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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0009
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— 5 —

erledigen versucht. Diese Lücke auszufüllen ist das Ziel der vor-
liegenden Arbeit: Schreiber und Adler mussten ergänzt, in einigen
Stücken auch berichtigt werden3: dazu galt es, der ältesten Frei-
burger Kirche ihren Platz anzuweisen in der Reihe verwandter
mittelalterlicher Architekturen am Oberrhein.

Die Frage nach der geschichtlichen Entwickelung unserer Bau-
kunst in der ausgehenden romanischen Stilperiode kann mit Zu-
verlässigkeit erst gelöst werden, wenn die Entstehungszeit der ein-
zelnen Baudenkmäler nicht mehr in Frage steht; erst müssen die
Einzelthatsachen festgestellt sein, bevor sich aus ihnen das Gesamt-
bild aufbauen kann. Wenn aber schon in den Fällen, wo wir so
glücklich sind, urkundliche Notizen über Kirchenbrände oder Altar-
weihen zu besitzen, doch erst genaue Analyse und stilkritische Be-
trachtung der Denkmäler eine Datierung ermöglicht, so gilt dies
noch viel mehr von dem ältesten Bau des Freiburger Münsters, für
dessen Geschichte uns das urkundliche Material bis ans Ende des
XIII. Jahrhunderts so gut wie ganz im Stiche lässt und wohl auch
im Stiche lassen wird. Denn da Schreiber gerade die ältesten Teile
der Uberlieferung am gründlichsten bearbeitet hat, dürfen wir höch-
stens von einem glücklichen Zufall neue Aufschlüsse erwarten.

Es wird also unsere Aufgabe sein, durch eingehende Betrach-
tung der ältesten, heute noch erhaltenen Teile des Freiburger
Münsterbalis ein Bild von dem ursprünglichen Gesamtplan zu geben,
und diesen samt all seinen Einzelformen in Beziehung zu setzen
mit einigen verwandten, mehr oder minder zuverlässig datierten
Werken der oberrheinischen Architektur; wir werden uns dabei zu
hüten haben, in den Fehler früherer Arbeiten zu verfallen, die durch
unkritisches Befolgen zweifelhafter Traditionen oder durch unbe-
gründete, willkürliche Hypothesen den Boden verdarben, auf dem sie
bauen sollten.

Gesamtanlage des ältesten Münsterbaus.

Die ältesten Teile des Freiburger Münsters, welche schon
deshalb eine gründlichere Analyse verdienen, als sie ihnen bisher zu

3 In der selben Absicht entstand auch der zweite Teil dieser Arbeiten
,,die Baukunst des XVI. Jahrhunderts in Freibnrg", der demnächst in der Zf't. f.
Geschichte des Oberrheins erscheinen wird.
 
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