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Schöne, Wolfgang; Rubens, Peter Paul
Die Geissblattlaube: Doppelbildnis d. Künstlers mit Isabella Brant — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 11: Stuttgart: Reclam, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.56148#0005
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DAS WERK

Als Rubens im Spätherbst 1608 aus Italien in seine
Vaterstadt Antwerpen zurückkam, war er mit seinen
einunddreißig Jahren bereits ein berühmter Maler sowie
ein humanistisch durchgebildeter und gesellschaftlich wie
politisch erfahrener Mann. Im Mai 1600 hatte er sich,
drei Jahre nach dem Abschluß seiner Antwerpener Lehr-
zeit, nach Italien aufgemacht, war dort alsbald Hof-
maler des Herzogs von Mantua geworden, der ihn 1603
in diplomatischer Mission an den spanischen Königshof
nach Madrid schickte, hatte für Rom, Mantua und Genua
mächtige Altäre und für den genuesischen Adel pracht-
volle Bildnisse gemalt und zuletzt wieder in Rom, alle
dort anwesenden Maler überflügelnd, einen der bedeu-
tendsten kirchlichen Aufträge dieser Jahre ausgeführt:
drei große Bilder für den Hochaltar der Kirche Santa
Maria in Valicella. Als er jetzt nach achtjährigem Italien-
aufenthalt Ende November 1608 nach Antwerpen zu-
rückkehrte, kam er nicht mit der Absicht zu bleiben,
sondern lediglich um seine schwerkranke Mutter noch
einmal zu sehen. Er traf sie nicht mehr am Leben. Aber
sein Ruhm war ihm seit langem vorausgeeilt, und so
nimmt es nicht Wunder, daß alle Welt ihn in Flandern
zu halten suchte. Antwerpen erteilte ihm den Auftrag
für eine große, als staatliche Huldigung an Christus ge-
meinte ,Anbetung der Könige' für die Staatenkammer
des Rathauses, in der eben ein zwölfjähriger Waffenstill-
stand zwischen Spanien und Holland verhandelt wurde,
der zu einer gewissen Erholung der schwergeprüften
Stadt zu führen versprach und im April 1609, als das
Bild (das sich heute im Prado befindet) bereits fertig-
gestellt war, zum Abschluß kam. Der Kreis der Antwer-
pener Humanisten bot ihm Heimstatt für seine ausge-
dehnten gelehrten Neigungen, und das spanische Statt-
halterpaar in Brüssel, Erzherzog Albrecht und Infantin
Isabella, ließ sich von ihm porträtieren, ernannte ihn
zum Hofmaler und versah ihn mit ehrenvollen und nicht
minder vorteilhaften Privilegien. Die Absicht gelang,

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