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Scheffer-Boichorst, Paul [Editor]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0015
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Schaft. Deren Grad zu bestimmen, ist unsere Aufgabe. Doch muss ich
Einiges über die Arbeiten selbst vorausschicken.

Der älteste Theil der Hildesheimer Annaion kömmt nicht in Betracht;
nur die zweite Fortsetzung liefert uns das gewünschte Material. Doch auch
die erste, welche von 1040 bis 1109 reicht, mag hier eine Erwähnung
finden. Den Namen eines hildesheimer Werkes trägt sie mit wenigem
Grund. Denn bis 1101 stimmt sie wörtlich mit den Annalen von st. Alban
fberein; nur unbedeutende Zusätze, die sich auf die Bischöfe von Hildes-
heim beziehen, 1 lassen den Abschreiber der albaner Annalen als einen
Hildesheimer erkennen. Mit 1101 endigt dann zwar das uns erhaltene
Exemplar des abgeschriebenen Werkes; aber es ist nicht zu bezweifeln, dass
das Werk selbst nicht mit 1101 endigte,2 dass es auch über 1101 hinaus
von dem Hildesheimer abgeschrieben wurde. Mehr als eine Nachricht,
welche er von 1101 bis 1109 bietet, trägt ihren mainzer Ursprung an der
Stirn. Und so wenig dieser erste Fortsetzer ein eigentlich hildesheimer
Werk schrieb, that es auch dessen Nachfolger. Mit dem Jahre 1109 be-
ginnt seine, bis 1137 reichende Arbeit; doch hat er auch zu der Arbeit
seines Vorgängers, bis nach 1077 zurück, mehrere Zusätze gemacht.3
Gerade in diesen Zusätzen heisst es einmal, dass Bischof Hotzol 25 Jahre
und mehrere Tage auf dem bischöflichen Stuhle gesessen. Dürfen wir
daraus folgern, dass der Schreiber ein Hildesheimer war? So unbedingt
nicht: an einem andern Orte konnte man geradesowohl als in Hildesheim
ein näheres Interesse für den Bischof haben. Freilich heisst es auch zu
1089, dass Markgraf Eckbert Hildesheim belagerte und den Bischof Udo
nach langer Belagerung gefangen nahm. Aber diese Angabe scheint noch
weniger von ausschliesslich lokalem Charakter zu sein.4 Gleiches gilt von
Nachrichten der Jahre 1105 und 1114, dass nämlich dor König nach
Hildesheim gekommen und Bischof Udo vor ihm geflohen, dass endlich
dieser Udo gestorben sei. Aber diese Momente mögen gleichwohl für den
hildesheimer Ursprung zeugen; wie sollte ein Hildesheimer des Gogen-
bischofs Brüning vergossen haben, den Bischof Udo ohne Nachfolger sterben
lassen, der Bischöfe Berthold und Bernhard gar nicht gedenken'? Ganz
anders die erste Fortsetzung: hier sind alle Bischöfe verzeichnet; oben
desshalb war der Abschreiber dos st. albaner Werkes ein Hildesheimer.
Dagegen wird die alleinige Erwähnung des Hetzel und Udo kaum das
Gleiche beweisen; der einen Erwähnung gegenüber steht, dass dreier Bi-

1) Vgl. Waitz in den Nachrichten von der (ieorg-Augusts-Univorsität 1857,55 Hg.

2) Dass der Abfall Heinrichs V., diu folgenden Kämpfe und Verhandlungen so
ausführlich erzählt werden, erklären und begründen die Beziehungen, in denen der
Abt von St. Alban zum Kaiser und zum Könige stand. 1105 geht der Abt als
Bote des Kaisers zum jungen König; Meldung und Gegeiimeldung werden genau
nütgetheilt, — ein Umstand, der mir wenigstens für diese Nachricht den st. albaner
Ursprung darzuthun scheint. Im tiebrigen bemerke ich noch, dass mehr als zwanzig
Mal das Wort Mainz oder der Mainzer ausdrücklich genannt wird, der einfachen
Erwähnungen des Erzbischofs Ruthard gar nicht zu gedenken.

S) Sie sind in der Ausgabe durch verschiedenen Druck gekennzeichnet.
4) Cf. Annal. Corboiens. ap. Jafte Bibl. rer. Germ. 1,40.
 
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