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Scheffer-Boichorst, Paul [Editor]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0039
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Proprio tantum episcopatu, sibi suisqüe successoribus a praedicto papa In-
nocentio promeruit. Weiter liest man: Duo circuli, maior et minor, circa
solem apparuerunt 3 kal. jul. circa horam terciam, minor circulus ambiens
Principale templum Pathorbrunnensis sedis et major circumdans civitatem,
(ut) ibidem consistentibus videbatur. Ipsa die hora 9a ipsum principale
templum cum omni fere civitate, proh dolor! incendio conflagravit. Beide
Stellen sind so bezeichnend, dass eine Erörterung über deren lokalen Ur-
sprung ganz überflüssig erscheint; beide finden sich aber auch, mit ganz
geringem, bloss formalem Unterschiede, in den sächsischen und kölner An-
nahm. Damit ist denn der lokale Ursprung des gemeinsamen Werkes
erkannt.

Dieses durch Verglcichung gesichorte Resultat wird man nun, von
Vergleichungen absehend, weiter ausführen und verwerthen dürfen.

Von besonderer Bedeutung ist zunächst eine Stelle der kölner Anna-
hm zu 1114: Gumbertus abbas Paterburgensis obiit 8 id. aug. Daran
schliesst sich zu 1115: Gurnberto abbate mortuo, successit Hamako. Das
nicht näher bezeichnete Kloster ist Abdinghof, jene Stiftung Meinworks, als
deren Abt sich in den Jahren 1100 bis 1109 Gumbert, 1123 bis 1140
Hamako nachweisen lässt.1 Danach ist der lokale Ursprung unserer An-
nahm auf das Engste begrenzt: in demselben Kloster, welches durch die
Vita Meinwerci seinem Stifter ein so würdiges Denkmal setzte, entstanden
die Annahm von Paderborn.

Natürlich konnte auch ein Bericht über die Stiftung selbst nicht
fehlen. Offenbar ist es derselbe, der sich in den sächsischen Annalen zu
1031 findet. Und da hier sogar die Namen der anwesenden Bischöfe ver-
zeichnet sind, da fast alle Worte aus der Stiftungsurkunde entlehnt sind,
so haben wir wohl einen neuen Beweis, dass unsere Annalen in Abdinghof
entstanden.

Noch andere Klosternachrichten wird das Werk enthalten haben;2
nur lässt sich aus dem bisher gewonnenen Material 3 nichts Weiteres ent-
nehmen ; mit vollster Sicherheit darf man voraussetzen, dass jeder Abts-
wechsel verzeichnet war. Wenn uns dieses Verzeichniss nicht erhalten ist,
so liegt der Grund darin, dass der kölner Annalist erst seit 1106 das pader-
borner Werk benutzt, dass der sächsische und hildesheimer für diese, poli-
tisch doch unbedeutenden Männer keinen Kaum hatte.

Um so sorgfältiger hat der Sachse das Antritts- und Todesjahr wenig-
stens der ersten Bischöfe von Paderborn in sein Werk aufgenommen. Seine
Reihe beginnt mit 794: Kex Pathorbruncnsi ecelesie, quam edifieaverat,
Hathumarum primum episcopum constituit. Dieser stirbt 804 und ihm
folgtBadurad. So wird noch dreimal (zu 851. 877 und 900) der Wechsel

1) Cod. dipl. Westf. 1,133 — 18S. 1,151 — 158. 2,C—29.

2) Z. B. dass der Schotte Paternus im Jahre 1058 den Untergang Pader-
°ins vorausgesagt und in den Trümmern ehen des Klosters Abdinghof seinen Tod

gefunden. Vgl. Marian. Scottus M. G. Ss. 5,558. Petrus Damiani 22,0.

°) Einiges ergibt sich aus dem später zu untersuchenden Werke des Gobeli-
üus Persona.
 
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