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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 11
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Rummel, Anton: Streitigkeiten der Edelfrau Dorothea von Neuhausen zu Obersulmetingen mit der Geistlichkeit zu Schemmerberg, Kappel, Untersulmetingen u.s.w. [2]: (nach den Akten des Schloßarchivs zu Mittelbiberach 1602-1639)
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0194

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168

macht, daß der Zehnt aus den Stockäckern
dem Kaplan, der aus deu Neubrücheu,
dem sogenannten Hörlin aber dem Pfarrer
gehören. Diese Abmachungen wurden erst
im Jahre 1577 von Constanz bestätigt.
Der letzte Pfarrer, der dieses Verhältnis
zwischen Pfarrer und Caplan respektierte,
war Wolfgang Gull und gerade auf ihn
war Dorothea von Neuhausen nicht gut
zu sprechen.
So schilderte der jüngere Constantin
Fugger in seiner Eingabe am 17. Juni
1629 mi Erzherzog Leopold das Geschicht-
liche, die Rechte und Pflichten der Kapla-
neistelle zu Untersulmetingen, damit ja
der Vertrag zwischen seinem Vater Con-
stantin und der Dorothea von Neuhausen
umgestoßen werde. Aber warum ging
denn der jüngere Constantin Fugger so
scharf gegen diesen Vertrag vor? Was
für Vorteile suchte denn Dorothea von
Neuhausen durch denselben für die Pfarr-
stelle zu Obersulmeitngen zu erlangen?
Diese Vorteile sollen folgende sein:
1) Der Kaplan sollte des Pfarrers Helfer
sein und demselben helfen mit Predigen,
Messelesen und Spendung der Sakra-
mente; ferner sollten Fugger und Neu-
hausen in der Besetzung der Kaplanei
abwechseln.
2) Es sollten der Pfarrstelle gehören der
Klein- und Großzehnte in Untersul-
metingen, der Zehnte in den Neubrüchen
und in den Stockäckern.
Wie indes der Streit wegen der Ka-
planei zu Uutersulmetiugen ausgegaugen
ist, darüber schweigen die Akten.
Doch eine böse Folge hatte der Streit
noch, nämlich eine Beleidigungsklage der
Dorothea von Neuhausen gegen Fugger.
Constantin Fugger der Jüngere schrieb
nämlich in seiner Eingabe vom 17. Juni
1629 au Erzherzog Leopold: „Die Frau
von Neuhausen, dieses überaus listige,
geizige Frauensbild hat meinen Vater
Constantin 1626 mit liebkosenden, schmei-
chelnden Reden gewinnen wollen, einen
für die Kaplanei zu Uutersulmetiugen
nachteiligen Vertrag abzuschließen " Diese
Eingabe mit den die Frau vor: Neuhausen
beleidigenden Ausdrücken wurde vom Erz-
herzog Leopold derselben übersandt, wo-
rauf sie eine Klage wegen Beleidi-
gung gegen Constantin Fugger beim

Landgericht zu Ravensburg vorbrachte.
Im Jahre 1631 fällte dann das Land-
gericht zu Ravensburg das Urteil in die-
sem Prozesse.
Aus dem Vorgetrageneu müssen wir
gegenüber Kallen, der in seinem Werke:
„ Oberschwäbische Pfründen vor dem Jahre
1500" eine Pfarrei Untersulmetingen oder
Niederkirch annimmt, feststellen, daß es
immer eine Reichspfarrei Oberfulmetingen
gegeben hat, bei welcher der Pfarrer sei-
nen Wohnsitz in Oberfulmetingen, aber
seine Pfarrkirche in Niederkirch hatte, wäh-
rend später zur besseren und leichteren
Pastorierung der unteren Teile der Pfar-
rei eine Kaplaneistelle zu Niederkirch oder
zu Untersulmetingen gestiftet wurde. Ein
Pfarrhaus brannte auch 1652 zu Ober-
sulmetingen mit samt dem Schlosse ab
und dann wurde im gleichen Jahre zu
Obersulmetingen neben der St. Ulrichs-
kapelle außerhalb der Schloßmauer ein
neues Pfarrhaus gebaut; erst seit dem
Jahre 1 739 wohnte der Pfarrer im
Schlosse.
Im Leben der Dorothea von Neu-
hausen sind noch mehrere Streitigkeiten
und Prozesse zu verzeichnen. So hatte
sie in den Jahren 1624 und 1625 einen
Streit mit ihrem Schirmherrn Hans Chri-
stoph Schenk von Stauffenberg zn Wilf-
lingen und Rißtissen wegen eines Geld-
darlehens, das Schenk im November 1621
heimbezahlt zu haben behauptete, was
aber Dorothea von Neuhausen leugnete.
Einen wichtigeren Streit hatte Doro-
thea mit dem Markgrafen Friedrich von
Baden. Im Jahre 1607 erhält nämlich
ihr Gemahl Heinrich von Neuhausen vom
Markgrafen von Baden als Lehen den
Weinzehnten im Affenthal bei Steinbach,
den vorher Hans Dieirich Röderer von
Rodeck besessen hatte. Daneben hatte
aber Neuhansen noch 2000 fl. beim Mark-
grafen stehen. Im Jahre 1627 fiel es
nun den: Markgrafen Friedrich ein, wegen
dieses Weinzehnten die Dorothea von
Neuhausen au die Pflicht zu ermahueu,
einen reisigeu Manu zum Kriege zu stellen.
Darauf antwortete ihr Vermalter Wil-
helm Handel: „Der Markgraf könne wohl
aus den rückständigen Zinsen von den
2000 fl. selbst einen reisigen Mann aus-
rüsten. "
 
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