Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:
Schwedenkrieg um Weissenau, [4]: Schicksale des Stifts nach der letzten Flucht (Sept. 1632 bis Okt. 1633)
DOI Artikel:
Schön, Theodor: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [21]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0167

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
141

Seele sich alsbald vom irdischen Kerker
losriß, um in die ewige Ruhe einzugehen.
Mit einem längern Epitaphium auf den
sel. Mitbruder beschließt P. Bartholomäus
Eberlin die Schilderung, mit welcher er
uns ein so anschauliches Bild vom Jammer
und Elend eines Reichsstiftes mit dessen
Umgebung während des traurigen
Schwedenkrieges gezeichnet hat.

yerrogln Maria Nugutta von Mrttemverg.
Von Hofrat Schön.
(Fortsetzung.)
Am 3. Juni ließ Maria Augusta durch
ihren Wittumrat Koeppel der Land-
schaft zu der guten Ue8oiution in puncto
reli§ioni8 gratulieren und thats auch
mündlich gegen eine (erforderte) landschaft-
liche Deputation, erklärte: nichts mehr zu
wünschen, als daß dereinst auf ihrem
Grabstein mit Recht gefetzt werden könne,
daß sie eine wahre und treue Landes-
mutter gewesen sei. Auch ihr Sohn habe
ihr aufgetragen, sämtlichen membri8 der
Landschaft ein gnädiges Compliment aus-
zurichten und sie zu versichern, daß er
mit dero bisherigen devoten und treuen
Bezeugen ganz wohl zufrieden wäre. Der
landschaftliche engere Ausschuß dankte
schriftlich und versicherte die Herzogin
der Abtragung des ^äjuto von 1742
pro praeterito et kuturo.
Seit der Vermählung ihres Sohnes
hatte übrigens die Uneinigkeit Maria
Augusta's mit ihrem Sohne Herzog Karl
Eugen zugenommen. Es mußte schließ-
lich zum Bruch kommen. Im Juli 1750
war die Herzogin Wittwe auch wieder
einmal in Teinach. Sie hatte dort
unter allen Brunnengästen den
Brauch eingeführt, daß jeder Herr
einen Badeschatz hatte. Sie stiftete
gerne Heiraten und konnte es dabei nicht
leiden, daß dergleichen unter ihren Leuten
nicht von ihr selbst kommen sollten. Als
in diesem Jahre eine ihrer Hofdamen
katholischen Glaubens, einen protestan-
tischen Cavalier heiraten wollte, wollte
die Herzogin-Witwe sie durchaus durch
ihren eigenen Beichtvater, einem (den
Landständen) verdächtigen Manne copu-
lieren lassen, da die Braut katholisch sei.
Als man ihr die Landesgesetze entgegen-
hielt, wollte sie es auf den Herzog an-

kommen lassen. Endlich schlug sie vor,
daß das junge Paar sich zu Stuttgart
in ihrem Wittums-Schloß"^) von zwei
Geistlichen beider Confessionen nach dem
Exempel ihres Sohnes trauen lassen sollte,
das auch ihr Sohn sich gefallen ließ.
Wäre die Trauung durch den Beichtvater
erfolgt, hätte es sicherlich wieder Anstand
mit den Landständen gegeben, die immer
mißtrauischer wurden u. im gleichen Jahre
wieder einen neuen Anlaß zu Religions-
beschwerden fanden, welche die Landschaft
bewogen, sich an die Kurfürsten von
Brandenburg und Mainz zu wenden.
Die Gesandten dieser zwei Fürsten brach-
ten dann Herzog Karl Eugen 30. Mai
17 50 dahin, daß er versprach, es sollten
künftig derartige Vorkommnisse vermieden
werden und die bestehende Religionsver-
fassung des Landes aufrecht erhalten
bleiben.
Im Jahre 1750 ließ, wie 1749, nem-
lich Herzog Karl Eugen das Fronleich-
namsfest in Ludwigsburg unter großem
Zulauf der Katholiken aus weitester Üm-
l46a) Maria Augusta- hatte am 22 Nov. 1747
ihre Wohnung im alten Schloß an ihren Sohn
anläßlich der bevorstehenden Vermählung über-
lassen und zog in die Wohnung des Oberstall-
meister von Röder. Da hierdurch Kosten ent-
standen (seien), andererseits sie die Aption des
Widdumschlosses in Schorndorf entbehren würde,
erwartete sie die landschaftliche Beisteuer. Am 12.
Januar 1748 bewilligte ihr hierauf der land-
schaftliche engere Auss uß 2000 Gulden. Auch
sonst hatte sie Anliegen an die Landschaft, so am
13. Januar 1748, als ihr Hofrat und Kassier
Schweizer Mitte Februar nach Paris gehen sollte
zuin Ankauf der Waren und Zeuge, die aus An-
laß der Hochzeit des regierenden Herzogs nötig
waren. Der landschaftliche engere Ausschuß sollte
daher ihr landschaftliches Donatio-Quartal Licht-
meß-Georgii schon jetzt auszahlen; ferner einen
durch den erblosen Tod des Fräulein v. Thüngen
ihr zurückgefallenen und einige andere ihrer
Schuldposten, zusammen 1800 fl., an die Her-
zogin selbst zahlen. Am 17. Januar willfahrte
der landschaftliche engere Ausschuß in betden
Pnnkten. Ain 7. Mai 1748 lud sie einen Prä-
laten und zwei landschaftliche Consulenten nach
einander zu Tisch und begehrte eine landschaft-
liche clonatio aus Anlaß des Vermählungsfestes,
zumal sie ja das Meiste zur Verlobung beige-
tragen hätte. Am 28. Mai bewilligte der land-
schaftliche engere Ausschuß nachträglich noch 1000,
also 3000 st., ferner als Gratulations-Komplt-
ment nach der Heimfühlung anfänglich 3000,
nachträglich nur 200 Carolins und ließ es der
Herzogin durch ihren Oberhofmeister Schwar-
zenau mündlich eröffnen.
 
Annotationen