Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Scheffer-Boichorst, Paul [Editor]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0196
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
186

Danach darf man wohl annehmen: wenn der Liesborner Witte um
1518 nur das Werk Gobelins benutzte, so waren die Annalen schon da-
mals in Paderborn nicht mehr vorhanden. Ebenso wenig haben die Näch-
sten, welche über paderborner Geschichte schrieben, Fabricius, Fürstenberg
und Senaten, obwohl sie doch in Paderborn selbst lebten, von dem einheimi-
schen Werke gewusst. Im 12. Jahrhundert so weit verbreitet, um 1400
noch vorhanden, ist es im 16. und 17. Jahrhundert spurlos verschwunden.2

II. Ueber die st. albaner Annalen und
verwandte Quellen.

Nicht selten sind es einst weit verbreitete Werke, deren Verlust wir
bedauern. Man scheint eines Buches, welches man ausgenutzt hatte, nicht
mehr geachtet zu haben. Sein Bestes hatte man ja in das eigene Werk
übertragen, und wenn man gar Neues hinzugeben konnte, — wozu sollte
man noch für die Erhaltung des ausgenutzten Büches sorgen ? Man liess
es unter die Makulatur wandern. So ist das Geschichtswerk nur gesichert,
wenn das eigene Kloster, in welchem der Verfasser lebte, es vor dem Unter-
gange hütet.

Diese Beobachtung mache ich nicht nur bei den paderborner, sondern
auch bei den st. albaner Annalen, einem einst nicht minder verbreiteten
Werke.

Bis 1101 ist es uns in ursprünglicher Passung erhalten;3 bis 1109
hat es der Hildesheimer fast wörtlich abgeschrieben.4 Doch habe ich viel-
leicht zu viel gesagt: bis 1101 ist es uns in ursprünglicher Fassung er-
halten. Vielmehr scheint mir in unserem Exemplare der albaner Annalen
Einzelnes zu fehlen. Darauf führen die hildesheimer Annalen: wenn man
von den hildesheimer Bischofswechsoln absieht, enthalten sie nur noch zwei
Nachrichten, die in dein erhaltenen Exemplar der albaner Annalen fehlen.
Man wird sofort vermuthen: diese beiden Nachrichten müssen in irgend
welcher Beziehung zu Hildesheira stehen oder sie gehen auf eine reichere
Vorlage zurück. Was aber hat der Slavenzug des Herzogs Magnus und

1) Bruno Fabricius De Vitis abb. st. Petri et Pauli ap. Matthaeus Vet. aevi
annal. 8,514 ed. Il.a Auf dieses, 1605 verfasste Werkeben hat mich Herr B. Greve
aufmerksam gemacht; es ist für die ältere Zeit ganz werthlos; nicht einmal die
Namen der ersten Aebte sind genannt.

2) Ich brauche wohl kaum zu sagen, dass das oft mit unseren Annalen über-
einstimmende chronicon Saxoniae, .quem Parisiis apud stum. Gernianum mscr. ad-
severat Jo. MabilIon,c — Overham Vita b. Meinwerci 257 — das Werk des sächsi-
schen Annalisten ist. Overham selbst hat es vielfach benutzt.

3) Sie sind als Annal. Wirziburg. M. G. Ss. 2,238 — 247 gedruckt. Als
albaner Annalen hat sie Waitz erkannt. Vgl. Nachrichten von de.i 6. A. Univers.
1857. S. 58.

4) Vgl. Seite 5 Anmerkg. 2.
 
Annotationen