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Tiryns. 1. Lage und Geschichte. Verhaltniß zu Mykenä. 119

haben durch inschriftliche Fnnde klargestellt, daß vom 3. Jahr-
hundert v. Chr. ab wieder für längere Zeit eine Kome, ein
Dorf, in Mykenä existirte.

Jm übrigen bestätigen die Aüsgrabungen vor allem das
in der Sage sich kennzeichnende Altersverhältniß zwischen Tiryns
und Mykenä. Die Mauern von Tiryns machen einen noch etwas
ältern Eindruck als selbst die ältesten Theile des mykenischen
Burgringes. Sie bestehen aus kolossalen, nur wenig behauenen
Blöcken und zeigen keine Spur einer spätern Ausbesserung. Der
mykenische Ring dagegen ifi schon ursprünglich ans etwas kleinern
Steinen aufgeschichtet und später zn verschiedenen Zeiten in
sorgfältigem Quader- und Polygonalmanerwerk verstärkt und
ergänzt worden.

Wie konnte aber die Bergstadt Mykenä das so günstig am
Meere gelegene Tiryns überflügeln? Nnx wenig wird zur Er-
klärung dieser Thatsache die Beobachtung beitragen, welche Ari-
stoteles ausspricht in den Worten: „Zur Zeit des trojanischen
Krieges war das Land von Argos morastig und konnte daher
nnr eine geringe Bevölkerung ernähren, das Land von Mykenä
dagegen war gut und wurde hochgeschätzt." Die Fundstücke vön
Tiryns u'.id Mykenä deuten zu sehr auf eine Seecultur, auf
einen durch Handel erworbenen Reichthum, als daß wir in der
Bodenbeschaffenheit ihrer Gebiete die Erklärung für die größere
oder geringere Macht dieser Städte snchen dürften. Um so
weiter führt uns eine Betrachtung der Lage von Mykenä auf
der Höhe zwischen dem argolischen und dem korinthischen Golfe.
Besonders seit Steffen ein ganzes Netz von cyklopischen Hoch-
straßen festgestellt hat, die alle darauf berechnet sind, Mykenä auf
den verschiedensten Wegen mit Korinth in Verbindung zu haltenH
kann es keinem Zweifel unterliegen, daß jener Punkt in den
Bergen gewählt wurde, um der neuen Burg eine doppelseitige
Wirksamkeit zu ermöglichen, und daß die erstaünliche Blüte und

^ Siehe die Karte der Argolis S. 165.
 
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