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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 2
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Rummel, Anton: Die Gegenreformation zu Biberach von 1546 - 1618, [1]: (nach den Akten im kath. Stadtpfarrarchiv)
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Brehm, Karl: Der seligen Ursula Haider Lebenszeit und Lebensalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0048

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— 22

Pfarrkirche durch die Worte: sie sollen
es gebrauchen in dem Stande, wie es
ihnen übergeben worden und wie es spä-
ter Concilien und gemeine Reichsversamm-
lungen anordnen. Freilich berufen sich
die Evangelischen betreffs der Mitnutz-
nießung auch darauf, daß sie an der Kaufs-
summe auch ihren Anteil bezahlt haben;
aber wie groß war denn dieser Anteil?
Es wurden ja gleich 11000 fl. bezahlt
anno 1566 und als der Spital 1685
dem Kloster Eberbach noch 10 000 fl.
schuldig war, wurden noch 3500 fl. nach-
gelassen, worauf der Spital noch in dem-
selben Jahr die Reftschuld mit 6500 fl.
heimzahlte. Rechtlich hätten die Evan-
gelischen nur einen Anspruch machen kön-
nen auf eine so große Nutzung, als die
Zinse ihrer Beiträge ausgemacht hätten.
Ferner ist zu sagen, durch den Ankauf
der Pfarrgerechtigkeiten von feiten des
Spitals war es dem Rat möglich gewor-
den, den Evangelischen entgegenzukommen
und einen erträglichen Frieden zwischen
den beiden Religionen anzubahnen, was
wohl unter dem Patronat von Eberbach
nicht zu erreichen gewesen wäre. Die
Kosten dieses Friedens mußten freilich
die Katholiken tragen. Die Stadtpfarr-
kirche mußten sie endgültig mit den Evan-
gelischen teilen und die Besoldung der
evang. Kirchendiener und die Bestreitung
der evang. Kirchenkoften aus der Pfarr-
kirche nkasse bezw. dem Spital zulassen.
Manches hat der kath. Rat von 1560—
1610 den Evangelischen bewilligt auf
Kosten der allgemeinen Kirchenkasse, je-
doch nicht in dem Maße, wie sie es
wünschen. Deshalb klagen die Evange-
lisch« n um das Jahr 1610 in einer
Beschwerdeschrist an die Union d. h.
an die Vereinigung der evang. Fürsten
und Städte zum Schutze des Prote-
stantismus: bezüglich der Kultbedürf-
nisse und Unterhaltung der Geistlichen
seien die Evangelischen im Nachteil, in-
dem Bürgermeister und Rat sagen, die
geistlichen Güter und Einkommen seien
von Alters her für die Katholischen und
nicht für die Evangelischen gestiftet wor-
den. Was die Katholiken zum Gottes-
dienst benötigen, werde ihnen nicht bloß
zur Notdurft, sondern auch zur Zierde
und Lust verabreicht. In wenigen Jah-

ren und unlängst seien ihnen 1000 fl.
für große Kreuze, Fahnen, priesterlichen
Ornat und eine neue köstliche Monstranz
verwilligt worden. Den Evangelischen
werde selbst das Nötige nur mit Unwillen
verabreicht. So haben sie bisher ver-
gebens um eine Emporkirche nachgesucht,
während doch die Nonnen eine solche
haben. Als die evangel. Bürgerschaft
um einen eigenen Mesner angehalten,
weil der kath. sich beschwert habe, habe
der Magistrat zuni Hohn und Spott der
evangel. Religion einen Sergeanten vor-
geschlagen und verordnet.
(Forts, folgt.)

Oei» seligen (lnkula s^aiclev Lebenszeit
un<1 LebensaUei«.
von Stadtpfarroerweser Brehm
in Waiblingen.
No. 23 u. 25 des Kathol. Sonntagsbl.
vom 5. bezw. 19. Juni 1910 brachte
im Rahmen der mehr wie sonderbaren
„Mürttember^a Lancia et Ueata et ?ia"
ein schlichtes Lebensbild einer Ordensfrau
aus Leutkirch, Namens Ursula Haider,
in engstem Anschluß an die von K. I. Glatz
als Band 151 der Bibliothek des literar.
Vereins in Stuttgart herausgegebene
Chronik des Bickenklosters zu Villingen
1238—1614 (Tübingen 1881). Nach der-
selben ist Ursula geboren ungefähr im
Jahre 1413 (S. 12). Noch als Wiegen-
kind Vollwaise geworden, kam sie zu ihrer
Großmutter in das Haus ihres geistlichen
Onkels, des Priesters Joh. Bör in Leut-
kirch (S. 13). Dieser brachte sie im Alter
von neun Jahren, also ca. 1422, nach
Reute bei Waldsee; hier soll sie von
der seligen Elisabeth Achter ins religiöse
Leben eingeführt und zum Empfang der
hl. Sakramente der Buße und des Altars
vorbereitet worden sein. Mit diesem „soll"
möchte ich die Richtigkeit der Angaben
der Villinger Klosterchronik entschieden
bestreiten, obwohl z. B. auch im Freib.
Diöz.-Arch. XXVIII (1900) S. 62 Anm.
4 und S. 79 Anm. 6 dieses' Verhältnis
zwischen Elisabeth und Ursula angenom-
men wird. Denn trotzdem ich schon oft
und oft Kügelins Betha-Leben in ver-
schiedenen Fassungen gelesen habe, fand
ich niemals und nirgends auch nur eine
 
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