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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0048
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1). In der Schlacht.

Wie auf allen, den Kampf betreffenden Bildern, so tritt
uns auch hier — und das in noch weit auffälligerer Weise
als zuvor —■ die Tendenz der Maler entgegen, ihren Helden
vor allen anderen auszuzeichnen und in den Mittelpunkt des
Bildes zu stellen.

Wir beginnen mit dem 9. Bilde, welches, dem Grund-
stockmaler entstammend, der allgemeinen Annahme gemäss1),
eine Darstellung der berühmten Schlacht bei Wöringen ist.
Wir sehen von rechts her einen aus 4 Gewappneten beste-
henden geschlossenen Reiterzug in vollem Galopp auf den zur
Linken des Bildes befindlichen Gegner losstürmen. Auf dem
rechten Flügel desselben erscheint, den anderen weit voraus-
geeilt, der Herzog, wie er eben seinen Gegner mit wuchtigem
Hiebe das Haupt spaltet, welch' letzterer selbst im Sattel sich
herumwendend, das Schwert zum Hiebe hoch erhoben hat.
Wie Oechelhaouser annimmt, haben wir in letzterem den
Grafen Heinr. von Luxemburg zu sehen, welcher sich den
Ansprüchen des Herzogs Johann I. von Brabant (1268—1249
reg.) auf die Limburgischen Lande entgegenstellte. Doch steht
dies mit den historischen Thatsachen nicht im Einklang; denn
der Geschichte gemäss wurde der Graf Heinr. von Luxem-
burg nicht von dem Brabanter Herzog selbst getötet, sondern
in dem Augenblick, 'als er eben den Herzog um den Hals
ergriffen und sich erhoben, ihn vom Rosse zu reissen', durch
Walther van den Bisdomme niedergestossen ?). Trotzdem lässt
unser Maler den Herzog den entscheidenden Schlag selbst
führen, und das mit Absicht, denn sein Bild soll der Verherr-
lichung des Herzogs allein dienen; darum muss er auch als
der Sieger erscheinen, der in dem Kampf der Ausschlag ge-
bende Teil ist. Und wenn wir ihn ferner auf Wappen und
Sturmfahne neben dem brabantischen gelben Löwen in schwar-
zem, bereits den limburgischen roten Löwen in weissem Felde

1) Von der Hagen, Minnesinger IV, p. 42b; Zangemeister,
Vorrede zu 'die "Wappen etc.', p. 2; Oechelhaeuser, a. a. 0,
p. 114-117.

2) Von der Hagen, a.a.O. p. 41 Anm. 5.
 
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