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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0046
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XLII

Vorrede.

Vernachlässigung sich in den Entzifferungs-Versuchen des Altägyptischeu oft empfindlich
rächen möchte.

Wie verhält sich denn nun, so kann man endlich fragen, das Koptische zu den in
der Hieroglyphen-Schrift gefundenen abweichenden Sprachformen? Ich brauche kaum zu
bemerken, dass der zweite Theil meines Buches bestimmt ist, diese Frage zu beantworten.
Andeutungsweise erlaube ich mir jedoch, schon hier die oben p. XXV mitgetheilten For-
men zu besprechen. Der Plural des Personal-Pronomens der 3t. Pers. lautete nach Cham-
pollion in der Hieroglyphen - Schrift ntcn für das Koptische N9U>oy, HTOOy, NTAy.
Champollion machte keinen Versuch diese „Anomalie" zu erklären. Einzig und allein von
dem Standpuncte des Koptischen Sprachbaues aus ward ich zu folgender Annahme genö-
thigt. Das n vor NGü)oy, etc. ist ein zur Verstärkung angezogener Pronominal-Stamm
der 3t. Person. Das ecnoy, Tooy ist eigentlicher Demonstrativ-Stamm im Plural, dessen
reine Form einstmals te-ToyNl (te-T0)N0y, te-TONOy) gewesen sein muss. Diese Form
gestaltet sich mit der, in der ältesten Schrift gewöhnlichen Auslassung der Vocale zu
ttn. Von diesem ttn unterscheidet sich das hieroglyphische tcn nur durch die Schwäch-
ung des t zu c, welche Schwächung auch in den Koptischen Pronominal-Formen der 3t.
Person heimisch ist. In dem Koptischen, Semitischen und Indo-Germanischen Sprachstamme
war das eigentliche Demonstrativ-Pronomen hervorgegangen aus dem Personal-Pronomen
der 2t. Person (tu) als dein Ur-Demonstra(iv. Bis auf den Ausgang der Sprache lautete die
schwache Form des Pronomens der 2t. Person PI. im Koptischen: tetn, toten. — Nach
Champollion hiess in der Hieroglyphen-Schrift Gott und Göttin in. NTp, f. NTpt für Kop-
tisch Noyf, NoyTE. Der Koptische Sprachbau nöthigte uns eine häufige Verstümmelung
seiner Endsylben vorauszusetzen. Das hieroglyphische NTpi überwiegt das Masc. NTp
um ein l. Das Koptische belehrte uns mit den beiden anderen Sprachstämmen, dass das
weibliche Geschlecht vorzugsweise vor dem männlichen ein Subjectiv-Suffix t sich bewahrt
habe. Nach Champollion gestaltete sich der Singular des Koptischen geo, gTO in der
Hieroglyphen-Schrift zu gTp, während im Koptischen erst der Plural geo>p, gTcop, gToooop
das p zum Vorscheine brachte. Das Koptische nöthigte mich im Vereine mit den beiden
anderen Sprachstämmen zur Aufstellung des Grundsalzes, dass sich die alte abgekommene
Singular-Form häufig in dem (formal und real-)stärkern Plurale erhalten habe. Das
hieroglyphische ttn zeigt uns die Verbindung des lndefinital-Pronominal-Stammes N mit
dem Demonstrativ-Stamme n. Im Koptischen war nichts häufiger als die Verstärkung der
Pronominal-, namentlich der Demonstrativ - Stämme durch den Indefinital-Stamm n. Die
Hieroglyphen-Schrift zeigt häufig Suffixe an Statt der Koptischen Präfixe. Das Koptische
gebot uns für die ältere Zeit den vorherrschenden Gebrauch der Suffixe an Statt der
Präfixe vorauszusetzen. — Da Champollion eine Analyse des Koptischen, wie selbige in
meinem Buche vorliegt, meines Wissens, nirgends unternommen hat, da wiederum ich bei der
 
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