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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0011
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ausgestrecktem Zeigefinger wie belehrend oder warnend er-
hoben. Zu beiden Seiten des Thrones sehen wir, gleichmässig
verteilt, geharnischte Ritter, Fürsten in Pelzmänteln und Kar-
dinäle; weiter vorn stehen die genuesischen Bürger, um den
Eid der Treue zu leisten.

Ganz ähnlich dem vorigen ist ferner Bild XXII a1); es
stellt die Einsetzung Graf Ludwig's von Savoyen in sein Se-
natorenamt und eine feierliche Gerichtssitzung des Königs
dar; „Rex", so lautet die Unterschrift, „facit senatore(m) (et)
justicias Borne i(n) Capitolio sedens". Ihm zur Seite stehen
die Kardinäle, Erzbischof Balduin und viele andere Prälaten
in Pelzmänteln, dahinter gewappnete Ritter; im Vordergrunde
am Boden sitzen die römischen Bürger.

Die gleiche symmetrische Anordnung der Umgebung,
aber eine nicht ganz so sehr manirierte Haltung des Königs
finden wir auf Bild Xb2), dessen Gegenstand nach der Unter-
schrift Sex sed(cn)s in judic(i)o turres deslrnxit in Melant
der Urteilsspruch König Heinrich's über das rebellische Mai-
land ist. Die Gewandung des Königs zeigt dieselbe Draperie
wie auf den oben besprochenen Bildern; auch ist der Eindruck
des Steifen und Ceremoniösen im Ganzen gewahrt, nur ist
die Bewegung des rechten Armes eine freiere als sonst, wo
er auf das Knie aufgestützt erscheint; hier ist er sammt dem
Scepter erhoben und scheint die Rede des Königs zu begleiten.
Die linke Hand greift in die Mantelschleife.

Eine andere Anordnung der Umgebung, wie überhaupt
eine ganz andere Situation zeigt Bild XXIII b3), welches die
Krönungsceremonie darstellt; „Coronat(ur) a Iribus Cardinali-
b(us) in im])(er)atore(m)u. Auch hier sehen wir den König
in der uns bekannten Positur auf einem Sessel thronen; die
Rechte hält das Lilien scepter, während die Linke, wie auf
vielen mittelalterlichen Siegeln, auf der Brust ruht. 3 Kar-
dinäle sind beschäftigt, die Kaiserkrone, die sich durch
breitere, ausgearbeitetere Zacken und einen goldenen Mittel-

1) Die Romfahrt Kaiser Heinrich's VII. S. 75—76.

2) Daselbst S. 45—46.

3) Daselbst S. 80,
 
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