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Schreiber, Wilhelm Ludwig
Der Buchholzschnitt im 15. Jahrhundert in Original-Beispielen — München: Weiss, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.68344#0018
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des Johann Zainer kopiert, während vorzügliche Originale den Seelentrost von 1478 (Sehr. 52 25) schmücken,
dagegen stammen die Bilder zum Behal (Sehr. 4284), Apollonius (Sehr. 3342) und der Historie Trojas
(Sehr. 4134) von 1479 sowie die Holzschnitte zur Historie Alexander des Großen (Sehr. 3135) von 1480
aus Drucken Baemlers. Gut gezeichnet und sorgfältig geschnitten sind die zwei großen und 117 etwas
kleineren Illustrationen zu dem 1481 gedruckten Montevilla (Sehr. 4798). Ebenso sind aus späterer Zeit die Tafel 4
Bilder zu den vierundzwanzig Alten (Sehr. 4877), Josaphat und Barlaam (Sehr. 4347), deutsche Passion
(Sehr. 3743), Herzog Leupold (Sehr. 4492), Schildberger (Sehr. 5208), S. Brandon (Sehr. 3533), Henricus
Suso (Sehr. 5325), Herzog Ernst (Sehr. 3908), Buch der natürlichen Weisheit (Sehr. 3650) und dem Konzil
zu Konstanz (Sehr. 5 o 9 5) als sehr beachtenswert hervorzuheben, weniger bedeutend sind die Bilder zu Euryalus
und Lucrecia (Sehr. 3018) sowie zum Horologium (Sehr. 3443) von 1489.
Durch die Zahl seiner illustrierten Drucke übertrifft aber alle Hans Schoensperger, der allerdings erst
1519 starb und somit weit länger als seine Kollegen tätig war, sie auch an Gewandtheit und Rücksichtslosigkeit
übertraf. Einerseits war er der unverschämteste Nachdrucker, andrerseits übersah er die Verhältnisse besser
als seine Konkurrenten und verstand sie auszunutzen. Nachdem sich gegen 1480 die meisten Kirchen- und
Klosterbibliotheken in den Besitz der ihnen erwünschten Bücher gesetzt hatten, ließ die Nachfrage erheblich
nach. Daher versprach die Volksliteratur den besten Erfolg, wenn es gelang noch weitere Kreise dafür zu
interessieren und Schoensperger überlegte richtig, daß dies am leichtesten durch eine Preissenkung zu er-
reichen sei. Er wählte statt des großen ein kleineres Folioformat, verwendete schlechteres Papier, kleinere
grob ausgeführte Bilder usw., so daß er, zumal indem er sich zumeist auf den Nachdruck beschränkte, auf
diese Weise bald den gesamten deutschen Markt beherrschte. Konnte er doch bis zum Ende des Jahrhunderts
je acht Auflagen vom Belial, Plenarium, Heiligenleben und Hortus sanitatis drucken. Es wirkt versöhnend,
daß es ihm trotz des großen Umsatzes gegen Ende seines Lebens keineswegs gut ging, daß er in Prozeß-
streitigkeiten geriet, verurteilt wurde und sogar aus der Stadt gewiesen worden wäre, wenn Kaiser Maximilian,
der ihn mit dem Druck des Theuerdank und Weißkunig beauftragt hatte, nicht Fürsprache für ihn ein-
gelegt hätte.
Aber auch der Anfang seiner Tätigkeit ist merkwürdig. Nachdem er im September 1481 das Regimen sanitatis
(Sehr. 5058) und die Chronik der Römer (Sehr. 4615) gedruckt und zu beiden Werken Titelholzschnitte
von Baemler entliehen hatte, sah er sich nach einem Sozius um und gründete die Firma Schoensperger
& Rüger, die aber nur zwei Werke herausbrachte, nämlich ein Plenarium (Sehr. 4956), dessen 56 Text-
bilder teils von Zainer, teils von Sorg, zumeist aber von Baemler stammen, zu denen jedoch ein anscheinend
neu angefertigter großerMadonnen-Titelholzschnitt hinzugekommen ist,ferner eine überaus selten gewordene
Ausgabe der Kindheit Christi (Sehr. 3725) mit 75 leidlichen Bildern, die jedoch an diejenigen der Sorgschen Tafel 7
Ausgaben, die ihnen als Vorbild dienten, nicht heranreichen.
Im Februar 1482 war Schoensperger schon wieder allein und begann nun, nach der Reihe alle in Augsburg
oder sonstwo erschienenen Büch er, für die ein größerer Leserkreis vorhanden war, nachzudrucken. Man kann
nicht sagen, daß seine Werke einen schlechten Eindruck machen, ja, sie waren infolge des kleineren Formats
handlicher als die älteren Ausgaben, un d doch bieten, wenn wir eingehender prüfen, weder Text noch Bilder ir-
gend etwasNeues. Die Holzschnitte zumBuch der Natur (Schr.3 781), Lucidarius(Schr. 4 5 3 3),Belial(Schr. 4287),
Montevilla (Sehr. 4800), Schachzabel (Sehr. 4275), Plenarium (Sehr. 4959), Passion (Sehr. 3742), Kaiser-
chronik (Sehr. 3756), Historie von Troja (Sehr. 4137) und Deutscher Kalender (Sehr. 4422) stammen ent-
weder aus dem Besitz seiner Augsburger Kollegen oder sind nach solchen kopiert. Die 130 Figuren zum
Winterteil und 126 zum Sommerteil des Heiligenlebens (Sehr. 4307), die 1482 zum ersten Male erschienen,

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