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https://doi.org/10.11588/diglit.960#0047
Vorrede. XLVII
Groll oder der Eile überlassen. Demgemäss wurden die Kör-
per in der sonderbaren und ungeziemenden Weise, welche
das Grab beurkundet hat, niedergelegt. Da sie durch den
Felsen und die Tiefe unter der Oberfläche geschützt waren,
oder aus physischen Ursachen war ihre Verwesung langsam.
Orestes, der bei seiner Rückkehr nothwendig die Umstände er-
fahren musste, entschloss sich, in-Erfüllung seiner vom Gotte
befohlenen Aufgabe, den Todten Genugthuung zu verschaffen.
Er öffnete die Gräber und ordnete die Massregeln zur Verbren-
nung an. Diese war wegen der Tiefe und des Mangels an Luft-
zug unvollkommen; wir mögen uns daran erinnern, dass bei dem
Leichenbegängniss des Patroklos die Winde besonders aufgefor-
dert wurden, den Verbrennungsprocess zu beschleunigen (Ilias,
XXIII, 192—218). Wenn ich die Verbrennung unvollkom-
men nenne, so meine ich, dass dieselbe nicht den Grad erreichte,
dass die Knochen verbrennen konnten; und diese blieben in situ.
Die Masken, die Brustplatte und andere Goldblätter wurden
vielleicht theilweise mit Rücksicht auf die Sitte gebraucht,
theilweise, besonders alles ausser den Masken, um den zer-
störten Körpern den natürlichen Anstand und die Majestät
der Natur wiederzugeben und ihre Zerstörung zu verdecken.
Die überreiche Niederlage von Waffen und werthvollen Sachen
wurde durch kindliche Liebe hervorgerufen. Dasselbe Gefühl
vollendete das Werk bis zur Herstellung der sorgfältig sculp-
tirten vier Grabsteine (noch andere sind gefunden worden
[S. 113], aber ohne Sculpturen), suchte dadurch Ruhm und
Verehrung auszudrücken, und die Ruhestätte der Todten vor
Entweihung durch Raub zu sichern.
Dies ist vielleicht eine verwickelte Lösung; aber eine
Lösung, die auf sehr verwickelte Thatsachen anzuwenden war,
und für welche in jenen Thatsachen wenigstens die Grundlage
gegeben ist. Ich biete sie dar als einen Beitrag zu einer
höchst interessanten Forschung, jedoch nicht mit der Forde-
Groll oder der Eile überlassen. Demgemäss wurden die Kör-
per in der sonderbaren und ungeziemenden Weise, welche
das Grab beurkundet hat, niedergelegt. Da sie durch den
Felsen und die Tiefe unter der Oberfläche geschützt waren,
oder aus physischen Ursachen war ihre Verwesung langsam.
Orestes, der bei seiner Rückkehr nothwendig die Umstände er-
fahren musste, entschloss sich, in-Erfüllung seiner vom Gotte
befohlenen Aufgabe, den Todten Genugthuung zu verschaffen.
Er öffnete die Gräber und ordnete die Massregeln zur Verbren-
nung an. Diese war wegen der Tiefe und des Mangels an Luft-
zug unvollkommen; wir mögen uns daran erinnern, dass bei dem
Leichenbegängniss des Patroklos die Winde besonders aufgefor-
dert wurden, den Verbrennungsprocess zu beschleunigen (Ilias,
XXIII, 192—218). Wenn ich die Verbrennung unvollkom-
men nenne, so meine ich, dass dieselbe nicht den Grad erreichte,
dass die Knochen verbrennen konnten; und diese blieben in situ.
Die Masken, die Brustplatte und andere Goldblätter wurden
vielleicht theilweise mit Rücksicht auf die Sitte gebraucht,
theilweise, besonders alles ausser den Masken, um den zer-
störten Körpern den natürlichen Anstand und die Majestät
der Natur wiederzugeben und ihre Zerstörung zu verdecken.
Die überreiche Niederlage von Waffen und werthvollen Sachen
wurde durch kindliche Liebe hervorgerufen. Dasselbe Gefühl
vollendete das Werk bis zur Herstellung der sorgfältig sculp-
tirten vier Grabsteine (noch andere sind gefunden worden
[S. 113], aber ohne Sculpturen), suchte dadurch Ruhm und
Verehrung auszudrücken, und die Ruhestätte der Todten vor
Entweihung durch Raub zu sichern.
Dies ist vielleicht eine verwickelte Lösung; aber eine
Lösung, die auf sehr verwickelte Thatsachen anzuwenden war,
und für welche in jenen Thatsachen wenigstens die Grundlage
gegeben ist. Ich biete sie dar als einen Beitrag zu einer
höchst interessanten Forschung, jedoch nicht mit der Forde-