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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0038
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— 34 —

auch die Abhängigkeit eines Bauwerks von einer andern Hütte nach-
gewiesen werden. Aber gerade diese reifen gothischen Details sind
dem Meister der Freiburger Ostjoche, wiewohl er das Strebesystem
zu handhaben weiss, durchaus fremd: er behilft sich mit einer Wieder-
holung und Weiterbildung romanischer Formen und mit eigenen rohen
Kombinationen, für deren Selbständigkeit es spricht, dass sie zum
Teil jeder Analogie in der frühgothischen Baukunst entbehren. Ander-
seits dürfen wir uns aber auch nicht verhehlen, dass die Bildung
seiner Strebebogen und Pfeiler nicht die einfache sinngemässe Fort-
bildung derjenigen Formen zeigt, die wir um die Wende des Jahr-
hunderts in Basel konstatiert haben; woher er die konstruktive Idee
der neuen Bauweise kannte, darüber können wir einstweilen keinen
Aufschluss geben: unsere Antwort bleibt also eine negative. Da
wir aber die ganze Frage nach der Entwickelungsgeschichte unsrer
Frühgothik dadurch nicht für erledigt halten können, dass thatsächlich
für einige wichtige Bauten seit der Mitte des XIII. Jahrhunderts der
Zusammenhang mit der Isle de France feststeht, so ist auch dies
negative Ergebnis ein Gewinn.

Während in Kolmar wohl um 1250 jener .,maistres humbret"
und bald nachher in Wimpfen jener Architekt, qui unper ex Parisiis
rediit, unzweifelhafte Beweise liefern für die Übertragung der voll-
endeten französischen Bauweise auf. rheinische Bauwerke, überrascht
uns hier ein Meister, der französische Kunst nicht gekannt haben
kann, ein Menschenalter vor jenen mit Formen, welche ein Be-
herrschen der konstruktiven Idee, aber ein vollständiges Vernach-
lässigen der Einzelformen verraten.

Datierung der Ostjoche.

Günstiger steht es nämlich mit der Zeitbestimmung für diese
Bauteile: Adlek setzt sie — sehr bestimmt, aber ohne Gründe —
in die Jahre 1260—68; es scheint, dass er zu dieser Annahme kam
ausgehend von dem ersten Zeugnis für die Baugeschichte des Frei-
burger Münsters, das urkundlichen Wert besitzt:

Am nördlichen Strebepfeiler des Hauptturmes ist ungefähr zwei
Meter über dem Boden die Zahl MCCLXX neben zwei Brodmassen
in den Stein eingemeisselt; daneben finden sich noch eine Reihe
ähnlicher Zahlen: 1317 und 1320 mit der Abbildung eines Brotes;
an der Innenseite ist ein Eisenstab als Längenmass in den Stein
eingelassen, darüber ein Zuber abgebildet, der acht mal gehäuft
einen Karren Holz geben soll83, aus dem Jahre 1295; an der geg-en-

Vgl. zu diesen Bestimmungen Schreiber Beilage 3 und 4.
 
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