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Seider, Richard
Beiträge zur Ptolemäischen Verwaltungsgeschichte: der Nomarches, der Dioiketes Apollonios — Heidelberg: im Selbstverlag von F. Bilabel, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.53381#0047
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II. T e i 1.

Der Dioiketes Apollonios.
Einleitung.
Wenn wir vom Dioiketes als dem ptolemäischen Finanzminister
sprechen, dann dürfen wir dabei nicht vergessen, daß dieser neben
dem Finanzministerium — wenn wir so sagen dürfen — noch andere
Ministerien in seiner Hand vereinigtex). Diese freilich sind in Finanz-
fragen immer mit dem Finanzministerium verbunden, und so tritt eben
die Tätigkeit des Dioiketen als Finanzminister besonders in Erscheinung.
Aber Verwaltungsformen moderner Staaten können wir nicht ohne
weiteres auf das Reich der Ptolemäer übertragen. Ministerien und
Minister in unserem Sinne gab es bei den Ptolemäern nicht. Ich glaube,
wir brauchen nicht zu fragen, ob etwa Ptolemaios Philadelphos neben
dem Dioiketes Apollonios noch Minister von gleichem oder höherem
Rang hatte* 2). Die Urkunden des Zenonarchivs, die neben Apollonios
keinen Minister kennen, dürften derartige Zweifel nicht aufkommen
lassen.
In einer Urkunde aus der Zeit Philometors (181—146) sagt der
Dioiketes Herodes, daß ή των όλων φροντίς von ihm getragen werden
müsse3). Der Dioiketes dirigierte die gesamte Verwaltung des Ptole-
mäerreiches. Die Stellung des Dioiketes zum König und zum Unter-
beamten zeigt ein Rechenschaftsbericht eines Strategen des Hereakleo-
polites (BGU. VIII 1764) an den Dioiketes: πρότερον μεν διά την τύχην
τον ·&εον και κνρίον βαοιλέως [και την παρά σοϋ] πρόνοιαν, εΐτα και την
ημετέραν διά φόβον καί άγρνπνίας εξνπηρέτηοιν . . . „Die Worte πρότερον
bis εξνπηρέτηοιν enthalten klar und gut ausgedrückt die amtliche Auf-
fassung vom Staate: über allem schwebt die τύχη des Königs, sein
numen, als göttliche Voraussetzung aller Macht und allen Erfolges;
die Staatsverwaltung als Ganzes ist anheimgegeben der πρόνοια des
Ministers, seiner Fürsorge und Vorsorge; die Beamtenschaft hat den
Einzeldienst zu leisten, unermüdlich und in der Furcht vor dem hohen
Chef.“ 4)
h Vgl. Ulrich Wilcken, Griech. Gesch. München, Berlin 1931, p. 197; Edgar,
P. Cairo Zen. vol. I, Introd.
2) Vgl. Edgar, P. Mich. Zen. Introd.
8) Vgl. UPZ. Nr. 110.
4) Vgl. W. Schubart und D. Schäfer, Spätptolemäische Papyri aus den amt-
lichen Büros des Herakleopolites, Berl. 1933, p. 43.

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