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Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0049
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führen sehen, so wird auch dies aus der gleichen Absicht
hervorgegangen sein; auf diese Weise erscheint der Herzog
schon äusserlich als der Ueberwinder seines Gegners gekenn-
zeichnet, welcher selbst nur ein zweifarbiges, also ein Phan-
tasiewappen führt.

Bei dem 19. Bilde, welches vom 3. Nachtragmaler
herrührt, scheint an die Erstürmung einer der guelfischen
Städte Italiens durch den Grafen Wernher von Honberg zu
denken zu sein. Bekanntlich beteiligte sich dieser an Heinrichs
des VII. Zug nach Italien, wo er sich durch allerhand tapfere
Thaten bald so sehr auszeichnete, dass dieselben, wie ein gleich-
zeitiger Geschichtsschreiber sagt, ein eigenes Buch nicht alle
hätte fassen können'). Auch diesmal sehen wir einen ge-
schlossenen Reiterzug von rechts her auf den zur Linken be-
findlichen Feind losstürmen, welcher, aus Reitern und Fuss-
volk bestehend, soeben aus der schwarzen Thoröffnung der zur
Linken dargestellten Stadt ausgebrochen zu sein scheint. Auf
dem vorigen Bilde führte der Sänger den rechten Flügel seiner
Schaar; hier jedoch reitet er am linken; unmittelbar neben
ihm folgt sein Bannerträger und nach rechts hin 5 weitere
Kampfgenossen. Wie auf dem vorigen Bilde ist er, den Sei-
nigen etwas vorangeeilt, dargestellt und somit in den Mittel-
punkt des Bildes gerückt. Soeben hat er den einen der beiden
feindlichen Reiter durch einen von vorn mitten in das Gesicht
hinein geführten Hieb zu Falle gebracht und schwingt nun
das (silberne) Schwert zu einem zweiten Hiebe gegen den an-
deren feindlichen Reiter, der das Gleiche zu thun im Begriff
ist. Die Kampfgenossen Wernhers sind ebenso wie er mit der
Helmzier auf dem Haupte dargestellt, doch ist er noch vor
ihnen dadurch besonders ausgezeichnet, dass er auf dem Schui-
teransatze des linken Armes einen kleinen viereckigen Schild
mit Wappen (wie auf Balduineum 10a) führt. Zwar finden
sich in den Liedern unseres Sängers Beziehungen auf Heer-
fahrten nach Wälschland (I; III; VI, 2), doch scheint das Bild
selbst im Anschluss an ein historisches Ereignis entstanden
zu sein 2).

1) Vgl. von der Hagen, a.a.O. p. 90 Anm. 6.

2) Vgl. A. von Oe chelhaeuser, a.a.O. p. 134—140.

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