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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 8
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Schwedenkrieg um Weissenau, [3]: Schicksale des Stifts nach der letzten Flucht (Sept. 1632 bis Okt. 1633)
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Selig, Theodor: Die Bruderschaften des Dekanats Riedlingen, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0150

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124

eine derartige Abfertigung, und er drohte
in einem zweiten Schreiben, er werde die-
selbe sobald nicht vergessen. Bald aber
entschied die Sache ein Erlaß des Kaisers
vom 16. Oktober, worin die Aufnahme
schwedischer Truppen und die Beteiligung
an irgendwelcher von Schweden einbe-
rnfenen Versammlung strengstens unter-
sagt wurde?) (Schluß folgt.)
8>g Me vruaerzchakten aes vekanatt
HiEngen. (Forts)
Nus einer Notiz in einer handschrift-
lichen Chronik des Augustinerklosters
Uttenweiler kamt inan schließen daß in
dieser Pfarrei einst auch die St. Sebasti-
ans-Bruderschaft bestanden hat. Die
Notiz sagt nämlich: „Paulus, liuiushomi-
nis V. pontifex iAax. kraternitatem 8.
8et>astiani äitavit ^näuIZentüs 1615".
Diese Bemerkung ist wohl auf Uttenweiler
zu beziehen; zutreffendenfalls ist aber
diese Bruderschaft daselbst langst unterge-
qanqen.
stseuki»a.
Wühl die älteste bekannte Bruder-
schaft des heutigen Dekanats Riedlingen
ist die Sebastiansbruderschaft zu
Neufra. Zwar läßt sich in Ermangel-
ung der ältesten Dokumente das Jahr
ihrer Entstehung nicht festsetzen; aber
aus den noch vorhandenen Aufzeichnungen
kann man mit Recht schließen, daß sie
schon ums Jahr 1500 bestanden hat.
Vermutlich hat das adelige Geschlecht
der Herrn von Gundelfingen einen
besonderen Anteil an der Errichtung der
Bruderschaft gehabt, welche in einer
Zeit entstanden ist, in der Neufra Gun-
delfingisch war (1399—1546). Es ist
st Jener Konvent der 4 obern Kreise (der 2
rheinischen, des fränkischen und des schwäbischen),
welchem Oxenstjerna am 2. März 1633 zu Heil-
bronn präsidiert hat, sollte nach Gustav Adolfs
Bestimmung am 12. Dez. 1632 in Ulm statlfin-
den. Geplant hat ihn der König vermutlich schon
im vorausgehenden Septeniber. Aller Wahr-
scheinlichkeit nach hat der in den Plan einge-
weihtc Herzog von Weimar demselben durch eine
Vorversammlung der schwäbischen Stände in
Biberach vorarbeiten wollen, ohne daß ihm dies
gelungen wäre. Auch die größeren Geschichts-
werke, wie lüeutrum suropaeum oder CH. F.
Sattlers Geschichte des Herzogt. Würtenberg,
tun keine Erwähnung von dem oben angeführten
Schreiben des Herz. Julius Friedrich und dem
Projekte des Weimarers.

nämlich ein Verzeichnis der ältesten ver-
storbenen Mitglieder der Bruderschaft
vorhanden, welches einem im 17. Jahrh.
entstandenen Brnderschaftsbuch einver-
leibt wurde. Diesem alten Nekrolog ist
leider kein Todesjahr der darin verzei-
chneten Brüder und Schwestern beigefügt;
doch ist von einem Teil derselben aus
anderen Quellen bekannt, daß sie gegen
Ende des 15. und im Anfang des 16.
Jahrhunderts gelebt haben. Schon
Pfarrer Melchior Nenner, welcher jenes
Bruderschaftsbuch a. 1683 anlegte, zog
aus dem gen. Nekrolog einen Schluß
auf das Alter und die Stifter der Bru-
derschaft. Es steht nämlich an 7. Stelle
Stephan, Freiherr von Gundel-
fingen. Ein Gundelfinger dieses Na-
mens lebte a. 1420 und stiftete nach
Neufra einen Jahrtag, welcher am 21.
April gehalten wurde. Nach Pfr. Ren-
ners Ansicht wäre dieser Stephan v. G.
Mitglied der Bruderschaft gewesen, wel-
che also schon a. 1420 existiert hätte.
Indes lebte noch zu Anfang des 16.
Jahrh. ein anderer Stephan v. G. d.
jüngere, welcher im Nekrolog auch ge-
meint sein kann st. Jedenfalls steht die

st Nach der Gundelfingischen Geschlechtstafel
(Archiv Donaueschingen) war ein Stephan
von Gundelfingen Jörg's von G. Sohn und
älterer Bruder Schweikarts, des letzten Herrn
von Gundelfingen; dieser Stephan starb am 14.
Febr. 1502 — so in den „Württ Jahrbüchern"
1864 V. 358. Dagegen starb laut Notiz im
„Neuen Archiv f. ältere deutsche Geschichtskunde"
1882 S. 213 „Zenerosus ac nobilis dominus
Ltepüanus de OundelkinAsn baro nee non
strsnuus indes" am 14. Februar 1 507; es ist
wohl der gleiche gemeint und wahrscheinlich
jener „ Ritte rvonNeufra", dessen kollossales
Standbild in der Pfarrkirche zu Neufra kürzlich
so berühmt geworden ist. Nach der OA. Be-
schreibung von Riedlingen (1827) S. 215 soll
er a. 1528 gestorben sein (laut Inschrift an der
Statue); allein dieses Jahr wird in der betr.
Inschrift (Stephan von Gundelfingen, d. jüngere,
iin Jahr 1528) nicht als Todesjahr bezeichnet.
Auch wird in den „Mitteilungen aus dem f.
fürstenb. Archive" I (1894) vom Jahr 1510 an
überhaupt kein Stephan von Gundelfingen mehr
genannt, was immerhin sehr auffallend wäre,
wenn jener noch gelebt hätte. Bemerkt sei noch,
daß Miller in der „Sonntagsfreude" (Riedlin-
gen) 1910 Nr. 37 S. 292 („Der letzte Agilol-
finger") den a. 1546 verstorbenen Schweikart v.
G. zu einem Sohn Schweikarts d. ält u. Stephan
d. j v. G. zum Oheim des ersteren macht. Also
nichts als Widersprüche!
 
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