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Spiralornamentik weist auf phönikischen Einfluss. 125

weist somit weit über Griechenland hinaus in das ägygto-phöni-
kische Gebiet. Weiter finden wir die zusammenhängende Spirale
auf Monumenten an fast allen Punkten, die von phönikischem
Einfluss berührt worden: auf der Insel Gozzo bei Malta, in
Süditalien und Sardinien und nach Osten in Funden aus den
Ländern des Kaukasus, und zwar überall unter Verhältnissen,
die auf ein hohes Alter hindeuten, aber andererseits nie zusam-
men mit Dingen, welche dem eigentlichen Bronzealter zuge-
sprochen werden können. Es liegt hiernach die Annahme nahe,
dass das Auftreten der Spiralornamentik an allen genannten
Orten auf phönikischem Einfluss beruht."

Ich füge hinzu, dass wir das Spiralornament ungemein häufig
auf der viele Jahrhunderte lang von den Phönikiern angesiedel-
delten Insel Malta finden: so z. B. an einer Stele in der Ces-
nola-Sammlung im Museum zu Neuyork \ auf einem Kapital von
Kition2, auf einem Vasenhenkel von Amathus3, auf zwei Schil-
den.* Ebenso im Gebiet von Carthago auf einem Kapital von
Djezza5 und auf Stelen von Carthago selbst.6

Die interessanteste und merkwürdigste Erscheinung ist aber,
dass wir der Spirale sehr häufig auf den Goldsachen der zwei-
ten, der verbrannten Stadt von Troja begegnen.7 Diese That-

ten diese Insel erst 60 Jahre nach der Dorischen Einwanderung; aber von.
der Zeit können wir nicht annehmen, dass das Spiralornament zum grie-
chischen Stil gehörte. Es bleibt deshalb kein anderer Ausweg, als diese
Gefässe in eine ältere Zeit zu setzen und sie den Phönikiern zuzusprechen,
die damals Colonien auf Rhodos besassen.

1 Georges Perrot et Charles Chipiez, Histoire de l'Art dans l'antiquite
(Paris 1884), III, S. 217, Nr. 152.

2 Ebendas., S. 264, Nr. 198.

3 Ebendas., S. 282, Nr. 213.

4 Ebendas., S. 870, 871, Nr. 638, 639.

5 Ebendas., S. 312, Nr. 235.

6 Ebendas., S. 52, Nr. 14; S. 54, Nr. 16.

7 Schliemann, Ilios, S. 514, Nr. 694—704; S. 515,'Nr. 752-764; S. 544,
Nr. 834, 835; S. 546, Nr. 836—838, 845, 848-850; S. 547, Nr. 853; S. 551,
Nr. 873, 874; S. 559, Nr. 906, 907, 909.
 
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