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Scheffer-Boichorst, Paul [Editor]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0197
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der Tod des Grafen Konrad von Werl mit hildesheimer Geschichte zu
schaffen ? In der That, es gab ein vollständigeres Exemplar. Das bestätigt
ein Vergleich von zwei anderen Werken. Die erfurter st. Peterschronik ist
von 1073 bis 1101 nur ein Abklatsch der albaner Annalen; auch in die
sächsischen Annalen sind die albaner übergegangen, gleichviel ob vermittelt
oder unvermittelt. Aber sie si»d auch, wie man wohl annehmen muss, die
einzige Quelle, welche dem Sachsen und Erfurter gemein sind. Fände sich
nun in den Werken Beider ein Satz, der hier und dort übereinstimmte, aber
in unserem Exemplare der albaner Annalen fehlte, so dürfte man die Ver-
muthung, welche die hildesheimer Annalen nahe legten, zur Behauptung
erheben. Und der verlangte Satz findet sich; zu 1088 heisst es: Terre
motus factus est magnus 5 id. maii. Das hat der hildesheimer Annalist
bei Seite gelassen, wie etwa auch die Viehseuche und den harten Winter
des Jahres 1044. Wenn anderseits der erfurter Annalist Nichts vom Slaven-
zuge des Herzogs Magnus und dem Tode des Grafen Konrad erzählt, — er
hat hat gar manches Politische über Bord geworfen. Genug, die drei Nach-
richten gehören einem reicheren Exemplare der albaner Annalen.

Wie aber verhalten sich die sächsischen zu den albaner Annalen? Hat
auch hier der Sachse, wie bei den paderborner und hildesheimer Annalen,
Original und Copie benutzt, also die st. albaner und hildesheimer Annalen?
Die Frage scheint schon durch jenen Satz von 1088 beantwortet zu sein.
Aber wir wissen: der sächsische Annalist besass ein anderes, uns höchst
mangelhaft überliefertes Werk, in welchem auch die albaner Annalen be-
nutzt wurden: das Erdbeben von 1088 kann ihm recht wohl durch die
rosenfelder Annalen vermittelt sein. An anderen Stellen lässt sich sogar
beweisen, dass die rosenfelder den Vermittlungsdienst leisteten. Nur genügt
nicht das erhaltene Exemplar; ich muss eine Ableitung heranziehen, die
magdeburger Annalen. Dazu nehme ich noch eine Ableitung des st. al-
baner Werkes, die erfurter st. Petorschronik.

Chron. Sampetr. Annal. Saxo. Annal. Magdeburg.

1101. — vix evasit. Im- — vix evasit. Im- 1101. — vix evasit. Im-

perator Leodio pascha cele- perator Leodio pascha cele- perator Leodio pascha cele-
bravit; filius eius iunior bravit, ubi filius eius junior bravit; filius eius iunior
gladium accepit. gladium accepit. Heuricus gladium accepit. Heinricus

eomes de Lintburch etc. comes etc. Congregatio mo-
Congregatio monachorum in nachorum apud monaste-
Rossenvelde etc. rium sanctae dei genitricis

Mariae in Rosenvelde etc.

Das uns vorliegende Exemplar der st. albaner bricht gerade mit: vix
evasit ab; auch fehlt das Folgende in den hildesheimer Annalen. Aber
diesen fehlt auch Anderes, was das uns vorliegende Exemplar der albaner
enthält. Weiter ist nicht anzunehmen, dass eine zweite Quelle zugleich den
erfurter, sächsischen und magdeburger, bezüglich rosenfelder Annalen zu
Grunde hege. Dann zeigt die übereinstimmende Verbindung mit rosenfelder
Lokalnachrichten, worin jene Sätze beim sächsischen und magdeburger An-
nalisten erscheinen, dass die rosenfelder Annalen vermitteln. Dasselbe er-
kennt man an dem einfachen cui Burchardus successit, welches sich zu
 
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