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Die griechische Heldenzeit historisch betrachtet.

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das neue Product hervorgegangen sei. Furtwängler nnd Löschcke
stehen in ihrer Auffassung Schliemann noch näher; sie nennen
die mykenische Cultnr direct eine griechische, nennen Tiryns und
Mykenä Achäerburgen und sehen den Grund für das plötzliche
Abbrechen dieser Cultur auf griechischem Boden in dem Einfall
der Dorier in den Peloponnes, wodurch die blühende Ge-
sittung dort zertreten und die besten Elemente zur Auswande-
rung getrieben worden seien.

Jm Gegensatz zu diesen Auffassungen ist von anderer Seite
schon früher dargelegt worden, daß der angeblich so völlig
asiatische Charakter der mykenischen Cultur ihre Zutheilung an
die homerischen Achäer oder überhaupt an einen griechischen
Stamm nicht gestatte. Jn der That weicht die mykenische Cül-
tur von der homerischen sehr wesentlich ab. Die Mykenier
begraben ihre Todten, die homerischen Griechen verbrennen
sie, woraus man einen starken Gegensatz der religiösen An-
schauung glaubte schließen zu dürfen, indem das Begraben
nach ägyptischer Sitte den Glauben voraussetze, „daß an die
Erhaltung der Leiche das Fortleben der Seele gebunden sei,
während den homerischen Griechen die Leiche nichts sei als eine
Befleckung des Sonnenlichts, und erst im Feuer geläutert wer-
den müsse, damit sich die Pforten der Unterwelt der befreiten
Seele öffnen". Ferner tritt in der mykenischen Zeit das Eisen,
das bei Homer längst in allgemeinem Gebrauch ist, erst ganz
am Ende zaghaft aui; ebenso die Heftnadeln, welche das grie-
chischöc auf der Schull r genestelte Gewand beweisen; die My-
kenier haben fast bis zuletzt orientalische genähte Kleider
getragen. Jn Tiryns im Vorhofe des Palastes und in My-
kenä über dem IV. Grabe steht eine Opfergrube, während die
homerische Zeit nur Altäre für Brandopfer nennt. Die bild-
chen Darstellungen verwenden Palmen und Papyrusstauden, die
in Griechenland nie gewachsen sind. Jn der Ornamentik mit
ihren Algen, Muscheln, Polypen wie in der Verbreitung der
Cultur über das ganze Jnselmeer, zeigt sich der Charakter eines

Schuchhardt, Schliemann's Ausgrabungen.
 
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