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Zweites Kapitel.

einem schmälern Strombett, welches man auf dem Wege von
Argos nach Mykenae passirt, bezeichnet zu sein scheint. Ich
erwähne ferner die Quelle Kynadra oder das sog. 'EXsuüfspiov u8<op
und den Bach Asterion, zwischen denen das berühmte Heraeon
am Fusse des Berges Euboea lag.1 Die Kynadra lieferte das
geheiligte Tempelwasser, welches'^bei den religiösen Ceremonien
gebraucht wurde, während an den Ufern des Asterion die
Asterionpflanze (eine Art Aster) wuchs, die der Hera geweiht
war und aus deren Blättern Kränze für die Göttin geflochten
wurden. Auch der Name des Berges Euboea scheint anzudeuten,
dass er einst aus schönem Weideland bestand, während er jetzt
gerade so kahl und unfruchtbar ist wie die Ufer und das Bett
der beiden Gewässer. Schliesslich nenne ich den Fluss Erasinos,
der am östlichen Fusse des obenerwähnten Bergrückens Chaon
als reichlicher Strom hervorsprudelt, zahlreiche Mühlen treibt
und sich nach sehr kurzem Laufe in den Golf von Argos er-
giesst. Dieser Erasinos ist im ganzen Alterthume als identisch
mit dem Stymphalos angesehen worden, der in zwei unter-
irdischen Kanälen unter dem Berge Apelauron in Arkadien
verschwindet; seine mächtige Quelle am Fusse des Chaon wird
jetzt xstpaXapt. genannt.

Im Alterthum war die Ebene von Argos durch ihre Pferde-
zucht berühmt, und siebenmal preist Homer in der Ilias2 die
ausgezeichneten Weideplätze der Ebene durch das Epitheton
CracößoTOc; so auch Horaz:

Plurimus in Junonis honorem

Aptum dicet equis Argos ditesque Mycenas. 3

Wegen der grossen Dürre des Landes kann gegenwärtig Wein und

Baumwolle nur in der fruchtbaren niedern Ebene gebaut werden,

1 Ueber diese vgl. Steffen und Lolling in den Karten von Mykenae,
40 fg.

2 Ilias, II, 287; HI, 75 u. 258; VI, 152; IX, 246; XV, 30; XIX, 329.

3 Carm. I, 7. 8. 9.
 
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