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Schliemann, Heinrich
Mykenae: Bericht über meine Forschungen und Ertdeckungen in Mykenae und Tiryns — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.960#0454
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382 Zehntes' Kapitel.

An beiden Orten ist die Töpferwaare sehr primitiver Art. — Das Alphabet
war in Troja bekannt, aber nicht in Mykenae. — Dennoch mögen die beiden
Civilisationen gleichzeitig bestanden haben. — Alles in den Gräbern zeugt
vom gleichzeitigen Tode der Begrabenen in jedem derselben und wahr-
scheinlich in allen fünf. — Traditionelle Ehrfurcht vor den Gräbern. — Die
wiederholt darauf errichteten Grabmäler. — Keine Gräber zwischen den
beiden parallelen Reihen von schrägen Steinplatten, welche als Einfriedigung
der Agora und Bank für die Versammlung dienten. — Die Agora wurde
wahrscheinlich errichtet, als die Grabsteine erneuert und der Altar über das
Vierte Grab gesetzt wurde, unter dem von den Rhapsoden hervorgerufenen
Enthusiasmus. — Alle diese Monumente wurden im Laufe der Zeit im Schutt
begraben, aber die Erinnerung an die Grabstellen blieb frisch in der Tra-
dition, selbst lange nach der Zerstörung der neuen Stadt von Mykenae. —
Zeugniss des Pausanias. — Die Ungeheuern Schätze beweisen, dass es könig-
liche Gräber waren. — Das Königthum endete in Mykenae mit der Invasion
der Dörfer. — Dies Ereigniss muss viel früher sein als das angenommene
Datum, 1104 v. Chr. — Beantwortung der Einwürfe. — Die den Ge-
mordeten sogar von Seiten der Mörder zutheil gewordenen Ehrenbezeugungen.

— Nach der Tradition wurde Agamemnon auf schmachvolle Weise begraben.

— Gebrauch die Todten mit ihren Schätzen zu begraben. — Der Grabes-
schatz von Palestrina. — Das Grab der Nitocris in Babylon. — Pyrrhus und

die königlichen Gräber in Aegeae. — Das Grab von Corneto.

Nachdem ich nun die fünf grossen Gräber und die darin
enthaltenen Schätze beschrieben habe, will ich jetzt die Frage
erörtern, ob es möglich ist, erstere mit den Mausoleen zu iden-
tificiren, die Pausanias, der Tradition gemäss, dem Agamemnon,
der Cassandra, dem Eurymedon und ihren Gefährten zuschreibt.

Der trojanische Krieg ist seit langer Zeit von vielen be-
rühmten Gelehrten als ein Mythus angesehen worden, dessen
Ursprung sie jedoch vergeblich bemüht gewesen sind im Rig-
Veda zu finden. Im ganzen Alterthum ist die Belagerung
und Eroberung von Ilium durch die griechische Armee unter
Agamemnon als eine sichere historische Thatsache angesehen
worden, und als solche wird sie auch von der hohen Au-
torität des Thucydides (I, 8—10) betrachtet. Die Tradition hat
sogar die Erinnerung vieler von Homer ausgelassener Details
jenes Kriegs bewahrt. Was mich betrifft, so habe ich immer
fest an den trojanischen Krieg geglaubt; mein fester Glaube
 
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