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Seidel, Paul [Hrsg.]; Bode, Wilhelm [Hrsg.]; Friedländer, Max J. [Hrsg.]
Gemälde alter Meister im Besitze Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preussen — Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart, [1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23711#0098
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Weiter nach dem Westen weist das stattliche Profilporträt eines jungen vornehmen
Mannes von Bernardino de' Conti (Vergleiche die Tafel). Wie der Künstler ist auch der
Dargestellte durch die Inschrift gesichert: dieser ist einer der Nepoten Papst Sixtus' des Vierten,
FraSistodellaRovere, Neffe des Papstes, dem als Malteserritter die Ordensbailei Manuasce
in der Provence verliehen war. Unser Bild, das 1501 gemalt ist, zeigt ihn noch in jungen Jahren;
später wurde er Kardinal und war ein besonderer Liebling Papst Julius' II. Der Künstler,
am Plofe des Lodovico Moro neben und trotz Leonardo der begünstigste Porträtmaler,
bemühte sich, eine gleich kräftige Wirkung in seinen Bildnissen zu erreichen, wie sein großer
Florentiner Kunstgenosse, indem er die Köpfe vor einen schwarzen Grund stellt; aber da ihm
die Kunst des Helldunkels fehlt, erscheint das elfenbeinfarbene Fleisch hart und ohne leinere
Modellierung, zudem ist seine Zeichnung besonders in den Händen plump und charakterlos. Die
Sammlung Solly enthielt verschiedene ähnliche Bildnisse des Künstlers, von denen eines sich
jetzt in der Provinzialgalerie zu Hannover, ein zweites im Magazin des Kaiser Friedrich-Museums
befindet; in diesem Museum ist auch ein drittes Werk, das tüchtige kleinere Bildnis eines
Kardinals vom Jahre 1499 ausgestellt. Daß Conti es nicht verschmähte, Leonardo gelegent-
lich zu kopieren, zeigen die mehrfachen Wiederholungen einer Madonna, die augenscheinlich
auf ein verlorenes Original von Leonardo zurückgehen, sowie eine freie Kopie der Madonna in
der Grotte, auf der vorn die beiden sich küssenden Kinder angebracht sind, welche so oft
von den niederländischen Malern der ersten Llälfte des sechzehnten Jahrhunderts kopiert
worden sind. Dieses sehr geringwertige große Bild, das im Neuen Palais zu Potsdam auf-
bewahrt wird, hat nur ein Interesse durch die Bezeichnung, nach der es im Jahre 1523
gemalt worden ist, in einer Zeit, aus der uns sonst über das Leben des Künstlers oder über
Werke von ihm nichts mehr bekannt ist.

In der in vorstehender Abbildung (Seite 81), wiedergegebenen Tafel mit den Halb-
figuren der heiligen Kirchenväter Ambrosius und Hieronymus, die wohl einem größeren
Altarwerke angehörte, giebt sich die Bland eines ligurischen Malers aus dem Anfange des
XVI. Jahrhunderts zu erkennen, von dem verwandte Bilder an der Riviera, namentlich in
Savona vorkommen.

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