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blume, einer Knospe endigt. An der Stirnseite der nördlichen Pfeiler
befindet sich endlich ein hornartig vorspringender, nach unten ge-
bogener Haken, für den etwa Bildungen wie die auf Strebe-
pfeilern des Münsters zu Bonn eine Analogie bieten können.7S Der
Strebebogen ist vollkommen sicher gespannt, von einem Dreipass
durchbrochen und mit einer Zinkenreihe gekrönt; im Anschluss an
die Obermauer wird er von einer Konsole getragen, deren Form einem
Kapitell ähnelt, ohne dass aber Spuren von einer Anordnung von
Wandsäulen an dieser Stelle vorhanden sind, wie sie z. B. das Strass-
burger Langhaus zeigt.79
Wie die Architektur dieser Ostjoche eine im Vergleich zu stil-
verwandten Arbeiten, etwa dem Querhaus von Strassburg, aulfallende
Armut und Rohheit der Zierglieder aufweist, so hat sie auch noch
an dem plastischen Stil der vorhergehenden romanischen Bauzeit fest-
gehalten : Jene Königsbiider an den Aufsätzen der Strebepfeiler haben
in ihrer ängstlichen Gewandtehandlung und flachen Modellierung den
Stil der Galluspforte, diesmal allerdings in besonders roher Technik,
wiederholt. Einen erstaunlich frischen, lebendigen Zug verrät da-
neben die Tierplastik, welche dieser Meister — schon Adler hat das
bemerkt — in einigen Wasserspeiern und in der Bekrönung der
kleinen, an die Querschiffwände angelehnten Treppentürmchen mit
merkwürdiger Vorliebe und mit grossem Geschick anwandte.
Der Meister.
Wer war dieser eigenartig anziehende Mann, woher brachte er
seine neuen Formen in die Freiburger Hütte, und um welche Zeit
geschah das? Am Rande des Steinhelms auf dem südlichen Türmchen
sitzt ein kleines Figürchen, ein bärtiger Mann, eine Mütze auf dem
Kopf mit untergeschlagenen Beinen80, die Hände auf die Kniee ge-
stützt ; an so hervorragender Stelle offenbar ein Meisterbildnis und
dann zweifellos der Erbauer des Turmes selbst und der Ostjoche.
78 Siehe Abbildung bei Reddenbacher 1. c. Tafel 43 von ihm auf die Zeit
vor 1221 angesetzt.
73 Diese Anordnung mag einer elsässischen Tradition entnommen sein, die
wir z. B. in Rosheini beobachten, wo zur Gliederung der äusseren Lichtgaden-
wände Halbsäulen ohne struktive Bedeutung vor die Lisenen gelegt sind. Abg.
WoLTMANN 1. c.
80 Abb. b. Adlee 471 ist ebenso unglücklich wie die des Wasserspeiers
(Fisch) ebenda; in grossem Massstab Schauinsland Jahrgang 9. Das Figürchen
selbst, 65 cm hoch, ist vor einigen Jahren durch eine Kopie ersetzt. Was F.
Geiges Schauinslatid 9 p. \H vermutete, die Figur sei wohl erst von dem Nach-
folger des Meisters hier aufgesetzt worden, entbehrt, wie mir scheint, objektiver
Begründung.
blume, einer Knospe endigt. An der Stirnseite der nördlichen Pfeiler
befindet sich endlich ein hornartig vorspringender, nach unten ge-
bogener Haken, für den etwa Bildungen wie die auf Strebe-
pfeilern des Münsters zu Bonn eine Analogie bieten können.7S Der
Strebebogen ist vollkommen sicher gespannt, von einem Dreipass
durchbrochen und mit einer Zinkenreihe gekrönt; im Anschluss an
die Obermauer wird er von einer Konsole getragen, deren Form einem
Kapitell ähnelt, ohne dass aber Spuren von einer Anordnung von
Wandsäulen an dieser Stelle vorhanden sind, wie sie z. B. das Strass-
burger Langhaus zeigt.79
Wie die Architektur dieser Ostjoche eine im Vergleich zu stil-
verwandten Arbeiten, etwa dem Querhaus von Strassburg, aulfallende
Armut und Rohheit der Zierglieder aufweist, so hat sie auch noch
an dem plastischen Stil der vorhergehenden romanischen Bauzeit fest-
gehalten : Jene Königsbiider an den Aufsätzen der Strebepfeiler haben
in ihrer ängstlichen Gewandtehandlung und flachen Modellierung den
Stil der Galluspforte, diesmal allerdings in besonders roher Technik,
wiederholt. Einen erstaunlich frischen, lebendigen Zug verrät da-
neben die Tierplastik, welche dieser Meister — schon Adler hat das
bemerkt — in einigen Wasserspeiern und in der Bekrönung der
kleinen, an die Querschiffwände angelehnten Treppentürmchen mit
merkwürdiger Vorliebe und mit grossem Geschick anwandte.
Der Meister.
Wer war dieser eigenartig anziehende Mann, woher brachte er
seine neuen Formen in die Freiburger Hütte, und um welche Zeit
geschah das? Am Rande des Steinhelms auf dem südlichen Türmchen
sitzt ein kleines Figürchen, ein bärtiger Mann, eine Mütze auf dem
Kopf mit untergeschlagenen Beinen80, die Hände auf die Kniee ge-
stützt ; an so hervorragender Stelle offenbar ein Meisterbildnis und
dann zweifellos der Erbauer des Turmes selbst und der Ostjoche.
78 Siehe Abbildung bei Reddenbacher 1. c. Tafel 43 von ihm auf die Zeit
vor 1221 angesetzt.
73 Diese Anordnung mag einer elsässischen Tradition entnommen sein, die
wir z. B. in Rosheini beobachten, wo zur Gliederung der äusseren Lichtgaden-
wände Halbsäulen ohne struktive Bedeutung vor die Lisenen gelegt sind. Abg.
WoLTMANN 1. c.
80 Abb. b. Adlee 471 ist ebenso unglücklich wie die des Wasserspeiers
(Fisch) ebenda; in grossem Massstab Schauinsland Jahrgang 9. Das Figürchen
selbst, 65 cm hoch, ist vor einigen Jahren durch eine Kopie ersetzt. Was F.
Geiges Schauinslatid 9 p. \H vermutete, die Figur sei wohl erst von dem Nach-
folger des Meisters hier aufgesetzt worden, entbehrt, wie mir scheint, objektiver
Begründung.