sofern das Paradies noch weit, so weit ist, als in der Wärme des
Südens. Wo das Meer so blau ist und die Bäume so grün, wo die
Sonne die Oliven weckt und — beinahe! — Palmen wachsen.
Ist die Südsee-Sehnsucht wirklich nur Träumen des Groß-
städters, wirklich nur Kontrastgefühl zu der Sättigung mit
Kulturwerten ? Sie ist doch auch Lebenssucht, Ruf nach brei-
terem, vollerem, dichterem Leben, nach Erleichterung der Nah-
rung und Hausung und Kleidung, nach Zeit und Muße zu voller
strömendem Schauen und Schaffen.
Der Maler Rudolf Levy war in Sanary. Hat dort geschaut
und gemalt und stellt nun ein Dutzend Bilder bei Flechtheim
aus. Er ist kein Stürmer, kein „Junger“, kein Streiter. Er
kommt von Cezanne her und breitet dessen Wege. Aus dem
Herben ins Gemäße, aus dem Ertrotzen des neuen Pfades ins
langsame Schreiten auf erweiterter Bahn. So ruht es sich gut
in seinen Bildern. Schauend bleibt man in Sinnen und wärmt
sich das Herz.
Vorerst: es hängt auch ein Porträt zwischen den Landschaften.
Doch es liegt dem Maler nicht, die Seele hinter der menschlichen
Affenhaut zu suchen. Er taucht nicht. Er schwimmt, mit breit
ausholenden, langsamen Stößen, im Licht und in den Farben
des unmittelbar Sichtbaren.
Kein „Genialer“ also. Doch wahr und aufrichtig läßt er sich
in die Bilder strömen. Voll Sonnensehnsucht und voll Farben-
sehnsucht und voll Lichtfreude. Gar wunderschöne Weltecken
sind hier schön gemalt. Ein „Strand“ ist hier, der wirkt, als
wäre er berauscht. Blau, dick und wohlig, fast wollüstig wälzt
sich die See gegen die goldgelben Dünen mit ihren saftgrünen
Gruben, gegen den rosigvioletten Strand, auf dem eine Frau
geräkelt liegt, wie man sich selber räkeln, dehnen, lagern möchte
an diesem lichtdurchwärmten Strand von „Sanary“. Ein
weites, weiches, volles Auge eines breiten Lyrikers sucht die
weiten, weichen, vollen Farben. Im „Blick auf die Bucht“
stehen grüne Bäume und Berge zwischen blauem Meer und
blauem Himmel, im „Hafen“ rahmen die breiten grünen Büschel
gesammelter Baumgruppen wiederum das Blau des lagernden
Wassers und des bleibenden Himmels. Ein weicher, voller
Pinselstrich legt die lyrisch-gerundeten Flächen hin. Ein reiches
Farbensehen bringt die „Straßenecke“, so unsympathisch sie
„an sich“ ist, zu einer Fülle farblich süßer, und doch nicht
schwacher Sensationen. Und in der Hauptansicht von „Sanary“
einen sich gelbe, grüne, blaue, rote, weiße Flächen zu einem
rauschenden Klang gerundeter Entzückung.
Ein „Farbenmaler“. Levy breitet und breitet seine Seele in
diese südliche Welt. Trinkt und trinkt. Und geht gelassen im
Gehege dieser Freuden. Daß es ein Gehege ist, wird er selbst
nicht bestreiten. Doch das ist ja der Vorzug, den der Genießende
15
Südens. Wo das Meer so blau ist und die Bäume so grün, wo die
Sonne die Oliven weckt und — beinahe! — Palmen wachsen.
Ist die Südsee-Sehnsucht wirklich nur Träumen des Groß-
städters, wirklich nur Kontrastgefühl zu der Sättigung mit
Kulturwerten ? Sie ist doch auch Lebenssucht, Ruf nach brei-
terem, vollerem, dichterem Leben, nach Erleichterung der Nah-
rung und Hausung und Kleidung, nach Zeit und Muße zu voller
strömendem Schauen und Schaffen.
Der Maler Rudolf Levy war in Sanary. Hat dort geschaut
und gemalt und stellt nun ein Dutzend Bilder bei Flechtheim
aus. Er ist kein Stürmer, kein „Junger“, kein Streiter. Er
kommt von Cezanne her und breitet dessen Wege. Aus dem
Herben ins Gemäße, aus dem Ertrotzen des neuen Pfades ins
langsame Schreiten auf erweiterter Bahn. So ruht es sich gut
in seinen Bildern. Schauend bleibt man in Sinnen und wärmt
sich das Herz.
Vorerst: es hängt auch ein Porträt zwischen den Landschaften.
Doch es liegt dem Maler nicht, die Seele hinter der menschlichen
Affenhaut zu suchen. Er taucht nicht. Er schwimmt, mit breit
ausholenden, langsamen Stößen, im Licht und in den Farben
des unmittelbar Sichtbaren.
Kein „Genialer“ also. Doch wahr und aufrichtig läßt er sich
in die Bilder strömen. Voll Sonnensehnsucht und voll Farben-
sehnsucht und voll Lichtfreude. Gar wunderschöne Weltecken
sind hier schön gemalt. Ein „Strand“ ist hier, der wirkt, als
wäre er berauscht. Blau, dick und wohlig, fast wollüstig wälzt
sich die See gegen die goldgelben Dünen mit ihren saftgrünen
Gruben, gegen den rosigvioletten Strand, auf dem eine Frau
geräkelt liegt, wie man sich selber räkeln, dehnen, lagern möchte
an diesem lichtdurchwärmten Strand von „Sanary“. Ein
weites, weiches, volles Auge eines breiten Lyrikers sucht die
weiten, weichen, vollen Farben. Im „Blick auf die Bucht“
stehen grüne Bäume und Berge zwischen blauem Meer und
blauem Himmel, im „Hafen“ rahmen die breiten grünen Büschel
gesammelter Baumgruppen wiederum das Blau des lagernden
Wassers und des bleibenden Himmels. Ein weicher, voller
Pinselstrich legt die lyrisch-gerundeten Flächen hin. Ein reiches
Farbensehen bringt die „Straßenecke“, so unsympathisch sie
„an sich“ ist, zu einer Fülle farblich süßer, und doch nicht
schwacher Sensationen. Und in der Hauptansicht von „Sanary“
einen sich gelbe, grüne, blaue, rote, weiße Flächen zu einem
rauschenden Klang gerundeter Entzückung.
Ein „Farbenmaler“. Levy breitet und breitet seine Seele in
diese südliche Welt. Trinkt und trinkt. Und geht gelassen im
Gehege dieser Freuden. Daß es ein Gehege ist, wird er selbst
nicht bestreiten. Doch das ist ja der Vorzug, den der Genießende
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