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Einzelrede bekräftigt wurde, ist zugleich das Amen zu all den an
frühere Geschlechter gerichteten Verheissungen Gottes. Auf den
gottesdienstlichen Höhepunkten des Gemeindelebens, in den Gei-
stesgaben, dem Weissagen und Zungenreden offenbart sich der in
der Gemeinde als seinem pneumatischen Leib (Kol 1 is) wirksame
himmlische Christus und liefert so den Tatbeweis, gleichsam eine
demonstratio ad oculos, dass die alten Gottessprüche erfüllt sind.
Aus demselben Gedankengang heraus kann der Apostel am Schluss
des Briefes 13 5 auf den in der Gemeinde sich offenbarenden Chri-
stus als auf den besten Kronzeugen seines Apostolats hinweisen.
Hieran schliesst sich sinngemäss: die Erfüllung der Gottes-
verheissungen gereicht Gott zum Ruhm durch mich (ob ήμών), so-
fern der Apostel sich seines Anteils an der Gründung der neuen
Christusgemeinde wohl bewusst ist *).
Z u s a m m e n f a s s e n d e s über d i e Gebetsstellen
mit der Formel διά Ιησού Χριστού b e i P a η 1 u s.
Wenn die vorgetragene Auffassung von Kol 317 Ro 18 7 25
zutrifft, so ergibt sich hieraus eine wichtige Folgerung. Es sind
dies die einzigen Stellen, die man zum Beweis dafür anführt, dass
das Gebetsleben des Christen nach Anschauung des Apostels durch
den erhöhten Christus vermittelt sei, so nämlich, dass Christus als
„ Hoherpriester “2), oder als „ Heber-Ver-mittler“3) die Gebete der
Gläubigen vor Gott bringe. Dieser Meinung widerspricht aber
folgendes:
1. Für die Betonung des Umstandes, dass das Dankgebet
durch Vermittlung Christi vor Gott gebracht wird, fehlt im Zu-
sammenhang von Ro 18 7 25 jeder Anlass. Kol 3 17 würde diese

3 Dick, Der schriftstellerische Plural bei Paulus, S. 104, kommt in
der Besprechung des Zusammenhangs an unsrer Stelle zu dem Resultat,
dass „von V. is resp. 19—22 der Plural der ersten Person auf eine wirk-
liche Mehrheit geht“, nämlich jedenfalls auf Paulus und seine beiden
Genossen Silvanus und Timotheus V. 19, vielleicht auch auf die Leser.
Mir scheint zwar in V. 21 das gemeinchristliche Wir möglich (nicht nö-
tig) zu sein, nicht aber in V. 20. Da wirkt doch der Gegensatz von
V. 19 noch nach: Χριστός Ίησοΰς δ έν δμΐν δι’ ήμών κηρυχθείς, also auf
der einen Seite Paulus und seine Gehilfen (δι’ ήμών), auf der andern
Seite die Leser. So wird auch das δι’ ήμών in V. 20 aufzufassen sein.
2) Godet, s. 0. S. 41.
3) Heitmüller, s. 0. S. 39.
 
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