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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 12
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Pfeiffer, Bertold: Die Künstlerfamilie Feichtmayr
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0203

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tzeransgegeben und
redigiert von
Amtsrichter a. D.
Leclr in Kavensdurg.

Organ kur LescdicMe, Ulkettumskuncle, Literatur, Kunst untl Kultur Schwabens,
ei röge, itorresponäenren, ktcrensions-exemplarc, lausclireitsckriften etc. wollen stets clicekt an
Timtscickter a. O. Seck in Kovensbucg
ce >. omationen uncl Sestellungen ar> cien Verlag 5r. Ulricti ctaselbst gerictitet weräen.
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« Nr. ir «
verbr. lyli.
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« « 29. « « !!

ZMgang.

Vie Wnrtlettamilie ^eichtmavt-
von Professor Or. Le rtold Pfeiffer in Stuttgart.
Aus dem Gebiete des uralten Benedik-
tiner-Klosters Wessobrunn in Ober-
bayern, ein paar Stunden südwestwärts
vom Ammersee, sind vom Ende des 17.
Jahrhunderts an zahlreiche Stukkatoren
hervorgegangen, ein besonderer Stil der
Stuckdekoration hat sich dort stufenweise
entwickelt. „Die Formsnwelt der Wesso-
brunner setzt sich aus italienischen und
französischen Stilmotiveu zusammen; in
der Verarbeitung und besonders in der
Zeichnung der einzelnen Formen macht
sich aber der deutsche Charakter unver-
kennbar geltend"?)
In Deutschland ist Gewolb- und
Deckenverzierung verhältnismäßig spät
aufgekommen. Die Gotik mit ihrem
konstruktiv bedingten System von Rippen,
wozu als schmückende Glieder die An-
fänger- und Schlußsteine kommen, oder
in reicherer Gestaltung mit Netz- und
Sterugebilden, bedurfte keiner selbstän-
digen Gewölbeverzierung. Wenn aber
in der italienischen Hochrenaissance die
reine Harmonie der Verhältnisse größte
Zurückhaltung in dekorativen Zutaten
G. Hager, Die Bautätigkeit und Kunst-
pflege im Kloster Wessobrunn und die Wesso-
brunner Stukkatoren. Oberbayrisches Archiv,
Band XPVIII und Sondcrabdrnck, München 1894.

zuließ, so änderte sich dies im Barockstil
gründlich. Seine derben Formen, seine
breiten Wölbungen, nicht mehr in der
Naturfarbe des Werk- oder Backsteins,
sondern mit weißer Tünche überzogen,
heischten eine Belebung durch Stukkaturen
oder Gemälde oder beides zusammen.
Aus Italien kam die Stuckornamen-
tik nach Süddeutschland, Erfindung und
Ausführung lagen geraume Zeit in den
Händen von Italienern. Erst vom Ende
des 17. ins 18. Jahrhundert hinein werden
die welschen Stuckarbeiter langsam aber
sicher in immer weiterem Umkreis von
Deutschen verdrängt, zunächst in Dorf-
und Klosterkirchen, vor allem durch die
Wessobrunner. Am bekanntesten unter
diesen Maurern und Gipsern waren die
Schmuzer, welche schon'am Ende des 16.
Jahrhunderts erscheinen.
Zu diesen Familien haben auch die
Feichtmayr (Schreibweise verschieden,
Feuchtmaysesr, Feichtmeier, Faichtmaier
nsw.) gehört, welche indessensdie Fühlung
mit ihrer engeren Heimat zum Teil früh
verloren und nicht nur als Stuckarbeiter,
sondern auch als Baumeister und Bild-
hauer, Holzschnitzer uud^Maler bis weit-
hin in die umliegenden Gebiete Ober-
schwaben, Oberrhein, Franken und Schweiz
tätig gewesen sind. Annähernd vollständig
wird ihr vielgestaltiges Wirken erst dann
 
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