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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0253
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von Champollion.

109

Allein in dem Precis ward diese Meinung von Champollion dahin abgeändert »), dass er die
phonetischen Elemente nicht für eine blosse Hülfsschrift, sondern für einen wesentlichen, notwen-
digen und untrennbaren Theil der Hieroglyphenschrift, ja für die Seele derselben erklärte. Dem zu
Folge gab er als die Hauptaufgaben, welche sein Precis zu lösen beabsichtige, folgende Sätze an 2):
erstens, dass sein hieroglyphisches Alphabet für die Entzifferung der Königslegenden aller Epochen
tauglich sei5 zweitens, dass die Entdeckung des phonetischen Alphabetes der Hieroglyphen den
wahren Schlüssel des ganzen hieroglyphischen Systemes enthalte; drittens, dass es die Aegypter zu
allen Zeiten anwendeten, um die Laute der in ihrer Sprache geredeten Worte alphabetisch darzu-
stellen 3 viertens, dass alle hieroglyphischen Inschriften zu einem sehr grossen Theile aus rein alpha-
betischen Zeichen zusammen gesetzt seien, und zwar aus Zeichen von derselben Bedeutung, welche
er an ihnen bestimmt habe; fünftens, dass er die Natur der in den hieroglyphischen Texten zugleich
angewendeten, verschiedenen Arten von Charakteren kennen lehren, und endlich sechstens, dass er
aus dem Erweise dieser Sätze eine auf zahlreiche Anwendungen gestützte allgemeine Theorie des
hieroglyphischen Systemes aufstellen werde.

Da Champollion die phonetischen Elemente für die Seele und das bewegende Princip der ganzen
Hieroglyphenschrift erklärte, so kam natürlich zuvörderst alles darauf an, wie er die einzelnen Hie-
roglyphen in ihrer Eigenschaft als wirkliche Buchstaben vergewisserte.

Die oberste Leitung bei dieser Untersuchung räumte Champollion weder den äusseren Zeugnis-
sen, noch auch der von Young zwischen dem Hieroglyphischen und Enehorischen wahrgenommenen,
von ihm £Champ.) nur theilwcis als richtig anerkannten, formellen Analogie, sondern den inneren
Zeugnissen ein3), welche ihm zunächst das Vorkommen und das gegenseitige Erläutern und Bestä-
tigen der Hieroglyphen in den hieroglyphisch geschriebenen fremden Eigennamen darbot.

Wie Young, so dienten auch Champollion die entweder senkrecht oder Avagerecht gestellten *)
länglichen Einfassungen als Führer. Als er jedoch eine bedeutende Anzahl derselben entziffert und

1) Champollion Precis du Si/st. Ilie'roijl. I. f'dit. p. 2. Les nouveaux apercus que I'application de mon alpliabet pho-
neiique m'offrait cliaque jour, nie luontraicnt assez clairemeut, en effet, qu'au lieu de considerer, daiis 1111 nouvean travail,
Ve'criture phone'tique seulement conime im moyen purement auxiliaire, et 11011 indispensable, du Systeme hieroglypliique
egyptien, comine uue eeriture, qui s'appliquait, meine avant Cambyse, ä ja transcription skulk des noms propres des peu-
ples et des individns, e'tranyers ü VKijijpte, nieutionnes dans les plus anciens texl«s hieroglypliiques, tandis que les idi es
et les noms nationaux y etaient exprimes toujours ideograpliiquemeut, j'avais au coutraire a faire envisager cette ecnluru
sous uu rapport beaucoup plus etendu.

L'ecriture phout:tiqne, dont le premier je publiais l'alphabet appuye siir de tres-nonibreuses applicalions, se dtcouvrait
dejä ä mes yeux sous son veritable jour, c'est-a-dire, comnie partie essentielle, necessaire et inseparable de I'ecnture hie-
roglypliique j en nn mot, comme I'ame ineme de ce dernier Systeme. Vergl. 1. ed. p. 19. H. ed. p. 20.

2) Champollion Precis du Syst. Iiie'rot/l. I. et II. ed. p. 11. Le bat priucipal est de demontrer: 1- al,e mo'i alplia-
bet hieroglypliique s'applique aux legendes roynies hieroglypliiques de toutes les epoques; 2. que la decouverte de Valpkabet
phone'tique des hieroglyphes est la veritable clef de tout le Systeme hierot/It/phique; 3. que les aucicus Egyptens l'em-
ployerent ä toutes les epoques, pour representer alphabe'liquement les sons di-s mots de leur lang»e parlee; 4. ql]e toutes
les inscriplious hieroglypliiques sout, en tres-qrande partie, composees de signes purement alphabetiques, et tels que je les
ai determine's. 5. Je chercherai a connaitre la nature.des diverses sortes de caracteres emplo.v1^ sil"»ltaneiiieiit dans les
textes hieroglypliiques. 6. Enfin, j'essaierai de deduire de toutes ces propositious une f'ois prouvees, la theorie generale du
Systeme hieroglypliique, appuyee sur des nombreuses applications; etc.

3) Champollion Precis du Syst. Ilieroiß. J. e'd. p. 22. 24. 25. 27. II. ed. p- 23. 25. 26, 28.

4) S. uns. B. p. 97. 183. Aus typographischen Rücksichten werden wir bei der im Verlaufe des Werkes vorzule-
genden Masse von hieroglyphischen Namen diese Hinge nur bei besonderen Fällen hinzu fügen oder durch ( ) andeuten.
 
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