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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0219
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Lösen dazu, die Entstehung der Töne in den betreffenden
Cakra's zu fördern.

Idä, mit den Synonymen Candra und Soma, erscheint als links-
seitiger Kanal, nicht, wie Wilson in seinem Sanskrit-
wörterbuche wollte, als rechtsseitiger. Sie entspringt wie
alle anderen Kanäle in der Nabelgegend, am Kanda, und
führt zum Kopfe, indem sie und Pingalä in die Susumnä
münden, die ihrerseits Nabel und Kopf in gerader Linie
verbindet. So kommt es denn auch, daß der Atem in die
Idä gelangt, wenn man mit dem linken Nasenloche atmet;
in die Pingalä, wenn es mit dem rechten geschieht. Diese
beiden Kanäle nun, deren Schilderung bei den Yogins der
Wirklichkeit so wenig wie nur möglich entspricht, sind die
Carotis laeva und dextra unserer Anatomen.

Kanda. Eine bestimmte Stelle im Unterleibe, eine Spanne
oberhalb des Pudendum (zwischen Nabel und Penis), vier
Fingerbreiten (drei Zoll) im Durchmesser, weich, glänzend
und durch ein gürtelartiges Kleidungsstück bezeichnet
(H III, 113). Der Kommentar zu dieser Stelle zitiert das
Goraksasatakam, wo es heißt (15 nach Walter): „Über
dem Penis und unter dem Nabel ist die Kandayoni, gleich
einem Vogelei. Dort entspringen die 72 000 Kanäle". Wal-
ter vermutet wohl mit Recht, daß es sich bei diesem für
die Yoga-Praxis allerdings sehr wichtigenx) Organe nur um
ein Phantasieprodukt der Yogins handele, da an der an-
gegebenen Stelle nichts existiert, worauf die Beschreibung
paßte.

Kundali (mit den Synonymen Kutilängl, Kundalini, Bhujangl,
Sakti, Isvari, Arundhaü, Phanävaü, Mahäsakti und Para-
mesvarl) wird als schlangenähnlich, gekrümmt und achfach
(oder bloß dreieinhalbfach) geringelt beschrieben. Da sie
mit ihrem Gesicht den Eingang zur Susumnä verdeckt und

x) Hier soll die Kundali verweilen, deren „Erweckung" für den Yogin
ja so sehr wichtig ist. Auch die indischen Ärzte kennen Gefäße, die in
der Nähe des Nabels entspringen und wenigstens zum Teil der Luftzirku-
lation dienen; auch ist ihnen die Vorstellung geläufig, daß sich in diesen
Kanälen Unreinigkeiten ansammeln und die Zirkulation hemmen können.
Die drei Hauptkanäle — soweit die Praxis des Hathayoga in Betracht
kommt — sind Idä, Pingalä und Sttsumnä. Vergl. s. v.
 
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