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Kleinere Ausgrabungen Schliemann's. 1. Orchomenos.

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ist, auch jetzt noch nicht ganz beendet, und das ganze Land steht
wegen seiner Fieber immer noch in sehr üblem Rufe.

An diesem See liegen zwei Burgen aus vorhistorischer Zeit:
die eine an der Ostseite auf der Gulashöhe, mit riesigen cyklo-
pischen Mauern, nur 10 üm vom Euripos entfernt; die andere
an der Westseite auf dem Akontionhügel, schon ziemlich im
Binnenlande, mit nur sehr spärlichen Resten aus ältester Zeit,
aber dem Schatzhause des Minyas zu seiner Seite. Jn der
letztern hat Schliemann gegraben. Lolling* möchte die Burg
Gulas als das ursprüngliche Orchomenos ausfassen nach der
Ueberlieferung Strabo's, daß die spätere Stadt Orchomenos sich
nicht mehr an ihrer alten SMe befände, weil die Bewohner
durch Sumpffieber von dort vertrieben sich auf dem Akontion
angebaut hätten. Aber die Grabungen Schliemann's haben be-
wiesen, daß die Ansiedelung auf dem Akontion sogar bis in vor-
mykenische Zeit hinaufreicht und also jedenfalls uralt ist. Auf der
Gulashöhe haben noch keine nähern Untersuchungen stattgefunden.

Orchomenos ist in der Sage ebenso wie Troja und Mykenä
die Hauptstadt seiner Landschaft. Es heißt bei Homer ebenso
wie Mykenä das goldreiche. Von ihm aus sind Askalaphos und
Jalmenos, die Söhne des Ares, gegen Troja gezogen.

Auf dem Akontionhügel ist die einstige Ansiedelung durch
große Theile einer griechischen Befestigungsmauer deutlich be-
zeichnet. Mauern aus älterer Zeit liegen nicht zu Tage. Die
Gräber und Schachte Schliemann's legten aber Hausmauern aus
Lehmziegeln und andere aus Bruchsteinen mit Lehmmörtel bloß,
also Bauten entsprechend denen der zweiten und dritten troja-
nischen Epoche. Dazu fand sich in den untern Schichten nur
monochrome schwarze, rothe oder gelbe Topfwaare, Scherben
mykenischen Stils in den obern Schichten, aber auffallend wenig.
Diese Ansiedelung scheint also die längste Zeit die vormykenische
Cultur gepflegt, an die mykenische sich nur vorübergehend an-

^ Jn Baedeker's „Griechenland ".

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