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Schramm, Albert; Möller, Maria [Hrsg.]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 1): Die Drucke von Albrecht Pfister in Bamberg — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.16391#0011
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er erfte Drucker, der seinen Büchern Bilderschmuck beigab, ift Albrecht Pfister in Bamberg^.

^ H Neun Drucke nur sind uns von ihm bekannt. Von diesen sind nicht weniger als sieben oder, wenn
R die Vermutung richtig ift, daß die erfte Ausgabe des „Ackermann von Böhmen", in dessen einzigem
bekannten Eremplar die Holzschnitte fehlen, auch mit Holzschnitten versehen war, acht mit Holz-
schnitten geschmückt; nur der „Belial" hat keinen Holzschnittschmuck. Derb und unbeholfen ift der größte Teil
dieserHolzschnitte, sorecht noch im altenBriefmalerftil, zumKolorierenmit derHand beftimmt, aber doch ver-
dienftvollinsofern,alsdieHolzschnittevielfach durchihrenaturaliftischeDarftellungihreWirkungnichtverfehlt
haben dürften und den Weg bahnten für den Bilderschmuck volkstümlicher Druckwerke in deutscher Sprache.

Der erfte Pfifterdruck mit Holzschnitten und damit das ältefte, mit Bildern ausgeftattete gedruckte
deutsche Buch ift die jetzt ihres Bilderschmucks beraubte erfte Ausgabe (Blatt 2r^Abb. 1) des „Ackermann
aus Böhmen"'. Ihre Holzschnitte waren wohl denen der zweiten Ausgabeb gleich, die wahrscheinlich in das
Iahr 1463 fällt, während die erfte Ausgabe 146O anzusetzen sein dürfte. In ihr finden sich folgende fünf blatt-
großen Holzschnitte:

Blatt I v Holzschnitt (Abb. 2):

Der Beginn des Streitgesprächs: Der Tod als König auf dem Throne
sitzend, links vor ihm der Witwer mit Kind, rechts der offene Sarg mit der
Leiche der Frau.

Blatt 4v Holzschnitt (Abb. Z):

„— aller d' werlt keiserthsi wern nsi vnser. Alle die kunig hcte ir kron
auff vnser haubt gesazt. Jr zepter in vnser hant geantwurt. Auch des
babftes ftul. mit sein drigekronte infel. wcr wir nsi gewaltig. laß fte dein
fiuche.sag nit von papelselß neue mer.Hau nicht vber dich.so reisen dir
die spen nicht in die augen."

Blatt IOr Holzschnitt (Abb. 4):

„....Here in deiner wurksig ist nichtS nit greulichers.nichts scheuzlichers.
nichts schedlichcrs. nichts herbers. nichts pitters. nichts vngerechtcrs dasi
der tot. wasi er betrubet vnd verrutet dir alle desi irdische herschafft. Ee
das tuchtig dasi das vntuchtig nympt er hsi. Schedlich. alt. siech. vnnu;.
kräck left er offt hie. Die gnte vnd die nuze zuckt er alle hin —"

Blatt I8r Holzschnitt (Abb. 5):

Unter den Streitenden rechtö ein umzäunterMinnegarten, links die„geift-
liche Ordnung": „— Jch pin vormals in d' liebe luftigen ee geweße. warzu
sol ich mich nu wende in werutliche oder geiftliche ordensig —"

Blatt 22 v Holzschnitt (Abb. 6):

Das Urteil Gottes.

Auch das zweite Werk, das Albrecht Pfifter in Druck nahm, Boners Edelstein, ift in zweiAusgaben auf
uns gekommen, von denen die eine datiert ift, während die andere keinerlei Angaben über Drucker, Druck-
ort und Druckjahr aufweift. Ob die datierte (1461) oder die undatierte Ausgabe die frühere ift, kann hier
nicht erörtert werden". Iene enthält lOI Holzschnitte, diese 1O3; jene weift nur eine, auf das Bild hinweisende
Figur, die sich immer wiederholt (Abb.8), auf, während in dieser drei verschiedene Figuren (Abb.7,112,11Z) ver-
wendet werden. Die Bilder selbft sind in beiden Ausgaben dieselben, die Holzftöcke weisen aber geringfügige
Verschiedenheiten auft. Die datierte Ausgabe enthält folgende Holzschnitte:

Blatt 3v etwas über der Mitte Holzschnitt (Abb. 11):

„Es hub sich ein grose clage. Von eine hside als ich sage. Er clager
grose schwere. Das sim vnrecht gescheen were. Von cine schafe das sprach
er an.Es het gewalt an sim gethan — Ein wolff ein geier ein weihe.

Die dreu begunde ;u schreie_"

Blatt 4v oben Holzschnitt (Abb. 12):

„Man lift von eine hunde. Das er trug in seine mside. Ein ftuck fleischs
das was gros — An eine waffer trng in sein weg — Do er verre kam in
den pach. Den schade von dem fieisch er da sach. Das er in seine munde
trug...."

Blatt 5 r unter der Mitte Holzschnitt (Abb. 15):

„Auff eine hohe perge stat. Ein paum der michel wunder hat. Er ift
gros lang vnde preit. Mit schonen esten wol becleit. Mir leubern ist er ge-
ziret wol —"

Blatt 6r oben Holzschnitt (Abb. 14):

„Ein wolff von durste darzu kam. Das er den weg zu de wasscr nam.

Das auch eine schaf geschach. Sie gingen peide trinckcn an den pach_"

Blatt 7 r oben Holzschnitt (Abb. 15):

„Vier gescllcn kome vber ein. Das es alles solt sein gemein. was sie
der iagte auff der heide.Beide gros vnde cleine.Das cin was ein lewe

' Verglciche über ihn: E. Voulliemc, Die dcutschen Drucker dcs 15. JahrhundcrtS, Seitc l l f; R. Muther, Dic dcutsche Büchcrilluftration dcr Gothik
und Frührcnaissance, Seite cks; vor allem aber G.Iedler, Die Bamberger Pfisterdrucke und die Zdzeilige Bibel (Veröffentlichungen der Gutenberg-Gcsellschast X.XI.).

^ Vergleiche G. Aedler, Der Ackermann aus Böhmen, Daö älteste, mit Bildern ausgeftattete und mit beweglichen Lettern gedruckte deutsche Buch.
(Gutcnbcrg-Gesellschaft, 16. und 17. Jahrcsbericht.)

^ 1919 als Faksimile-Ausgabe im Jnsel-Verlag zu Leipzig erschienen.

^ Verglcichc hierzu dic Vorrcde zu der Lichtdrucknachbildung dcr uudatierten Ausgabe von Paul Kristeller (Graphische Gcscllschaft. I. Außerordcntlichc
Veröffcntlichung. Bcrliu 1908.), sowic Gottfricd Iedlcr in dcn Vcröffentlichungcu der Gutenberg-Gesellschaft X. XI., Seite 29 ff.

° Vcrgleiche Acdler a. a. O, Scitc ZOs.

Blatt I r oben Holzschnitt (Abb. 8):

„EJns mals ein affe kam gerät. Do er vil guter nusse vant. Der hette
er gesse gerne. Jm was gesagt von dem kerne. Der wcr gar lustiglich vnde
gut. Beswert was sein thsimer mut.Do er der pitterkeit empfät.Der
schale darnach zu hant. Begreiff er der schale hertikeit...."

Blatt Iv etwas unter der Mitte Holzschnitt (Abb. 9):

„Ein ieger auf die heide ging. Einö tages er vil dcr thier ving. Ein
armbrust trug er in dcr hät.... Do kam ein vbel thier gcrät — Der ieger
schos das vbel thier.... Ein fuchs zu dem selben thier sprach. Do er sein
wunden anesach —"

Blatt 2v untcn Holzschnitt (Abb. 10):

„Ein frosch zu einer meuse sprach. Do er ssi vö crfte ane sach. Got gruse
dich gut gespile mein Stete sol vnser fresitschafft sein. Die mauß des weges
nicht kan. Den schade hat ir ein gros waffer gethan. Jch wil dir helfen so
mir got. Sprach der frosch an allen spot. Das du kumft in dein hauß. An
scin fuß pant er die mauß. Mit eincr schnure das gcschach — Der frosch
schnelle in das wasser floch. Den fuß er nach sim zoch. Er bcgsidc sich ;u
senckc.Die mausz wolt er ertrencke.Die mauß die schwebet auff dem see
— Ein kuner geier das ersach — Die mauß cr in die claen fing. Der
frosch auch daran behing...."

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