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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0013
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V o r r e d e.

IX

Es war mm für den in Stahl zu schneidenden Hieroglyphen-Stempel die am Reichsten mit
solchen Zuthaten ausgestattete Grund-Gestalt zu wählen und die aus der Kupfer-Mater
durch den Guss hervorgegangene Type durch die Beschneidung der Zuthaten zu einer
Mehrheit von Typen zu bearbeiten. Durch die Anwendung dieser Oeconomie wird die
Menge der Stempel beträchtlich verringert. Leider konnte ich das Gesetz dieser Spar-
samkeit nicht immer gelten lassen, weil ich theils wegen des sofortigen Angriffes der Sache
nicht Zeit genug hatte zu einer ruhigen Vergleichuug der Hieroglyphen-Masse, theils weil
ich die Verbindung mancher Hieroglyphe mit dieser oder jener Zuthat erst durch neu er- -
scheinende Werke wie z. B. durch Champollion's Aegyptische Grammatik keimen lernte, nach-
dem bereits die einfache Grund-Gestalt der Hieroglyphe geschnitten war. Daher ist Herr
Nies zu einem reichern Besitze von Stempeln und Matern gelangt, als er eigentlich bedürfte.
Nun nehmen aber dieselben Hieroglyphen auf den Aegyptischen Monumenten unbeschadet ihrer
Bedeutung eine doppelte Richtung: von der Rechten zur Linken und von der Linken zur
Rechten. Es scheint demnach für zahlreiche Hieroglyphen ein doppelter Stempel-Schnitt von
Nöthen zu sein. Allein sobald die Hieroglyphen-Schrift nicht zu einem artistischen, sondern
zu einem philologischen Werke angewendet werden soll, so stellt sich mit Ausnahme einer ver-
hältnissmässig geringen Anzahl Figuren nur das Bedürfnis» eines einseitigen Schnittes heraus.
Haben doch selbst die hauptsächlichsten Werke der Hieroglyphik in ihren Zeichnungen die
Figuren gewöhnlich bloss nach einer Seite blicken lassen. Da diese Richtung von der
Rechten zur Linken geht (vgl. Herodot. II, 36.so hielt ich es für angemessen, die für
den Urtheils-Spruch bestimmten Acten auch in dieser Hinsicht dem Leser möglichst treu
vorzulegen. Ohne alle Gefahr für die Einsicht in die Hieroglyphen - Schrift konnte also
der Doppel-Schnitt der Stempel im Ganzen einer spätem Zeit vorbehalten werden. In
der That ist Hr. Nies auch allmählich in einen ziemlich reichen Besitz doppelt geschnittener
Stempel gekommen. — Was die Zeichnung der Figuren anbelangt, so war mir hierin
keine volle Freiheit gegeben. Mein Buch bezweckte die Beurtheilung des bisher auf dem
Felde der Hieroglyphik Geleisteten. Ich durfte mich daher nicht wesentlich von den For-
men entfernen, welche Young, Salt, Champollion, Rosellini u. a. in ihren verschiedenen,
von mir zu beurtheilenden Werken ihnen gegeben hatten, ohne mich dem Vorwurf auszu-
setzen, dass die von mir veränderten Prämissen meinem Schlüsse die nöthige Bündigkeit
entzögen. Bei den am Häufigsten vorkommenden Hieroglyphen schien ein wesentliches
Verfehlen der Zeichnung nicht wohl möglich zu sein, da die ganz unabhängig von einander
gegebene Darstellung Seitens der mit der Hieroglyphen-Schrift wohl vertrauten Männer in
den Grundzügen der Figuren mit einander übereinstimmte. Trotz dieser Uebereinstimmung
liess sich aber in den vornehmsten, von den Engländern, Franzosen, Italienern (zu denen
ich auch den Dänen Zoega rechne) und Deutschen verfertigten Zeichnungen der (bisweilen
von demselben Aegyptischen Denkmahle entnommenen) hieroglyphischeu Sculpturen ein merklich

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