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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0014
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rechten Arm herabfällt, während der linke Arm bis zum un-
tern Drittel in einem Aermel steckt. Die Tunika zeigt pur-
purnen Stoff. Die Schuhe sind mit goldenen Schuppen be-
setzt. Wenn schon das Manirierte und Ceremoniöse in der
Person des Königs zum Ausdruck gelangt, so gilt dies in
eben so hohem Grade von seiner Umgebung; diese, aus 4
kleiner gezeichneten Personen bestehend, ist symmetrisch
übereinander zu beiden Seiten des Thrones verteilt. Der
Baum unterhalb des königlichen Sitzes wird symmetrisch zur
Mitte von 2 einander gegenüber knieenden Spielleuten ein-
genommen, welche Augen und Hände zu dem thronenden
Herrn emporheben. Also in der Mitte der thronende Herr-
scher, steif dasitzend, geradeaus schauend, und zu beiden
Seiten je 3 Leute, ihn alle in gleicher Weise anschauend; er
von hohem Wuchs, die Vasallen etwas kleiner, und endlich
die Spielleute als untergeordnete Figuren wie Zwerge aus-
sehend ; der äusserste Schematismus, der nur durch die Dra-
perie der Gewänder gemildert wird.

Es dürfte wohl nicht uninteressant sein, darauf hinzu-
weisen, dass sich der oben geschilderte Typus des thronenden
Herrschers auf einigen Illustrationen des Wilhelm von Oranse
wiederfindet, welche nicht den König als solchen darstellen,
welche nicht einzig und allein dem Zwecke seiner Verherr-
lichung dienen wollen, sondern, wo wir ihn z. B. daheim mit
einem Freunde im traulichen Gespräch beisammen sitzen
sehen. So zeigt das Bild auf Fol. 46 b den König Loys mit
dem Grafen Heinrich von Narbonne im Gespräch begriffen
auf einer Bank sitzen; und zwar dreht sich ihr Gespräch um
die Frage, wie sie den Wilhelm von Oranse, der nun endlich
nach langer und für ihn mit mancher Gefahr und Not ver-
bunden gewesenen Abwesenheit mit der Gattin des Heiden-
königs Tybalt, welche zum Christentum übergetreten und nun
die Seine geworden ist, nach Hause zurückkehrt, am würde-
vollsten empfangen sollen. Das Bild, welches einer Beischrift
entbehrt, bezieht sich auf die Verse *):

Der Mnic nü gedähte,

1) Bei Casparson 102 a.
 
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