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Schwartze, Moritz Gotthilf
Das alte Aegypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Aegyptens: nach den altägyptischen Original-Schriften und den Mittheilungen der nichtägyptischen alten Schriftsteller (Band 1) — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.17156#0678
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G24

System der Hieroglyphik

ungsvocal war für die erste Declination das a in lerr-a-es, ierr-a-is, für die zweite das o in
popul-o-es, popul-o-is, für die vierte das u in senat-u-es, senal-u-is, für die fünfte das e in cli-
e-es, di-e-is. Demnach erblicken wir gerade die vier Vocale a, e, o, u, welche sich mit dem
fünften Vocale, dem i, als dem charakteristischen Declinationsvocale zu ad, aij od, oi, ue, ui; ed
ei verbanden. Da aber die Häufung dieser Vocale dem feinern Römischen Sprachsinne widerstrebte,
so erhob sich ein Kampf zwischen dem Declinationsvocale d, i und den vier Bindungsvocalen, in
welchem der erstere hinsichtlich einer ganzen Declination nur in der fünften eine Zeitlang siegte,
wie die contrahirten Formen vis, dii, rim, diibus zeigen, im Uebrigen aber für die verschiedenen
Casus bald den Bindungsvocal verdrängte wie in terr-a-is, terris, bald ihm wich wie in lerr-a-im.
ierram oder auch mit ihm in einen dritten Laut überging wie in terr-a-i, terrae. Die ot. Declin.,
welche bis auf den Beginn dieses Kampfes gleich ihren Schwestern als Declin. noch gar nicht oder bloss
durch den dem Declinationsstamine voran tretenden Bindungsvocal von der dritten verschieden war,
fiel mithin bei der durch den Kampf erzeugten Contraction in i formell wieder in die zweite und dritte
Declin. zurück *). Dass nun aber die Declination ursprünglich nur eine einzige war, ergiebt sich auch
aus dem Wesen der Declination selbst. Ist nämlich die Declination nichts anders als die Bezeich-
nung der Grundverhältnisse, in welchen die Substantialitäts- und Eigenschaftswörter einer Sprache so
wohl in ihrer Einzahl als Mehrzahl als persönlich an und für sich und %u einander Seiende gedacht wer-
den können, oder kürzer, die Bezeichnung des selbständigen (absoluten) und abhängigen (relativen)
Persönlichkeitsverhältnisses jener Wörter als Einer oder Mehrer, so erhellt, dass, wie verschieden
auch der Wortstamm und die Art und Weise der gedachten Anknüpfung sein mochte, doch die
Bezeichnung des Persönlichkeitsverhältnisses, als eines durchaus mit sich identischen Zustandes,
ursprünglich nur ein sich selbst Gleiches sein und erst durch die im Laufe der Zeit erfolgende
Lautglättung (Kampf mit den Bindevocalen und Schwächung der schwereren Vocale in leichtere)
zu einem mit sich Verschiedenen werden konnte. Ist nun diese Erklärung der Declination richtig,
so konnte die Sprache, ohne gleichsam den geraden Weg zu verlassen, nicht anders verfahren, als
dass sie das objective Pronomen der 3t. Person als die allgemeinste Bezeichnung von jenem Ver-
hältnisse des an sich und in Beziehung zu anderen Seienden mit den (grammatisch) zu personiii-
zirenden Wörtern in die nächste Verbindung brachte. Diess bewerkstelligte sie dadurch, dass sie
dieses Pronomen als das bewegende Princip, als die eigentliche Gliederung der Nomina und Adjec-
tiva, d. i- »'s den Artikel, denselben anfügte, ihn mit dem Wortstamme verwachsen Hess und so das
abstracte Pronomen zu einem concreten verwendete. Gemeiniglich erfolgte diese Verbindung so,
dass das concrescirende Pronomen dem durch dasselbe zu declinirenden Wortstamme nicht voran
ging, sondern nachfolgte, aus dem ganz richtigen Grunde, weil der genannte Wortstamm als der
Inhalt eines Begri/Tes eher als die Beziehung desselben, oder als der Artikel, der logischen Auf-
fassung vorgeführt zu werden verdiente. Daher zunächst die Wahrnehmung, dass die ältesten
Sprachen und namentlich die uns jetzt beschäftigenden entweder nie, oder doch erst in späterer
Zeit sich eines von dem Wortstamme abgesonderten und sich selbständig von ihm bewegenden

1) Selbst bei den späteren Lateinern galt die 5t. Declination nicht für durchaus legitim, vgl. Sos. Chams, p. 18.
Est et alius ordo declinationis, quem alii ad secundum ordiuem pertinere dicunt, nuod genitivum in i Jiteram facit. alii tertii
putaverunt, quoniam accusativum in an, item dalivum et ablattvum pl. in bus facit. quem ideo milli parti tribuentes gnintae
declinationis esse putavere.
 
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