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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0217
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— 172 —

Erinnerung und Vergessen befreit; er geht nicht zu Grunde,
auch entsteht er nicht; wer Samädhi erreicht hat, der ist erlöst"
(HIV, 109/110).

Überflüssig, zu bemerken, daß man diese Töne und diese
Art Erlösung viel müheloser erleben kann, ohne sich jahrelang
mit Posituren und Atemgymnastik zu quälen: in der Hypnose
kann man alle Arten des Näda, genau in der Reihenfolge, wie der
Hathayoga sie angibt, in jedem beliebigen Teile des Körpers
vernehmen! Hüten wir uns also, die Künste der Yogins irgend-
wie zu hoch zu bewerten; wenn irgendwo, so ist das nil admirari
hier am Platze!

Wie man aus dem vorstehenden ersieht, haben sich die
Lehrer der Yoga-Philosophie eine ganz absonderliche Anatomie
des Menschen zurechtgelegt. Da in den Vorschriften, die den
Inhalt des gegenwärtigen Kapitels ausmachen, öfters darauf
Bezug genommen wird, ist es vielleicht manchem Leser ganz
erwünscht, wenigstens die wichtigsten der hier in Betracht
kommenden Kunstausdrücke kennen zu lernen; ich gebe sie
also in alphabetischer Reihenfolge. Viel mehr findet man bei
Walter, p. XXX ff.

Brahmarandhra, die Öffnung, durch welche Brahman resp.
der Ätman, in den Körper gelangt; eine der Schädelnähte.
Die Stelle wird meist ganz deutlich bezeichnet: zwischen den
Brauen inmitten der Stirn „weilt das Unerkennbare" oder
„wird das Bewußtsein vernichtet" (H IV, 48). Das wäre
also die Stirnnaht, Sutura frontalis; Walter p. VI bringt
aber Stellen, denen zufolge das Brahmarandhra anderwärts,
etwa an der Vorderhauptfontanelle, zu suchen wäre. Wie
dem nun sei — es spielt in den Übungen der Yogin's deshalb
eine so große Rolle, weil es die Endstation für den Atem
auf seinem Wege durch die Susumnä ist.
Cakra „Kreis" bezeichnet die sechs oder sieben angeblich
lotusartig geformten mystischen Kreise, in die der Yogin
den Körper behufs methodischer Konzentration des Geistes
vom Kopf bis zum Anus einteilt. Sechs muß als die ka-
nonische Zahl angesehen werden. Dvivedi, Yoga Sütra
p. 53, behauptet, sie seien „supposed to be plexuses formed
by nerves and ganglia at different places in the body".
 
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