Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Julius v. Schlosser.

in Boccaccios Arno rosa Visione (im Auszug: Quellenbuch Nr. L)
erwähnt werden, besonders da sie den Zusammenhang mit der
gleichzeitigen ,höfischen' Kunst nirgends verleugnet, dann der
Passus in Chaucers House of Farne (Quellenbuch Nr. XLII).
Eine Schilderung, wie sie endlich in Hartmanns von der Aue
Erec (12. Jahrhundert = Quellenbuch Nr. XXXVII) von einem
kunstvollen Frauensattel aus Elfenbein entworfen wird, findet
in den tatsächlich erhaltenen Stücken dieser Art ihr voll-
kommenes Gegenstück.

Man darf nicht vergessen, daß die Verfasser dieser und
ähnlicher Schilderungen, auch wo sie an ein reales Kunstwerk
anknüpfen, dieses wohl fast immer als Erinnerungsbild mit
starkem rhetorischen Aufputz behandelt haben. Das können
antike wie moderne Schilderungen dieser Art, von Philostrats
[magnies bis auf Heinses Kunstromane herab, recht deutlich
machen. Aber auch wo dies nicht der Fall ist, zeigt sich die
Phantasie des Beschreiben doch derart von dem künstlerischen
Milieu seiner Zeit befruchtet, daß seine Aussagen, mit der
nötigen Kritik natürlich, als Zeugnisse zu benutzen sind.

Stellen aus deutschen Dichtern des Mittelalters hat
Hg gesammelt: Beiträge zur Geschichte der Kunst und Kunst-
technik aus mittelhochdeutschen Dichtern. Quellenschriften,
N. F. V (dazu desselben Verfassers früher erschienene Zeit-
stimmen über Kunst und Kultur der Vergangenheit, Wien 1881);
es ist das eine spät herausgegebene Jugendarbeit, die zum Teil
auf jetzt veralteten Texten beruht. Dazu: Sühring, Werke
bildender Kunst in altfranzösischen Epen. Diss. Erlangen 1900.
Panzer, Dichtung und bildende Kunst des deutschen Mittel-
alters in ihren Wechselbeziehungen, N. Jahrbuch für das klassi-
sche Altertum, Geschichte und deutsche Literatur VII, Leipzig
1904. Für das frühe Mittelalter sind meine oben angefahrten
Beiträgt' zur Kunstgeschichte des frühen Mittelalters, Wien 1891,
zu vergleichen.

C. Zur Historiographie der Kunst im Mittelalter.

Weder zusammenfassend, noch bruchstückweise hat das
Mittelalter jemals eine Betrachtung der eigenen Kunstentwick-
lung versucht, obwohl ihm die Bücher des Plinius ebenso be-
 
Annotationen