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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 11
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Rummel, Anton: Streitigkeiten der Edelfrau Dorothea von Neuhausen zu Obersulmetingen mit der Geistlichkeit zu Schemmerberg, Kappel, Untersulmetingen u.s.w. [2]: (nach den Akten des Schloßarchivs zu Mittelbiberach 1602-1639)
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Beck, Paul A.: Gelehrte Wollust, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0195
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169

Vom Jahre 1631—1639 schweigen
dann die Akten über die Dorothea von
Nenhansen und im Jahre 1639 ist die
ganze NenhauselüscheAdelsfamilie zu Ober-
sulinetingen ausgestorben. Denn am 17.
Februar 1639 teilen die 7 Geschwister von
Ulm das Ulmische und das Vetter Neu-
hausensische Erbe im Werte von 300 000 fl.
Dorothea von Ulm, Gemahlin des Adam
Heinrich Freiherrn von Schlaitheim zu
Isenburg und Nordstetten,- Veronica von
Ulm, Gemahlin des Bernhard Späth von
Zwiefalten und Carl Philipp von Ulm,
Domherr zu Augsburg, Constanz und
Salzburg werden mit Geld abgefunden,
während die anderen Brüder sich die Gü-
ter Vorbehalten und dieselben 1643 in der
Weife unter sich teilen, daß Heinrich Bern-
hard Mittelbiberach, Luitfried Erbach,
Paul Matthias das alte Ulmische Stamm-
gut Marbach und Gall Obersulmetingen
erhält. Die jetzt noch existierenden frei-
herrlich von filmischen Linien stammen
von Gall ab.
Zum Schluß noch eine Frage: Was
ist denn aus den beiden Söhnen der Do-
rothea von Neuhausen, Isaac und Georg
Ludwig, geworden? Einen kleinen Auf-
schluß giebt uns folgende Notiz in Nkeatri
Uuropaei Lontinuatio III, Urankturt
lAsrian 1644 S. 152:
„Von einem wunderbarlichen Scharmützel
wurde anfangs des Jahres 1634 aus dem Schwa-
benland geschrieben. Oberst Vitztumü hatte, um
seinen erlittenen Schaden wieder gutzumachen,
zu seinen 800 Reitern noch 400—500 Dragoner-
nus Biberach, Memmingen und Lindau zusammen-
gebracht und einen Anschlag auf die Stadt Munder-
kingen gemacht, in welcher 120 Schwedische Reiter-
lagen; indes beim ersten Angriff blieben 150
Reiter und 100 wurden gefangen. Unter den
Toten waren ein Freiherr von Scheer und zwei
Junge vom Adel von Ulm zu Erbach. Doch
haben nachher die Kaiserlichen die Stadt einge-
nommen und die Bagage samt vielen Pferden
in großer Bente an sich gebracht."
In den Ulmischcn Akten, Familien-
registern und Stammbaumen ist nichts
davon zu entdecken, daß junge Herren
von Ulm bei Munderkingen gefallen find;
das können deshalb nur die zwei jungen
Herren von Neuhausen gewesen sein, die
wegen der Verwandtschaft mit denen von
Ulm verwechselt wurden.

Lack, gelehrte iLlollust.
Audere Folge (s. schwäb. Arch. XXVIII, 1910,
Ur. 6. S. 85—93).
?u cler Knmebung <ler Heaenratt-
„Heinen Unopkl"
Das „deutsche Wörterbuch" der Gebrüder
Grimm gibt (in Band V, 1873, S. 1478) dem
Worte Knopf unter anderen: die volksmnßige
Bedeutung im Sprachbereiche von Schwaben und
Tirol von Geld, z. B. „keinen Knopf Geld haben";
„er hat Knöpfe" — er hat Geld; und glaubt
dieselbe darauf zuriickführen zu sollen, daß manche
Metallknöpfe Münzen ähnlich sehen und dafür
angebracht werden. Wir glauben aber, daß der
Grund der Redensart: ,,Kein'n Knopf!" —
keinen Pfennig, keinen Liar, kein Deut, kein
Blutigen, rein gar nichts u. s. w. tiefer liegt:
In den katholischen Gegenden Schwabens und
Tirols finden von alten Zeiten her noch heute
bei den Leichengottesdiensten, während des Offer-
toriums und bei der Kommunion, Opfergänge
statt, wobei es — wie Geistliche und Meßner-
reichlich bezeugen können — n-cht selten vorkam
und noch heute vorkommt, daß von den Opfer-
gängern in das Opferbecken, beziehungsweise in
den Opferteller Hosen- oder Wamsknöpfe
(welche ja beim Ausfallen auch klappern) statt
Kupfermünzen eingeworfen und in denselben beim
Entleeren vorgefunden werden. Es mag nun
hier dahingestellt bleiben, ob Vies aus Geiz des
Landmannes oder vielleicht aus Ungeschick, einem
Mißgriff u. dgl. geschieht, wenn der Opfergänger,
von dem Akt des Opferns überrascht und nicht
darauf vorbereitet, sich hiefür nicht vorgesehen
Hal, rasch zur Tasche fährt und hier, wo man
ja erfahrungsgemäß auch weggebrochene Kleider-
knöpfe aufbewahrt, statt einer Kupfermünze einen
solchen Knopf erwischt. Es genügt an der berich-
teten Tatsache, welche übrigens — nebenbei
bemerkt — nicht bloß von bei Opfergängen aus-
gestellten Opserbecken, sondern auch von in Kirchen
und Kapellen ständig befindlichen Opferbüchsen
gemeldet wird. Es wird der Fund solcher Knöpfe
in den Opferbüchsen als etivas schier ganz Wert-
loses, Despektierliches angesehen; und wenn hie
und da gar nichts darin vorgefunden wurde,
so hieß es: „Nicht einmal ein — Knopf! Kein'n
Knopf!", welcher Ausdruck zur Bezeichnung des
reinen Nichts dann mit der Zeit auch auf andere
Verhältnisse übertragen wurde. Es ließe sich
auch noch daran denken, daß die Redensart etwa
auf die alten „Knopfstücke" (hin und wieder
auch Kopfstücke gen.), das heißk auf die alten
Sechsbäzner süddeutscher Währung und guten
Angedenkens (— 24 kr.), beziehungsweise auf
die "alten österreichischen Silberzwanziger zurück-
zuführen wäre, welche die Bauern in Bayern,
Schwaben und Tirol noch bis in die zweite
Hälfte dieses Jahrhunderts als Knöpfe an
Röcken, Wämsern und Westen trugen. Diese
Kopfmünzen bildeten früher geradezu eine ziem-
lich lästige Besonderheit des Geldverkehrs. Im
süddeutschen Bauernstand war es nehmlich im
17/18 Jahrhundert und noch in der ersten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts unter den Vermög-
 
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