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anderen auch die Sätze der st. albaner Annalen, die sich in den pegauer
finden. Hier ist das erfurter Werk erst seit 1116 benutzt, bezüglich seit
1115, denn zu 1116 berichten sie von der Befreiung des mainzer Erz-
bischofs,1 welche in übereinstimmendem Wortlaute, aber richtig zum Jahre
1115 die Peterschronik enthält.2
Selbständige Benutzer des albaner Werkes sind der zweite Bearbeiter
der Königschronik, ein Fortsetzer der Chronik des Marianus Scottus,3 der
rosenfelder und disibodenberger Annalist. Was den Kölner betrifft, so habe
ich den Beweis schon früher geführt; 4 der Fortsetzer des Marianus, ein
Mainzer, konnte die albaner Quelle, wie es scheint, nur bis 1095 be-
nutzen ;5 die Ableitung ist schon vom Herausgeber erkannt und bedarf
keiner weiteren Erörterung; auch über das Verhältniss, in welchem der
Disibodenberger und Eosenfelder zu den albaner Annalen stehen, kann kein
Zweifel sein. Hier möchte ich zeigen, wie Beide noch aus einer zweiten
gemeinsamen Quelle schöpften. Man beachte:
a) Schon vor 1101, also zu einer Zeit, für welche die albaner Annalen
selbst noch zur Vergleichung vorliegen, finden sich in den disibodenberger
und rosenfelder Annalen ganz übereinstimmende Sätze, die in den albaner,
in den abgeleiteten hildesheimer und erfurter Annalen fehlen. Es sind: zu
1088 die Ueberiragung des heiligen Nikolaus nach Bari; zu 1092 die Er-
hebung König Konrads, wobei aber die rosenfelder Annalen das hac de
causa und damit auch die in den disibodenberger Annalen folgende Be-
gründung weglassen; zu 1095 und 96 grosse Wunder, de quibus unum
ponatur, (Annal Kosenveld.) — de quibus duo ponamus. (Annal. Disibodenb.)
Vgl. noch zu 1096: et de Judaeis etc. Namentlich die Begründung von
Heinrichs Abfall,6 die offenbar derselben Quelle angehört, wie der Abfall
selbst, dann die grossen Wunder scheinen mir unwiderleglicher Beweis,
dass eine zweite Quelle zu Grunde liege.7 Sie wird man nicht — wie etwa
bezüglich kleinerer Sätze geschehen könnte — auf eine reichere Passung
der albaner Annalen zurückführen dürfen.
1) M. 6. Ss. 16,258..
2) Diese Verhältnisse hat Stühel in seiner Ausgahe des chron. Sampetr. doch
nicht ganz richtig aufgefasst.
3) M. G. Ss. 5,562.
4) Seite 20. 21.
5) Dadurch erkläre ich mir die grössere Lücke zwischen 1095 und 1101,
d. h. zwischen der letzten Entlehnung aus den albaner Annalen und den eigenthüm-
lichen Nachrichten. Vordem hat der Fortsetzer nur die Jahre 1092 und 1094
übersprungen; ich würde nicht einsehen, wesshalb er nun fünf Jahre lang geschwie-
gen, wenn seine bisherige Quelle nicht eben bei 1095 endete; aus eigenem Geiste
wusste er die fünf Jahre nicht auszufüllen.
6) Sie findet sich auch in den stader Annalen M. G. Ss. 16,816. Watten-
bach Geschichtsc[uellen 493 Anii'ierkg. 8 glaubt, dass der Stader sie selbständig der
betreffenden Quelle entnommen habe; doch wäre ja auch möglich, dass die Stelle
nur in unserem lückenhaften Exemplar der rosenfelder Annalen fehle, dass sie durch
das reichere Original den stader Annalen zugeführt sei.
7) Aus derselben Quelle, nicht aus den disibodenberger oder rosenfelder An-
nalen, möchte auch Helmold geschöpft haben.
anderen auch die Sätze der st. albaner Annalen, die sich in den pegauer
finden. Hier ist das erfurter Werk erst seit 1116 benutzt, bezüglich seit
1115, denn zu 1116 berichten sie von der Befreiung des mainzer Erz-
bischofs,1 welche in übereinstimmendem Wortlaute, aber richtig zum Jahre
1115 die Peterschronik enthält.2
Selbständige Benutzer des albaner Werkes sind der zweite Bearbeiter
der Königschronik, ein Fortsetzer der Chronik des Marianus Scottus,3 der
rosenfelder und disibodenberger Annalist. Was den Kölner betrifft, so habe
ich den Beweis schon früher geführt; 4 der Fortsetzer des Marianus, ein
Mainzer, konnte die albaner Quelle, wie es scheint, nur bis 1095 be-
nutzen ;5 die Ableitung ist schon vom Herausgeber erkannt und bedarf
keiner weiteren Erörterung; auch über das Verhältniss, in welchem der
Disibodenberger und Eosenfelder zu den albaner Annalen stehen, kann kein
Zweifel sein. Hier möchte ich zeigen, wie Beide noch aus einer zweiten
gemeinsamen Quelle schöpften. Man beachte:
a) Schon vor 1101, also zu einer Zeit, für welche die albaner Annalen
selbst noch zur Vergleichung vorliegen, finden sich in den disibodenberger
und rosenfelder Annalen ganz übereinstimmende Sätze, die in den albaner,
in den abgeleiteten hildesheimer und erfurter Annalen fehlen. Es sind: zu
1088 die Ueberiragung des heiligen Nikolaus nach Bari; zu 1092 die Er-
hebung König Konrads, wobei aber die rosenfelder Annalen das hac de
causa und damit auch die in den disibodenberger Annalen folgende Be-
gründung weglassen; zu 1095 und 96 grosse Wunder, de quibus unum
ponatur, (Annal Kosenveld.) — de quibus duo ponamus. (Annal. Disibodenb.)
Vgl. noch zu 1096: et de Judaeis etc. Namentlich die Begründung von
Heinrichs Abfall,6 die offenbar derselben Quelle angehört, wie der Abfall
selbst, dann die grossen Wunder scheinen mir unwiderleglicher Beweis,
dass eine zweite Quelle zu Grunde liege.7 Sie wird man nicht — wie etwa
bezüglich kleinerer Sätze geschehen könnte — auf eine reichere Passung
der albaner Annalen zurückführen dürfen.
1) M. 6. Ss. 16,258..
2) Diese Verhältnisse hat Stühel in seiner Ausgahe des chron. Sampetr. doch
nicht ganz richtig aufgefasst.
3) M. G. Ss. 5,562.
4) Seite 20. 21.
5) Dadurch erkläre ich mir die grössere Lücke zwischen 1095 und 1101,
d. h. zwischen der letzten Entlehnung aus den albaner Annalen und den eigenthüm-
lichen Nachrichten. Vordem hat der Fortsetzer nur die Jahre 1092 und 1094
übersprungen; ich würde nicht einsehen, wesshalb er nun fünf Jahre lang geschwie-
gen, wenn seine bisherige Quelle nicht eben bei 1095 endete; aus eigenem Geiste
wusste er die fünf Jahre nicht auszufüllen.
6) Sie findet sich auch in den stader Annalen M. G. Ss. 16,816. Watten-
bach Geschichtsc[uellen 493 Anii'ierkg. 8 glaubt, dass der Stader sie selbständig der
betreffenden Quelle entnommen habe; doch wäre ja auch möglich, dass die Stelle
nur in unserem lückenhaften Exemplar der rosenfelder Annalen fehle, dass sie durch
das reichere Original den stader Annalen zugeführt sei.
7) Aus derselben Quelle, nicht aus den disibodenberger oder rosenfelder An-
nalen, möchte auch Helmold geschöpft haben.