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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 9
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Brehm, Karl: Abt Ernest von Zwiefalten, [3]
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Schwedenkrieg um Weissenau, [4]: Schicksale des Stifts nach der letzten Flucht (Sept. 1632 bis Okt. 1633)
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0161

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135

pL88io 8. 1H6MONI8. Allein ein Ver-
gleich derselben mit den beiden Zwiefalter
Annalen und c. 19 der Zwiefalter Chro-
nik Ortliebs spricht sicher nicht für die
Gleichzeitigkeit der Neresheimer Aufzeich-
nungen: die Dürftigkeit derfelben, die ge-
ringe Rücksichtnahme auf Zwiefalten, die
Zurückdatierung der Abtswürde bis auf
Ernest setzen einen Verfasser voraus, der
die früheste Geschichte von Neresheim
nicht miterlebt, vielleicht nicht einmal von
einem Augenzeugen hat erzählen hören.
Der Neresheimer Annalist erscheint min-
destens jünger als Ernest von Zwiefalten,
sonst würde er doch wohl etwas mehr
wissen von Abt Ulrich und auch Ernest
von Zwiefalten, besonders aber von Abt
Pilgrim von Neresheim.Sein Schwei-
gen ist aber wohl verständlich, wenn er
erst zur Zeit der Zwiefalter Annalisten
lebte, als das Verhältnis zu Zwiefalten
in Vergessenheit geriet, da nach dem Tode
Pilgrims, der aus Zwiefalten stammte,
infolge der öfteren Klosterbrände auch
keine Urkunden mehr daran erinnerten.
Damit wäre für die genannten und für-
andere Einflüsse auf die Neresheimer Tra-
dition genügend Spielraum vorhanden.
Vielleicht bringt einstens die wissenschaft-
liche, systematische Erforschung der Ge-
schichte der schwäbischen Benediktinerklöster
Licht in diese Fragen. Jedenfalls ist es
trotz Baudenbacher und seiner vier korrek-
turlesenden Ordensgenossen immer noch
viel zu früh, um euren Ernest von Neres-
heim, Thiemo von Salzburg uud Ernest
von Zwiefalten unbesehen und ungeprüft
in eine württembergische Heiligenlegende
aufzunehmen.
A. a. O. 17,14—39 vergl. mit Schneider,
Die Zwiefalter Annalen S. 10,4—14, 12,38—
13,11 u. 41,15—30._
Sckvoeckenkrieg um Meissenau.
Zchicirrsle arr 5Mr nach aer leerten flucht.
(Sept. rS32 bis Gkt. r633).
(Schluß.)
Nachdem gegen Ende Oktober die
Bedrängnisse und Belästigungen von feiten
der Schweden und ihrer Bundesgenossen
in Oberschwaben aufgehört hatten, kehrte
Abt Härtlin zur Freude und zum Tröste
seiner Untertanen nach Weißenau zurück,
und nun machte man sich mit allem Eifer
daran, auf dem ganzen Gebiete des Stiftes

die bisheran erlittenen Schäden zu heilen,
die Kirchen und den Gottesdienst in den-
selben wieder herzustellen, kurz alles wieder
in den früheren Stand zu setzen. Den
Anfang machte man gleich am 1. Nov.,
dem Allerheiligenfeste, indem man die
Metten in altgewohnter Weise um Mitter-
nacht rezitierte. Allein auch diesmal hatte
es mit dem guten Ansang bald wieder
sein Bewenden. Kaum war der Monat
um, so wurde die Ravensburger Besatzung
abberufen und durch eine neue Mann-
schaft unter dem Kommando von Giel
(Giel von Gielsperg?) ersetzt, und es
währte nicht lange, so forderte (am 7. Dez.)
Kommissär Kürsinger vom Stifte, trotz-
dem alle Kästen und Keller desselben fast
gänzlich geleert waren, Proviant für die
Garnison, während ein anderer Kriegs-
beamter, Franz Dingler, in einer Zu-
schrift Maß, Gewicht, Zeit und Art der
Lieferung genauer bestimmte. Auch die
Waldungen des Klosters mußten herhalten.
Ravensburger Soldaten, zumeist rüstige
Schweizer, die vermutlich der aus Frei-
bürg i. Ü. stammende Oberst König an-
geworben, verschanzten die zwei Haupttore
der Stadt mit Baumstämmen, welche sie
aus den genannten Waldungen ohne
weiteres herbeischafften.
Unterdes waren die kaiserl. Feldherren
ernstlich darauf bedacht, Vorderöfterreich
und das Allgäu vom Feinde zu fäubern,
was nur dadurch erzielt werden konnte,
daß man ihn aus den Städten Biberach,
Memmingen und Kempten, seinen
Hauptstützpunkten, verdrängte. Wie nun
die kaiserl. Mannschaften allmählich ins
Feld rückten, da kamen auch wieder Send-
schreiben von allen Seiten hergeflogen,
welche fort und fort Proviant für die ver-
schiedenen Heeresabteilungen requirierten.
Den Anfang machte gleich am I.Jan. d.J.
1633 der Oberkommiffär Wolfstiern, der
dem Abt von Weißenau die Notlage der be-
reits ausgerückten Soldaten schilderte. Abt
Härtlin schickt Brod und Wein, soviel er
nur auftreiben kann und wünscht der
Armee besten Erfolg mit der Versicherung,
er werde für die Ehre der kaiserl. Majestät
und für die Verteidigung des Landes alles
aufbieten, was in seinen Kräften stehe.
Der Kommissär verfehlt nicht ihn aufzu-
muntern, nur unentwegt so sortzufahren.
 
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