Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schulz, Fritz Traugott
Typisches der großen Heidelberger Liederhandschrift und verwandter Handschriften nach Wort und Bild: eine germanistisch-antiquarische Untersuchung — Göttingen, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3971#0114
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
m

nicht minder grosse Anzahl von Bildern führt uns dieselben
einander gegenüber sitzend vor. Zwar behandeln diese nicht wie
die vorhergehenden ein geineinsames Thema, doch ist der an
ihnen hervorgekehrte Zug ein so typischer, dass unbedingt
am Schluss dieses Teiles auf sie hingewiesen werden muss.
1 Teils sind es trauliche Scenen, draussen im Freien spielend,
4 teils Scenen behaglichen häuslichen Glückes und häuslicher
Belustigung. Nicht wie die obigen auf Grund des ihnen
nachfolgenden Textes entstanden, mit Ausnahme eines Bildes,
nämlich dem Günthers von dem Vorste (Nr. 107), und mehr
nach des Schluss der Sammlung hin sich findend, lassen sie
deutlich die Absicht des Malers erkennen, den Dichter und
die in seinen Liedern so sehr verherrlichte und angebetete
Frau, in unmittelbare Nähe gerückt, dem Beschauer vor
Augen zu führen.

Zu den Darstellungen ersterer Art gehören: 91 von
Buocheim, 107 Herr Günther von dem Vorste, 104 Herr
Alram von Gresten, 110 Herr Nünü.

1. Das erste Bild zeigt die Liebenden auf gemeinsamer
Bank im Schatten eine's Baumes sitzend; der Sänger reicht
seiner Dame einen Becher, den diese mit vorgestreckten
Händen in Empfang zu nehmen bestrebt ist, während unten
zu ihren Füssen ein Jüngling eine Art Hackbrett (v. d. Ha-
ge n) oder Psalterium (Oechelhaeuser) spielt.

2. Wohl im Anschluss an seinen Namen ist Herr Gün-
ther von dem Vorste') mit seiner Geliebten je unter einem
besonderen Baum, welche natürlich einen ganzen Wald reprä-
sentieren sollen, ins Gras gelagert dargestellt. Wie auf dem
vorigen Bilde reicht der Sänger seiner Dame eine Flasche,
welche diese mit der Linken entgegennimmt. Wie die zur
Rechten angebundenen, aber nur zum Teil sichtbar werdenden

1) Ein nur hochd. Wort, ahd. forst, mhd. vorst stm. (afrz. forest,
mlat. forestis, forcstc, forestus, foreslum, foraslum, foresta, forasta, der
dem Wildbann unterworfene, nicht eingezäunte Wald, vgl. Seh ad o,
altd. Worterb., 2. Aufl., S. 215a); um seine Herkunft wird gestritten;
doch nach M. Heyne, Deutsches Würterb. S. 958, ist wahrscheinlich,
»dass forst ein alter fränkischer, in den Urkunden latinisierter und
eigentlich den vorbehaltenen Herrenwald bezeichnender Ausdruck ist".
 
Annotationen