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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0675
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von Champollion.

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hat sich auch in dem genitivischen ai, mit welchem das Griech. uo (spr. aii) auf einer Linie steht,
so wie in dem Latein, i und Griech o— spätem ov (vgl. oben p. 563. no. 1.) geborgen. In beiden Spra-
chen ist aber das frühere genitivische oi, oi wegen des dieser Lautverbindung eigentümlichen fetten
I-Lautes leicht begreiflich hier in i, dort in o=ov zusammen gegangen. Wenn das Lateinische in
dem as, es, eis seiner Nominat. pl. der Ist. und 2t. Declin. das alte S besser bewahrt hat als das
Griechische in ui und oi, so hat das letztere wiederum sich nicht nur treuer gegen die dem S vor-
her gehenden Vocale erwiesen, sondern auch in den Aeolischen Accusat. pl. eng und oig sich offen-
bar einen Schritt näher an die Urform gehalten als das Latein, as und os. Nichts desto weniger
dürfte es sehr zu Gunsten unsrer Anordnung der Latein. Declination sprechen, dass dieselbe auf
dem blossen Wege der Analogie zu den Accusativ-Formen ais und ois gelangen würde, selbst wenn
wir von den ihnen vollkommen entsprechenden Griechischen Accusativen nichts wüssten, so dass
also das Lateinische, weit entfernt, wie es auf den ersten Anblick schien (s. oben p. 512.), gegen
diese älteren Griech. Accusative aufzutreten, dieselben nicht nur auf das Nachdrücklichste in Schutz
nimmt, sondern auch gewissermaassen deren einstmaliges Vorhandensein zur Bedingung seiner eig-
nen vollkommnern Declination macht. Die noch weiter in das Alterthum hinaus reichende Forma-
tion auf -ns, -vg schliesst sich einerseits an das Sanskr. N des Accus, pl. und anderseits noch
mehr an das durch die Goth. Declination gehende accusativische -ns an. Sehr belehrend ist hier-
bei die Wahrnehmung, dass das Goth. -ns schon im Althochdeutschen einem schweren Vocal ä, i
weicht, in dem Altsächsischen ös und Angelsächsischen as (vgl. das Schwed. ar, er) dem Latein.
as, os und dem Griech. ug, og=ovg parallel läuft, endlich aber zu einem dürftigen e herab sinkt.
Zu Folge jener altern Bildung wurde der Accusat. s. aem, oe'm im Plural aen-s, oen-s nur durch
ein S vermehrt, indem das M den ganz gewöhnlichen euphonischen Umlaut in N erlitt. Ob ein
solches M=N einstmals auch im Nominat. pl. wirksam war, lässt sich weder aus der Sanskr. noch

der Dativen ist. Folglich bedeutet ,.tpvaixt;v aitiav ovx c/ov" hier so viel als avexgxorijTov". Skxt. Empir. advers. Gram.
I, B. Oväev yctQ ßlanrmfie&a, tav re avv toi » yQa<p<»fiev iijv ioTixtjv nromiv, eav de /aj, Vgl. andere Stellen, wo das i
suhscript. ein i arextfMv^Tov genannt wird, bei Liscovns l. I. p. 133. fg., so wie Quintil. I. 7, 14. (bei uns p. 554. jio.
3.), auf welche St. Liscov. aufmerksam macht. AVenn in Cebereinstimmung mit diesen späteren Schriftstellern gleichzeitige
Inschriften aller Griech. Stämme häufigst das Jota fallen lassen, wie z. B. die Attischen Inschr. bei Boecke Corp. Inscr. Gr.
no. 319. TIBEPISl KAAYAIS1 SEBASTSl rEPMANIKSl, no. 321. TP AI AN 11 AAPIANSl KAISAPI SEBASTSl,
vgl. sqq., die Aeolischen no. 4178. AYTOKPATOPI NEPOYAI TP AI ANSI KAISAPI APISTSl SEBASTSL 1EPMA-
NIKP.AAKIKSI etc., no. 2179. AYTOKPATOPI TP AI ANSI AAPIANSl KAISAPI SEBASTSl EAEY6EPISI OAYM-
niSi KTISTH All XAPISTHPWN, vgl. sqq., die Arkadischen wie no. 1521. tqAIANSI AAPIANSl TIANEAÄHNISU,
die Büotischen wie no. 1611. APISTIJH u. a., so folgt hieraus natürlich nicht das Mindeste für eine ältere Zeit. Auch
verdiente dieser Umstand kaum eine Erwähnung, hiesse es nicht in Matthiaes Griech. Gram. 3t. Aufl. p. 178. §. 64.
„Doch gebrauchten die Aeolier und andere das 1 subscr. nicht, woraus mau schliesst, dass es in der alten Griech. Sprache
gar flicht Statt gefunden habe (Koen. ad Greg. p. (285.) 606.)". Allein wenn auch schon der ältere Aeolism das dativi-
sche I ablegte (vgl. Bokcku Corp. Inscr. Gr. no. 57. p. 80., no. 1513. p. 700.), so beweist er dadurch nur, dass er nicht
durchgreifend die ältere Sprache beibehielt, indem das von der Analogie streng geforderte I des Daliv in der That von den
ältesten Inschriften aller Griech. Dialekte beständig geschrieben ward. Vgl. cotum. Nan. Boeckh l. I. no. 3. EKl'HAN-
TOl=Ex<,avTt:>, tess. Borg. no. 4. MIKAimAI=z2t*cuvup, foed. Eleor. et Her. no. 11. (aIs0 älteste Aeol. Inschr.) TOI AI
OAVNJIKHTOI KATAAEMENOI, EPIAPOI, TOI NTAVT ETPAMENOI, Inscr. Hier. no. 16. TOI AI TVPAN, In-
scr. Att. bustroph. no. 22. ENlArS HOAOI, Inscr. Pelopon. bustropk. no. 34. EPI NIKEI Inscr. Nointel. I. HOIAE:
ENTOI: POVEMOU APE9AN0N] ENKYPfiOl\ EN AIAYPTOI • EN'i'OlNIKEI: etc., Dir. 'Vehr. no. 3044. EN TESII
H rHI THI TH1HI, Inscr. Lesb. no. 21(!6. EN TAI IlOAI. Vgl. das aus dem Alterthume selbst noch in spätere Inschr.
«hergegangene TEI BOAEI, TEI BOYAEI, ATABEI TYXEI s. Boeckh Corp. Inscr. Gr. I. p. 170_ 244. Darum behielt
es auch natürlich Hcrodcs Atticus bei: EN TEI HOB Ol TEI APPIAl EN TOI HEBODO APBOl, TOI KINESANTL
 
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