstbegriffe — Hamburg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.20001#0009
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Das Sofabild

oder die Verwirrung der Kunsibegriffe

Die Frage der Künstlernot, die während der letzten Jahre
die Gemüter in immer steigendem Maße beunruhigt hat,
scheint der Lösung nahe zu sein, ja, sie ist eigentlich schon
gelöst.

Wie es so oft bei der Beantwortung der schwierigsten Fragen
geht, so ist es auch hier gewesen. Die ganze Sache beruhte
offenbar nur auf einem Mißverständnis. Nur dies Mißver-
ständnis brauchte aus dem Wege geräumt zu werden, und
des Rätsels Lösung war sogleich gefunden.
„Die Gegenwart," so lesen wir in dem Vorwort eines Aus-
stellungsverzeichnisses neuer Kunst, „die Gegenwart und
vielleicht noch mehr die Zukunft verlangen soziale Ein-
stellung. Soweit die Kunst lebensunnötiger Luxus ist, ist
sie keine Angelegenheit der Allgemeinheit. Ist die Kunst
und so auch der Künstler für die menschliche Wirtschaft
notwendig — und wir sind davon überzeugt —, so hat sie sich
auch dem Gesetz der menschlichen Wirtschaft, dem Gesetz
von Angebot und Nachfrage zu unterwerfen. Es hat nie-
mand das Recht, als Künstler leben zu wollen, wenn seine
künstlerische Leistung nicht begehrt wird, Und die öffent-
liche Kunstpflege hat nie und nimmer die Pflicht, die Kunst
etwa um des notleidenden Künstlers willen zu unterstützen.
Ein Künstler hat, wie jeder andere Mensch, ein Anrecht auf
seine Kunst, aber darum noch lange keinen Anspruch darauf,
aus seiner Kunst seinen Lebensunterhalt zu fordern. Es
kann für ihn nicht heißen ,Tue etwas!' — es kann nur hei-
ßen ,Tue das, was die menschliche Wirtschaft durch Nach-
frage als ein Bedürfnis zu erkennen gibt. Nicht deine Wün-
sche, deine Arbeit sind nötig, sondern allein notwendig ist,

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