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Nach eine kurze Zusammenfassung.
Mit Staunen hat man vor IL/2 Jahr-
zehnten die große Ausdehnung des Wir-
kungskreises der Wessobrunner erkannt.
Ihr Schwerpunkt lag, wenn auch ein paar
aus ihren Reihen hervorgegangene Archi-
tekten die meisten Nachrufe verdienen
mögen, doch immer in dekorativen, vor-
ab in Stuckarbeiten. Bei unverkennbarem
Varwiegen handwerklichen Geschicks darf
man den Kunstwert eines Teils dieser
Leistungen nicht unterschätzen; im ganzen
sind die figuralen, wenigstens in der Frei-
plastik, entschieden minder erquicklich als
die ornamentalen.
Die Feichtmayr, schon durch ihre An-
zahl hervorragend, stehen nicht nur im
Umfang ihres Schassens in erster Linie
unter ihren Heimatgenossen, sondern auch
vermöge ihrer Vielseitigkeit, insbesondere
durch ihr Uebergreifen auf die Holz-
schnitzerei. An künstlerischer Begabung
dürften Johann Michael und Josef Anton
nur von den Brüdern Zimmermann über-
troffen worden fein. Während aber bei
diesen im Frührokoko, bei den Schmuzer im
Barockstil der Schwerpunkt zu suchen ist,
haben wir die Feichtmayr größtenteils
im entwickelten Rokoko tätig gesehen.
Und wenn die Arbeiten jener, welche nicht
selten von der Münchener Hofkunst und
hiemit von französischem Geist beeinflußt
waren, da und dort anmutiger erscheinen,
so haben die Feichtmayr mit großem Er-
folg in ganz Süddeutschland und in der
Schweiz eine echt deutsche Kunstweise
verbreitet. _
vir ehemalige 8t. Vls5iu5-Psiesterttater-
nität in kdingen a. v- im is.—,8. Zadrluinaert.
Von Oberstudienrat Or. Hehle.
(Schluß)
Die Zahl dieser Jahrtagsstiftungen stei-
gerte sich so rasch, daß sie nach der Fest-
stellung voll feiten des Dekans Vanotti
bis zum Jahr 1521 schon auf 187 an-
gewachsen war und dieses Anwachsen
Mit dieser Feststellung verbindet sich bei
vanotti die weitere Notiz, daß die vielen adeligen
und nichtadeligen Urheber dieser Iahrtagsstif-
tungen sich zugleich in die Priesterbruder-
schaft haben anfnehmen lassen. Diese
hätte demnach auch L ai e n m i t g I i e d e r gehabt,
eine allerdings auffallende Nachricht, die mir
aber doch nicht ganz unglaublich erscheint, ob-
wohl ich dieselbe bis jetzt nirgends bestätigt gefun-
den habe.
setzte sich auch in den beiden nachfolgen-
den Jahrhunderten noch fort, weshalb
trotz mehrmaliger Reduzierung der Jahr-
tage in späterer Zeit doch noch heutzu-
tage alljährlich über ION von der ehe-
maligen „Präsenzpflcge" herrührende hl.
Messen in hiesiger Pfarrkirche persolviert
werden. Übrigens bestanden diese Stif-
tungen in jenen älteren Zeiten nicht wie
später in der Zuweisung bestimmter Ka-
pitalsummen an die Fraternitätskasse; viel-
mehr wurden dieselben in der Weise ge-
macht, daß der jeweilige Stifter der Fra-
ternität einen bestimmten jährl. Zins
— von 3^2 Pfd. „Haller" (bezw. spä-
ter „Hüller') im 15. Jahrh. bis 12L2 Gul-
den im 18. Jahrh. — verschrieb. Letzterer-
floß aus einem bestimmten Hofgut
oder Grundstück, das der Stifter ihr ver-
pfändete, so daß sie im Fall des Aus-
bleibens des Zinses berechtigt war, das-
selbe in Beschlag zu nehmen, für sich aus-
zunützen und schließlich sogar zu verkaufen,
um sich schadlos zu halten *si. Durch
die fortlaufende Vermehrung dieser gestif-
teten Zinsen gelangte die „Präsenzpflege"
verhältnismäßig bald zu folchen Mitteln,
daß sie, wie wir aus mehreren Urkunden
ersehen, schon seit dem 16. Jahrhundert
in der Lage war, sich noch weitere regel-
mäßige Jahreseinnahmen zu verschaffen
durch sogen. Zins kaufe *ch. Sie ver-
mochte nämlich verschiedene ständige Zinsen
aus Häusern und Grundstücken, welche
sie sich wie bei den Jahrtagsstiftungen
der Sicherheit halber verpfänden ließ, in
jährlichen Beträgen von 5 Schilling „Hül-
ler" bis zu 5 Gulden käuflich au sich zu
bringen *ch.
Eine bare Geldsumme als Stiftungskapital
stabe ich — abgesehen von einer Iahrlagsstiftung
des berühmten Estinger Bürgers Hieronymus
Winckelhofer aus dem Anfang des iS. Jahrh.
— bis jetzt erstmals in einer hiesigen Urkunde
vom I. ^715 gefunden.
Solche wurden damals auch von pfründ-
pflegschaften sowie von Klöstern vielfach ab-
geschiossen.
So kaufte die Fraternität im I. 1520 um
den Preis von 20 fl. einen ewigen Iahreszins
von i fl. aus einer wiese des Hans Schmid von
Rottenacker, welcher übrigens für sich und seine
Erben sich das Recht vorbehielt, diesen Zins durch
Rückgabe des Kaufpreises abzulösen. Ebenso
kaufte sie im Jahr 15S6 um ?o fl. einen Zins
von 2 fl. zo kr. aus dem Haus und Garten des
Hans Lberlin zu Laupheim, der sich gleichfalls
das Rückkaufsrecht vorbehielt, ebenso in den
Nach eine kurze Zusammenfassung.
Mit Staunen hat man vor IL/2 Jahr-
zehnten die große Ausdehnung des Wir-
kungskreises der Wessobrunner erkannt.
Ihr Schwerpunkt lag, wenn auch ein paar
aus ihren Reihen hervorgegangene Archi-
tekten die meisten Nachrufe verdienen
mögen, doch immer in dekorativen, vor-
ab in Stuckarbeiten. Bei unverkennbarem
Varwiegen handwerklichen Geschicks darf
man den Kunstwert eines Teils dieser
Leistungen nicht unterschätzen; im ganzen
sind die figuralen, wenigstens in der Frei-
plastik, entschieden minder erquicklich als
die ornamentalen.
Die Feichtmayr, schon durch ihre An-
zahl hervorragend, stehen nicht nur im
Umfang ihres Schassens in erster Linie
unter ihren Heimatgenossen, sondern auch
vermöge ihrer Vielseitigkeit, insbesondere
durch ihr Uebergreifen auf die Holz-
schnitzerei. An künstlerischer Begabung
dürften Johann Michael und Josef Anton
nur von den Brüdern Zimmermann über-
troffen worden fein. Während aber bei
diesen im Frührokoko, bei den Schmuzer im
Barockstil der Schwerpunkt zu suchen ist,
haben wir die Feichtmayr größtenteils
im entwickelten Rokoko tätig gesehen.
Und wenn die Arbeiten jener, welche nicht
selten von der Münchener Hofkunst und
hiemit von französischem Geist beeinflußt
waren, da und dort anmutiger erscheinen,
so haben die Feichtmayr mit großem Er-
folg in ganz Süddeutschland und in der
Schweiz eine echt deutsche Kunstweise
verbreitet. _
vir ehemalige 8t. Vls5iu5-Psiesterttater-
nität in kdingen a. v- im is.—,8. Zadrluinaert.
Von Oberstudienrat Or. Hehle.
(Schluß)
Die Zahl dieser Jahrtagsstiftungen stei-
gerte sich so rasch, daß sie nach der Fest-
stellung voll feiten des Dekans Vanotti
bis zum Jahr 1521 schon auf 187 an-
gewachsen war und dieses Anwachsen
Mit dieser Feststellung verbindet sich bei
vanotti die weitere Notiz, daß die vielen adeligen
und nichtadeligen Urheber dieser Iahrtagsstif-
tungen sich zugleich in die Priesterbruder-
schaft haben anfnehmen lassen. Diese
hätte demnach auch L ai e n m i t g I i e d e r gehabt,
eine allerdings auffallende Nachricht, die mir
aber doch nicht ganz unglaublich erscheint, ob-
wohl ich dieselbe bis jetzt nirgends bestätigt gefun-
den habe.
setzte sich auch in den beiden nachfolgen-
den Jahrhunderten noch fort, weshalb
trotz mehrmaliger Reduzierung der Jahr-
tage in späterer Zeit doch noch heutzu-
tage alljährlich über ION von der ehe-
maligen „Präsenzpflcge" herrührende hl.
Messen in hiesiger Pfarrkirche persolviert
werden. Übrigens bestanden diese Stif-
tungen in jenen älteren Zeiten nicht wie
später in der Zuweisung bestimmter Ka-
pitalsummen an die Fraternitätskasse; viel-
mehr wurden dieselben in der Weise ge-
macht, daß der jeweilige Stifter der Fra-
ternität einen bestimmten jährl. Zins
— von 3^2 Pfd. „Haller" (bezw. spä-
ter „Hüller') im 15. Jahrh. bis 12L2 Gul-
den im 18. Jahrh. — verschrieb. Letzterer-
floß aus einem bestimmten Hofgut
oder Grundstück, das der Stifter ihr ver-
pfändete, so daß sie im Fall des Aus-
bleibens des Zinses berechtigt war, das-
selbe in Beschlag zu nehmen, für sich aus-
zunützen und schließlich sogar zu verkaufen,
um sich schadlos zu halten *si. Durch
die fortlaufende Vermehrung dieser gestif-
teten Zinsen gelangte die „Präsenzpflege"
verhältnismäßig bald zu folchen Mitteln,
daß sie, wie wir aus mehreren Urkunden
ersehen, schon seit dem 16. Jahrhundert
in der Lage war, sich noch weitere regel-
mäßige Jahreseinnahmen zu verschaffen
durch sogen. Zins kaufe *ch. Sie ver-
mochte nämlich verschiedene ständige Zinsen
aus Häusern und Grundstücken, welche
sie sich wie bei den Jahrtagsstiftungen
der Sicherheit halber verpfänden ließ, in
jährlichen Beträgen von 5 Schilling „Hül-
ler" bis zu 5 Gulden käuflich au sich zu
bringen *ch.
Eine bare Geldsumme als Stiftungskapital
stabe ich — abgesehen von einer Iahrlagsstiftung
des berühmten Estinger Bürgers Hieronymus
Winckelhofer aus dem Anfang des iS. Jahrh.
— bis jetzt erstmals in einer hiesigen Urkunde
vom I. ^715 gefunden.
Solche wurden damals auch von pfründ-
pflegschaften sowie von Klöstern vielfach ab-
geschiossen.
So kaufte die Fraternität im I. 1520 um
den Preis von 20 fl. einen ewigen Iahreszins
von i fl. aus einer wiese des Hans Schmid von
Rottenacker, welcher übrigens für sich und seine
Erben sich das Recht vorbehielt, diesen Zins durch
Rückgabe des Kaufpreises abzulösen. Ebenso
kaufte sie im Jahr 15S6 um ?o fl. einen Zins
von 2 fl. zo kr. aus dem Haus und Garten des
Hans Lberlin zu Laupheim, der sich gleichfalls
das Rückkaufsrecht vorbehielt, ebenso in den