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VIERTES BLICH • 1625-1710

könnten das Geld für die Kriegsdienste nidit vorstrecken, sondern würden
monatlich den nötigen Sold aufbringen. Schließlich wurde eine Getreideumlage
bewilligt in Höhe von 16 Schock von einer Dresdner Metze Roggen und 8 Schock
von einer Metze Hafer. Seit 1632 konnten die Ritterdienste um 15 Taler für das
Pferd abgekauft werden <was 1639 auf das Doppelte erhöht wurde). Als Ende
Dezember 1634, nach geschloßnem Pirnaer Vertrage, die Stände in Dresden
wieder zusammentraten, waren die Mittel für die Fortsetzung des Krieges volL
ständig erschöpft,- Besoldungen und Zinsen überall in Rückstand,- die beiden
Universitäten ließen erklären, sie seien zu einer Ode und die Studiosen zu
Soldaten geworden.
Uber die Preise haben wir die folgenden Angaben: 1622 kostete ein Ochs
90 bis 100 Gulden, eine Kuh 60 bis 70, ein Kalb 20,- 1628 kostete das Pfund
Rindfleisch 6 bis 7 Pfennig. Für die Hofküche gingen 1630 dabei 60000 Gulden
auf, für die Kellerei 51000, für den Stall 38000 und über 55000 für die Jagd. In
demselben Jahr ließ der Kurfürst das Jagdschloß Hermsdorf in der Amtshaupt-
mannschaft Dresden wiederherstellen273),' Reibersdorf in der Amtshauptmann-
schäft Zittau gelangte gleichzeitig um 46000 Taler in den Besitz von Christian
von Nostitz, dem im gleichen Jahrhundert Hans Haubold von Einsiedel folgte.
Das Heer erhob sich fortan auf fast 20000 schwere Reiter, 2000Dragoner
und 30000 Fußtruppen, die zum überwiegenden Teil angeworben wurden. Am
30 Mai 1631 war zum ersten mal in der Festung Dresden die Werbetrommel
gerührt worden <was bis dahin nur in Altendresden geschehen war). Im August
des folgenden Jahrs wurde die Neustadt durch Schanzen geschützt. Die Kleidung
der Garnison war fortan rot und gelb (statt gelb und schwarz). Bei Einquartirung
erhielten 1632 ein Rittmeister 6Essen <zu 4 Groschen), ein Leutnant 4, ein Felda-
webe! 3 und ein Knecht 2,- das tägliche Rauhfutter für ein Pferd kostete einen
Groschen274).
DAS LEBEN DER ZEIT
Begann auch während dieses Jahrzehnts die Kriegsnot ins LIngemeßne zu
wachsen, so stellte dieselbe Zeit, welche das Restitutionsedikt von 1629 brachte,
zugleich einen Höhepunkt des protestantischen Empfindens dar, das immerhin
verhinderte daß dieses Edikt zur vollen Durchführung gebracht werden konnte.
Viel trugen dazu die böhmischen Exulanten bei, die sich in zunehmendem Maße
Sachsen zuwendeten. Waren schon im 16 Jahrhundert manche Böhmen in Sachsen
ansässig gewesen, wie anderseits die Schönburgs, Biinaus, Starschedels u. a.
schon in Böhmen, so mehrte sich die Zahl der Flüchtlinge, die besonders aus

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